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USA Roadtrip 2017: Berge und Wald so weit das Auge reicht

Nach dem ebenso wenig vorhandenen Glück wie Sauerstoff in den Casinos von Reno brauchte es dringend frische Luft. Kein Wunder also, dass wir uns am frühen Sonntag morgen ins Auto setzten um diese zu kriegen. Ziel war Lake Tahoe, ein großer Bergsee auf der Grenze zwischen Nevada und Kalifornien. Wir entschieden uns dabei für den Sand Harbor State Park und was soll ich sagen: Die Fotogenität dieses Ortes war fast schon lächerlich, so wunderschön und idyllisch war es dort.

Lake Tahoe – just amazin‘

Glasklares Wasser, ein kleiner Sandstrand, Ruhe, überall Eichhörnchen, blauer Himmel, wie perfekt kann ein Ort sein? Für mich benötigt es auch noch Internet, aber selbst das gab es am Lake Tahoe – awesome! So verbrachten wir dort einige Zeit, amüsierten uns über die mehr als zutraulichen Eichhörnchen und ließen es uns einfach gut gehen, wohl wissend, dass noch eine etwa dreistündige Tour mit dem Auto vor uns lag.

Ob das Eichhörnchen ahnt, wie viel Zeit wir noch im Auto verbringen würden?

Eigentlich betrug sie Strecke nur etwa 250 Kilometer, wieso brauchten wir also so lange? Nun, zum einen liegt das natürlich an den amerikanischen Geschwindigkeitsbegrenzungen, die jeglicher Logik entbehren wie große Teile des weiblichen Verhaltens. Zum anderen führten aber große Teile durch die Berge und die Straßen waren entsprechend schmal, kurvig und verdammt anstrengend. Wer kann denn schon ahnen, dass es in Kalifornien so verdammt viele Berge gibt, die allesamt über 2000 Meter hoch sind und mit dem Auto überquert werden wollen? Zugegebenermaßen macht die Kurverei aber auch durchaus etwas Spaß und nach einer gefühlten Ewigkeit kamen wir dann auch im „schönen“ Sonora an. Wer oder was dieses Sonora ist? Nun, eine klassische Zwischenstation auf dem Weg zum nächsten großen Punkt der Rundreise: dem Yosemite Nationalpark.

In aller Herrgottsfrühe klingelte am nächsten Morgen der Wecker und riss uns so unsanft aus dem Schlaf, als wäre der Urlaub schon vorbei und die alltägliche Arbeits-Tristesse schon wieder am Start. Dies war glücklicherweise noch nicht der Fall, aber trotzdem schleppten wir uns zum Frühstück – voller Vorfreude, da es im Frühstücksrestaurant serviert wurde und wir einen Voucher vom Hotel hatten, der sich wirklich gut las. Was dann aber auf den Tisch kam, war das wohl traurigste Frühstück jenseits von Afrika: man reichte mir zwei Scheiben Toast mit Butter und ein Glas Orangensaft, der schmeckte, als hätte man Capri-Eis geschmolzen. Was für ein toller Start in den Tag. Entsprechend semi-gut gelaunt ging es dann auf die Straße zum Nationalpark. Dort trafen wir dann einen alten bekannten – unseren Homeboy Rauch von Waldbrand. Dadurch blieb uns die fantastische Sicht durch das Yosemite Valley leider etwas verwährt, aber der Ausblick vom Tunnel View war trotzdem beeindruckend (siehe Titelbild). Im Tal selbst spürten wir gar nicht so viel vom Rauch. Viel mehr boten sich uns tolle Naturwunder unter blauem Himmel.

Die Yosemite Falls – trotz extremer Trockenheit noch immer mit etwas Wasser

Insgesamt muss ich aber sagen, dass mich der Park erneut (nach 2011) nicht so beeindruckt hat, wie es der allgemeine Hype erwarten lässt. Die Granitformationen und Wälder sind beeindruckend, keine Frage, aber insgesamt hebt sich der Park für mich nicht so sehr von anderen Nationalparks ab. Dafür ist er in meinen Augen überlaufen und, was ich noch viel schlimmer finde, die Deutschen-Dichte ist mir viel viel zu hoch. Was sagt es eigentlich über mich als Person aus, dass ich meine Landsleute bereits von Weitem an Gang und Kleidung erkenne und sie dann bewusst meide? Gesehen haben sollte man Yosemite aber trotzdem mal.

Als es dann richtig voll wurde im Park, befanden wir uns schon wieder auf dem Weg nach draußen. Dieser verlief allerdings anders als ursprünglich geplant, denn am Vorabend fiel uns auf, dass unsere eigentliche Ausfahrtstraße aufgrund anhaltender Waldbrände gesperrt wurde und somit unsere geplante Unterkunft am dortigen Ausgang des Parks überhaupt keinen Sinn mehr ergab. So planten wir kurzfristig um, stornierten das Hotel und buchten ein neues – wir haben hier immerhin den Urlaub der zu lösenden Probleme. So ging es dann ein ganzen Stück weiter Richtung Zentral-Kalifornien, genauer gesagt nach Chowchilla. Klingt cool, oder? Ist es aber nicht. Denn auf dem Weg dorthin gibt es gar nicht, außer vollkommen ausgetrocknete Landstriche die in ihrer Farbe eher an die Savanne als an Kalifornien erinnern. Und in Chowchilla selbst gibt es genauso wenig. Starbucks, McDonalds, Tankstellen und ansonsten nur Felder und braches Land. Immerhin unsere Unterkunft war gut, was man von unserem Abendessen absolut nicht behaupten konnte. Wir entschieden uns nämlich für Pizza im „Nachbarort“, etwa 18 Kilometer entfernt. Und die bereits vorhandene Erkenntnis aus den letzten Jahren bestätigte sich erneut: Amerikaner können Pizza in etwa so gut wie Umweltschutz. Oder sich aus militärischen Konflikten raushalten. Oder ein Gesundheitssystem aufbauen. Auf dem Rückweg zum Hotel verschwand dann auf einmal die Musik aus dem Radio und wich einer dringenden Wetterwarnung, die auch etwas später mehrmals das laufende Fernsehprogramm auf allen Sendern unterbrach. Es wurde vor schweren Gewittern mit Hagel und Starkregen gewarnt, als würde gleich die Welt untergehen und das jüngste Gericht stände vor der Tür. Und zunächst sah es tatsächlich so aus, als wäre der Tag der Apokalypse gekommen.

Die Welt in Chowchilla geht unter

Statt Aufstieg in den Himmel, Abstieg in die Hölle oder Zombie-Apokalypse gab es dann schlicht und ergreifend etwas Regen, einige Blitze und das wars. Aber hauptsache erstmal etwas Panik verbreiten. So verlebten wir dann noch einen entspannten Abend im Herzen vom Golden State, bevor wir dann am nächsten Tag unsere Rückkehr an die Pazifikküste antreten sollten.

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