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USA Roadtrip 2019: Ein Tag, zwei Personen, drei Attraktionen, vier Bundesstaaten

Am insgesamt dritten Morgen unserer Reise war es so weit: ich hatte das erste Mal noch die Augen geschlossen, als der Wecker um 6 Uhr morgens klingelte. Wirklich geschlafen habe ich nicht mehr, sodass dieses Geräusch noch nicht so tragisch war, aber ich befürchte, das dürfte sich in den nächsten Tagen ändern. So ging es einmal mehr vor dem Sonnenaufgang und bei nur knapp über 0 Grad zum Frühstück. Dieses fiel, fast schon ungewohnt, üppig aus, denn diesmal gab es doch glatt mehrere (!!!) Marmeladen zur Auswahl und es gab nicht nur Toast, sondern auch Bagels – was für ein Luxus. Das änderte aber nichts daran, dass wir recht schnell unsere Sachen zusammenpackten um aufzubrechen. Die 50er Jahren hatten es uns schlicht und ergreifend nicht sonderlich angetan. Da wir uns am Vorabend aber irgendwie ein so straffes Tagesprogramm zusammengestellt hatten, welches „normale“ Touristen wohl auf 3 Tage verteilt hätten, konnte ein so frühes Aufbrechen absolut nicht schaden.

Den Start der vollgepackten Tagestour stellte der nahe gelegene Mesa Verde Nationalpark dar. Wir hatten beide nicht sonderlich hohe Erwartungen, die sich spätestens in dem Moment noch einmal deutlich nach unten korrigierten, als wir lasen, dass es sich hierbei um den einzigen Nationalpark handelt, der aufgrund seiner kulturellen Errungenschaften den Titel trägt. Kein Wunder also, dass wir auf dem Weg in den Park zunächst gerne nochmal anhielten, um die ersten Sonnenstrahlen über dem Umland zu genießen.

Wäre ich doch nur als Frühaufsteher geboren, ich hätte womöglich eine ganz andere Sicht auf die Welt und würde nicht aus Prinzip eine Abneigung gegen Menschen haben. Womöglich wäre ich auch kein solcher Kultur-Banause, wie ich es im Mesa Verde Nationalpark einmal mehr unter Beweis stellte. Die Sehenswürdigkeiten im Park bilden nämlich historische Bauten des Volkes der Pueblo, dass vor einigen hundert Jahren dieses Hochplateau besiedelte. Wirklich interessiert haben uns diese Überreste allerdings nahezu zu keiner Zeit, denn gefühlt jeder Point of Interest war für uns an diesem Morgen eher ein Drive-Thru. Einzig die in den Fels gebauten Häuser konnten so etwa wie Interesse und ein Stück weit Bewunderung entfachen – zumindest in geringem Ausmaß.

Was uns aber wohl, traurigerweise, am meisten aus diesem Nationalpark in Erinnerung bleiben wird, ist eine Toilettenanlage. Denn als wir diese auf einem der Parkplätze aufsuchten, überwältigte uns ein zuvor noch nie so erlebter Gestank. Ich weiß nicht, wer oder was diese Örtlichkeit zuvor besucht hatte, aber dem Gestank nach zu Urteilen, muss es der Person wirklich nicht gut gegangen sein. Wenn so etwas aus einem Menschen kommen konnte, kann ich an dieser Stelle nur einen Rat aussprechen: Geh bitte zum Arzt, so schnell es geht! Es dauerte eine ganze Weile, bis wir dieses Aroma aus unseren Nasen bekamen und wieder halbwegs normal atmen konnten, ohne das Gefühl zu haben, unsere Eingeweide würde sofort aus unserem Körper flüchten. Dies aber nur als kleine Anekdote am Rand, denn nach nicht einmal 2 Stunden hatten wir den Nationalpark schon wieder verlassen und befanden uns auf dem Weg zur nächsten Attraktion: dem Four Corners Monument. An diesem Punkt im buchstäblichen Nirgendwo treffen wir Bundesstaaten aufeinander: Colorado, Utah, Arizona und New Mexico. Dieser Punkt wird mit einer Bodenplatte geehrt, auf welcher man gleichzeitig in allen vier Staaten stehen kann. Ganz ehrlich: klingt cooler, als es war. Aber hey, wir haben es immerhin ausprobiert.

Mit einem Mal hatten wir dann aber zumindest nicht mehr nur Colorado, sondern noch drei weitere Staaten besucht. In Sachen Effizienz konnte der Four Corners Point also so einiges. Weiter ging die Reise dann durch die schier unendlichen Weiten Arizonas. Die Landschaft veränderte sich zwar Stück für Stück, blieb aber weitestgehend karg und nahezu vollkommen unzivilisiert. Die Beschreibung könnte auch gut auf Teile Ostdeutschlands zutreffen, aber wir fuhren einfach nur durch Arizona und das sogar gut 1,5 Stunden lang. In dieser Zeit betätigte ich ziemlich genau zwei Mal ein Pedal in unserem Auto, beide Male beim Abbiegen und mehr muss über die Verkehrsdichte und den Ereignis-Reichtum während dieser Fahrepisode auch nicht gesagt werden. Trotzdem kamen wir aber natürlich problemlos, wenn man vom Überfahren eines fast schon inszeniert wirkenden, über die Straße rollenden Strohballs mal absieht, an unserem nächsten Ziel an: Monument Valley. Diese Landschaft hatte es erst sehr kurzfristig auf unsere To-Do-Liste geschafft, was einfach daran lag, dass wir Idioten sind, die sich im Vorfeld viel zu wenig mit dem Reiseziel auseinandersetzen. Als umso lohnenswerter entpuppte sich dieser Abstecher, denn die Anblicke während unserer Offroad-Tour über Stock und Stein und durch roten Sand waren einfach beeindruckend.

Fast zwei Stunden lang tourten wir mit unserem Subaru Outback über unbefestigte Straßen und erkundeten das Tal mit seinen steil aufragenden Felskonstruktionen. Anschließend fühlte sich das „normale“ Fahren auf dem Highway fast schon etwas merkwürdig an. Glücklicherweise hatte ich dann etwas mehr als 2,5 Stunden Zeit, um mich wieder daran zu gewöhnen. Auf dem Weg legten wir aber noch einen kurzen Stopp ein, denn wir kamen an einem bekannten Punkt aus der Kino-Historie vorbei: dem Forrest Gump Point. An dieser Stelle auf dem Highway blieb Forrest Gump im gleichnamigen Film einfach stehen und entschied sich, seinen Dauerlauf quer durch Amerika zu beenden.

Ein wirklich cooler, wenn auch unscheinbarer Spot, der aber natürlich direkt einen ganz besonderen Charme erhält, wenn man von einen willkürlich über die Straße laufenden Frau ungefragt darauf hingewiesen wird, dass erst vor zwei Wochen an dieser Stelle ein Junge totgefahren wurde. Was ihre Absicht mit diesem Hinweis war? Unklar. Nichtsdestotrotz schossen wir unsere Fotos und setzten dann unsere Fahrt fort. Die weiteren 2 Stunden verbrachten wir damit, unsere bisherigen Reisen ein wenig Revue passieren zu lassen, während uns das Radio wahlweise mit zwielichtigen politischen Diskussionen und Christen-Rock zu unterhalten versuchte. Ich bin mir auch gar nicht sicher, welche politische Position Jesus in den USA beziehen würde, aber ich bilde mir ein, dass darüber diskutiert wurde. Ist aber ja auch egal, hauptsache wir erreichten irgendwann unser Tagesziel in Moab. Am Ende dieses vollgepackten Tages hatte ich mehr als 8 Stunden meiner Lebenszeit am Steuer unseres Autos verbracht und uns quer durch das Land kutschiert. Ob sich so ein Fernfahrer fühlt, wenn er seinen ganzen Arbeitstag nur das Lenkrad festhält und ansonsten nicht viel tut? Ich weiß es nicht und will es auch nicht herausfinden. Aber wir hatten jedenfalls einen guten Tag, haben viel gesehen und viele Meilen abgerissen.

Zum Abschluss des Tages ging es dann noch zu Denny’s und wir setzten uns Mal mit dem Programm für die nächsten beiden Tage auseinander. Dabei stellten wir fest, dass hier in Utah die Schüler aus irgendeinem Grund ein langes Wochenende haben. Das war dann auch die Erklärung, wieso die Stadt gefühlt aus allen Nähten platzte und wir allein 20 Minuten auf einen Tisch im Diner warten mussten, wo man uns normalerweise als einzige Gäste begrüßt, die nicht als Rentner bereits mit dem Mobiliar verwachsen sind. Für die bevorstehenden Besuche der Nationalparks in Utah ist das wohl ebenfalls kein gutes Vorzeichen aber was soll’s. Stehen wir eben weiterhin auf, als gingen wir zur Arbeit.

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