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USA Roadtrip 2019: Black Canyon of the Gunnison Nationalpark

Wie erwartet, endete auch diese Nacht deutlich früher, als man es von uns gewohnt ist. Allerdings war diesmal ich es, der bereits um 5 Uhr der Meinung war, dass es dann auch genug wäre mit diesem Schlafen. Bei unserem straffen Programm im Urlaub ist das aber gar nicht mal schlecht, denn so konnten wir pünktlich um 6:30 mit Öffnung des Buffets unser Frühstück zu uns nehmen. Nun, Buffet ist vielleicht in einem Days Inn Motel eher eine Übertreibung, denn die Auswahl war doch eher überschaubar. Letztlich wurde es etwas Obst und etwas Toast mit Marmelade. Vielleicht lag es auch an diesem eher semi-üppigen Frühstück. dass uns der morgendliche Blick auf das Thermometer nicht so sehr auf den Magen schlug. Denn es war, vorsichtig ausgedrückt, ziemlich schattig draußen.

So packten wir dann mit der langsam aufgehenden Sonne vor dem Fenster unsere Sachen, holten die auf mysteriöse Art und Weise im Kühlschrank eingefrorenen Lebensmittel und Getränke raus um anschließend das Risiko einzugehen, selbst im Innenraum unseres Autos fest zu frieren. Erstaunlicherweise passierte das nicht. Stattdessen sorgte die Lüftung in Zusammenarbeit mit der Sitzheizung für eine angenehme Atmosphäre, während wir außerhalb unserer schönen, warmen Welt die wundervollen Landschaften Colorados bestaunen konnten.

Wenn der Weg zu unserem ersten Nationalpark der Route schon so schön war, wie gut sollte dann der Rest des Tages erst werden? Spoiler Alarm: verdammt gut. Nach etwas mehr als einer Stunde erreichten wir den Eingang zum Black Canyon of the Gunnison Nationalpark und wunderten uns, dass wir quasi alleine waren. Klar, es war noch nicht mal 9 Uhr, aber normalerweise gibt es in Nationalparks immer ein paar Verrückte, die scheinbar die Vorzüge von Betten nicht zu schätzen wissen. Hier war das nicht so und schon am ersten Aussichtspunkt bekamen wir einen guten Eindruck, wie schön auch dieser Park war.

Obwohl wir quasi ohne Erwartungen her gefahren waren, wurden wir positiv überrascht. Der Nationalpark gehört zu den weniger besuchten des Landes und das völlig zu unrecht. Denn jeder Aussichtspunkt, den wir anfuhren bzw. besuchten (meistens waren diese von der Straße aus mit kurzen Trails erreichbar) war schlichtweg wunderschön. Sowohl die schroffen, tief in die Landschaft geschnittenen Wände des Canyons als auch die Natur am oberen Rand waren beeindruckend und absolut sehenswert.

Und trotzdem waren wir quasi überall alleine. So verbrachten wir allein am oberen Rand des Canyons deutlich mehr Zeit, als wir es im Vorfeld gedacht hatten und genossen einfach die Schönheit der Natur. Dies fiel uns dann auch deutlich leichter, als es im Laufe des Vormittags wärmer wurde und sich die Temperaturen dann doch auch über dem Gefrierpunkt ansiedelten. Irgendwann hatten wir aber wirklich jeden Aussichtspunkt besucht und nutzten die Möglichkeit, über eine Steile, kurvige Straße den Weg in den Canyon anzutreten, Eine Wanderung nach unten ist quasi nicht möglich, da es keinerlei offizielle Wege gibt und man dafür grundsätzlich eine Erlaubnis der örtlichen Ranger benötigt. Aber allein die Vorstellung, entlang dieser Klippen mehrere Hundert Höhenmeter nach unten und anschließen auch wieder nach oben zu wandern, führte zur sofortigen Verwerfung des Gedankens an eine Wanderung. Da lobt man sich doch die USA, wo man doch quasi alles auch bequem mit dem Auto erreichen kann. Dass uns auf dem Weg dann auch noch grasende Rehe einen schönen Tag wünschten, war dann quasi nur das i-Tüpfelchen.

Während wir am Rand des Canyons ja schon quasi alleine waren, waren wir am Fluss unten noch einsamer. Denn außer drei Anglern hielt sich dort absolut niemand auf. Woran das lag? Keine Ahnung, denn schönere Herbst-Impressionen kann es eigentlich kaum geben.

Völlig geflasht von all diesen Eindrücken machten wir uns dann aber doch irgendwann auf den Weg, um unsere nächste Unterkunft anzusteuern – natürlich auch diesmal nur entspannte 3 Stunden Fahrt entfernt. Auf der Strecke machten wir allerdings noch einmal bei Walmart halt, denn wir brauchten neue Wasservorräte. Dass dann zufällig auch noch weitere Oreos im Wagen landete, war irgendwie Zufall. Aber wer braucht denn bitte nicht insgesamt 7 (!!!) verschiedene Oreo-Geschmacksrichtungen während eines Roadtrips?

Irgendwie mussten wir aber ja auch unsere gefrorenen Tomaten, Karotten und Trauben ersetzen. Denn, wen wunderts, einfrieren und auftauen von frischem Gemüse und Obst macht das nicht unbedingt besser. Das kann uns mit den Keksen ja nun nicht mehr passieren – es handelte sich also letztlich um reine Risikovorsorge. Die Fahrt selbst war dann so, wie solche Fahrten durch die USA nun einmal sind: einsam, nicht sonderlich schnell, dafür aber durch immer wieder schöne Landschaften. Teilweise sahen wir für mehr als eine Stunde kein einziges Auto, dafür aber tolle Ausblicke wie diesen.

Wenn man dabei dann quasi nie schneller als 100 km/h fährt, kann man die Landschaft auch noch so richtig genießen. Irgendwann kamen wir aber doch noch in Cortez an, wo sich unser nächstes Hotel befand: das Retro Inn.

Wie der Name und das Design schon erahnen lassen, macht dieses Motel auf alt und scheint in den 50er Jahren hängen geblieben zu sein. Ob dies nun ein bewusster Entschluss der Hotelleitung war oder man in den Räumlichkeiten einfach seit dieser Zeit nichts mehr verändert hat, wurde nicht so ganz klar. Allerdings tippe ich, vom ersten Eindruck her, eher auf Letzteres.

Das quasi nicht existente WLAN und die fehlenden Steckdosen im Zimmer untermauern diese These. Aber natürlich ließen wir uns davon nicht abschrecken, sondern zogen erst noch einmal los, um uns zu stärken. Diesmal landeten wir, auch mangels ernst zu nehmender Alternativen, bei Burger King. Denn dort gibt es in den USA, man lese und staune, den Impossible Whopper, einen pflanzenbasierten Burger. Und erstaunlicherweise schmeckte der sogar verdammt gut! So konnten wir zumindest satt in unser Retro-Abenteuer zurückkehren. In der Zwischenzeit hatte sich das Thermometer übrigens bis auf 22 Grad hoch geschwungen, sodass ich an dieser Stelle auch einfach mal festhalten möchte, dass wir binnen eines Tages lässige 30 Grad Temperaturunterschied mitgemacht haben. Ist das normal? Man weiß es nicht.

Mit dem bisschen WLAN, das wir vom Hotel nebenan abzapfen konnten, planten wir dann die Route für den nächsten Tag, die sich aus irgendeinem Grund so dramatisch veränderte, wie man es sonst nur vom Klima heutzutage kennt. Aus einem geplanten Nationalpark wurden plötzlich vier Stopps und eine akkumulierte Fahrzeit jenseits von gut und böse. Ob wir das tatsächlich alles an einem Tag schaffen oder ob ich mich morgen von mitten aus dem Nichts melde, weil wir mehr Haltepunkte auf der Agenda als Stunden zur Verfügung hatten, werden wir sehen. Vorher werden wir aber erst noch herausfinden, ob das Frühstück auch noch aus den 50ern übrig geblieben ist oder ob man doch halbwegs frische Sachen serviert. Möglicherweise wird hier auch nachts, in Erinnerung an die vergangenen Zeiten, der Strom abgestellt oder farbige Mitbürger werden diskriminiert. Ach nee, das hat ja in den USA nichts mit 50ern zu tun, das ist ja heute auch noch so. Naja, es bleibt also spannend.

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