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USA Roadtrip 2022: Hitze während der Desert Days

Wer sich schon einmal mit dem Südwesten der USA auseinander gesetzt hat bzw. die „klassische“ Tour in dieser Ecke kennt, fragt sich natürlich zurecht: wieso pennt man denn in diesem offensichtlich willkürlich benannten Ort Twentynine Palms und nicht im weltbekannten Palm Springs? Nun, die Antwort ist so einfach wie logisch: Palm Springs ist teuer, wir nicht reich und außerdem liegt Twentynine Palms deutlich besser für unseren nächsten Punkt auf der Roadtrip-Liste: Joshua Tree Nationalpark.

Joshua Tree Nationalpark – Wüste voller Bäume

Nachdem wir unser Zimmer schon bezogen und den Chillmodus aktiviert hatten, kam mir mal wieder eine fixe Idee: Lass mal schnell in den Nationalpark und den Sonnenuntergang gucken. Natürlich waren wir spät dran und natürlich hatten wir nichts geplant, aber wir fuhren einfach los, fanden einen schönen Spot und konnten einen wirklich tollen ersten Eindruck erlangen, der die Vorfreude auf den nächsten Tag deutlich steigerte.

So brachen wir dann am nächsten Morgen bei schon kuschelig warmen Temperaturen und strahlendem Sonnenschein auf, um die Wüstenlandschaft zu erkunden. Wir wanderten durch die pralle Sonne, mein Nacken freute sich überhaupt nicht, und erlebten eine vielfältige, lebendige Landschaft, wie wir sie in einer so trockenen, heißen Gegend nicht erwartet hätten.

Die örtlichen Pflanzen kamen mit den Temperaturen um die 40 Grad in jedem Fall besser zurecht als wir, denn während unseres Aufenthaltes durch im Park fühlten sich die Schweiß-Bahnen auf meinem Körper an wie das Amazonas-Delta in Brasilien. Weil wir bekanntlich nicht sonderlich clever sind, stand nach unserem Natur-Erlebnis noch eine 3,5 stündige Fahrt mit dem Auto an – es musste ja weitergehen. Auf diesem Weg verließen wir erstmals Kalifornien und betraten unsere neue „Heimat“ für die folgenden Tage: den Bundesstaat Arizona.

Schnell erlebten wir, wie viel karges, unbelebtes Land die USA doch haben, denn der Großteil unserer Fahrt führte uns schlichtweg durchs Nichts. An einem Rastplatz machten wir nur eine kurze Pause um uns zu erleichtern, wurden aber direkt Zeuge, was die Natur in diesem Niemandsland so für Unfug macht.

Die Windhose wollte scheinbar einfach mal vorbeischauen, ein bisschen Dreck aufwirbeln und uns herzlich begrüßen: welcome to Arizona. Zu diesem Zeitpunkt zeigte unser Thermometer übrigens 43 Grad an und der Aufenthalt außerhalb des klimatisierten Autos fühlte sich sofort an, als wären wir Kroketten in einem Air Fryer.

Phoenix – Großstadt in der Hitze

Wir schafften es trotzdem bis nach Phoenix, kühlten uns im Hotel erst einmal ab und dachten dann: lass doch mal ein Escape Game spielen – der Tag war bis dahin ja noch nicht voll genug. Also ging es wieder ab auf den Highway und eine halbe Stunde später waren wir auch schon da. Das Spiel mit Scooby Doo Thema war unterhaltsam, die Betreuung allerdings lustlos und halbherzig aber besser ein mittelmäßiges Escape Game als keins, oder?

Ungefähr dieses Motto verfolgen wir auch in Sachen Essen, weshalb ich darauf auch bisher nicht großartig eingegangen bin. In der Regel variieren wir zwischen Impossible Whopper bei Burger King, dem Veggie Delite Sandwich bei Subway und Beyond Meat Tacos oder Burritos bei Del Taco. Genau das sind nämlich die veganen Optionen, die man hier unkompliziert und bezahlbar bekommt. Sollten mir also nach dieser Reise zeitnah einige Zähne ausfallen, hat mich der Skorbut eiskalt erwischt – und mich würde es nicht einmal wundern.

Es sagt zwar niemand, dass man den neuen Tag so beginnen sollte, wie man den alten aufgehört hat, aber wir haben das in diesem Fall einfach trotzdem getan und noch ein weiteres Escape Game gespielt. Um 8 Uhr hatten wir schon wieder über 30 Grad und fuhren erneut eine halbe Stunde, diesmal aber in eine andere Richtung, um die Welt vor bösen Robotern zu bewahren. Wir fragen uns immer noch, aus welchem Grund gefühlt jeder Punkt in Phoenix 30 Fahrminuten von unserem Hotel entfernt war, aber in den USA nimmt man Entfernungen ja sowieso anders wahr. Das Spiel war dann super unterhaltsam und aus einem ebenfalls unbekannten Grund hat der Anbieter auch noch einen Milkshake-Laden, aus dem wir dann mit einem veganen 12 Dollar Shake heraus spazierten. Man gönnt sich ja sonst nichts (eine Aussage, die uns irgendwann noch in den finanziellen Ruin treiben wird).

Um auch noch ein wenig von der Stadt Phoenix zu sehen, ging es über Downtown inklusive eines wenig erfolgreichen Besuchs im Fanshop der Phoenix Suns und den Papago Park, der hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt sei, nach Scottsdale, was offensichtlich so etwas wie eine Künstlerecke der Region ist. Unser Interesse hat dann immerhin auch für einen kurzen Spaziergang gereicht.

Im Anschluss setzten wir unsere Reise dann weiter Richtung Süden fort. Mit einem Zwischenstopp in den Phoenix Premium Outlets, man nimmt schließlich mit was man kriegen kann, landeten wir schließlich in Tucson. Unser Hotel war hier eine Mischung aus Garagenanlage in der Autobahnauffahrt und hipper Künstlertreff, insgesamt aber gar nicht übel. Und gleiches gilt auch für den Eindruck, den Tucson bei uns hinterlassen konnte. Die Stadt wirkte auf eine ganz eigene Weise hip. Mit Murals an diversen Wänden, einer offensichtlich fluorierenden Bar- und Restaurantszene und sogar einem veganen Restaurant für uns fühlten wir uns trotz viel zu heißer Temperaturen irgendwie wohl. Als wir dann auch noch den Sonnenuntergang über der Wüstenlandschaft vom örtlichen Mountain Park genießen konnten, waren wir wirklich zufrieden.

Saguaro Nationalpark: Kakteen überall.

Natürlich kann man sich jetzt fragen: wie zur Hölle kommt man überhaupt auf die Idee nach Tucson zu fahren? Nun, wir hatten die Desert Days ausgerufen, um die Stadt herum ist reichlich Wüste und naja, es gibt ja schließlich auch noch den Saguaro Nationalpark.

Saguaros sind Kakteen, die bis zu 15 Meter hoch werden können und die sich in der Gegend um Tucson herum tierisch wohl fühlen. Wir hatten zwar schon am Abend auf den Hügeln so manchen Kaktus gesehen, aber das Ausmaß im Nationalpark war dann ein völlig anderes. Sie waren einfach überall. Dummerweise traf das auch auf die Sonne zu, während Schatten wahrlich rar gesät war. Schon auf unserer ersten kleinen Wanderung zermürbte uns die pure Hitze und wir waren froh, als wir wieder im klimatisierten Auto saßen. Aber die Kakteen-Landschaften waren wirklich cool und absolut sehenswert.

Ganz nebenbei: Klapperschlangen und Skorpione fühlen sich in dieser Region auch sehr wohl – zumindest wenn man den Warnhinweisen Glauben schenkt. Ich habe ausgiebig nach ihnen gesucht, aber bin nicht fündig geworden.

Wirklich viel Zeit zum Suchen hatte ich zugegebenermaßen aber auch nicht, denn schließlich stand für uns noch eine Fahrt quer durch Arizona an. Ich kann voller Überzeugung sagen: nach einem Vormittag bei über 40 Grad in der Wüste macht eine mehr als 4 stündige Autofahrt quer durchs Nichts jenseits einer Interstate alles andere als Spaß. Der Kampf mit der Müdigkeit war real, aber ich konnte den Sieg davon tragen und wir erreichten mit Holbrook unser nächstes Ziel. Was da für uns an dem Abend so abging? Ich habe da mal ein Symbolbild vorbereitet.

Kleine Anekdote hierzu: wir haben zwei Burger King Filialen innerhalb von wenigen Meilen angefahren. Beide hatten nicht genug Personal, um den Gastbereich zu öffnen, sodass wir letztlich mit unserem Essen aus dem Drive-Through auf dem Parkplatz saßen und genau diese Aussicht genießen durften. Von den Ketchup-Päckchen, die man uns in unsere Tüte gepackt hatte, zehren wir den ganzen Urlaub über. Wahrscheinlich kämen wir damit auch zuhause noch einige Monate aus. Ich würde mal vermuten: Arbeitskräfte waren in Holbrook ein seltenes Gut, Ketchup hingegen im Überfluss vorhanden.

Unser Hotel vor Ort sollte übrigens, laut Google Maps, direkt neben einem Dog Park liegen. Dieser Dog Park entpuppte sich allerdings als umzäunte Steppe und von Hunden gab es weit und breit keine Spur. Ich bezweifle auch, dass jemals ein Hund dort gewesen ist. Wir störten uns aber auch nicht dran und wollten eigentlich einen ruhigen Abend verbringen, was auch so lange gut ging, bis plötzlich der Strom ausfiel. Ich wollte mich schon über unsere Wahl des schäbigen Hotels aufregen, aber beim Blick auf dem Fenster wurde mir klar: die ganze Stadt hatte keinen Strom mehr. Zum Glück hatten wir vor unserem Besuch am ersten Tag im Pinnacles Nationalpark völlig unsinnigerweise Taschenlampen gekauft, die wir nun nutzen konnten. Auch der Blick in den Sternenhimmel entschädigte ein ganzes Stück für die Ungewissheit, ob der Strom jemals zurückkommen würde oder ob nun die aus Filmen bekannte Menschenjagd beginnt. Option 1 trat ein und wir konnten beruhigt schlafen.

Versteinertes Holz und mehr: Petrified Forest Nationalpark.

Auch hier fragt sich so manch interessierte Person beim Blick auf die Karte Arizonas, was uns überhaupt ins „schöne“ Holbrook verschlagen hat. Die Antwort ist auch hier ganz einfach: ein Nationalpark. Diesmal handelt es sich um den alles andere als bekannten Petrified Forest Nationalpark. Und ob man es glauben will oder nicht, die Hauptsehenswürdigkeit dieses Parks ist tatsächlich einfach versteinertes Holz.

Klingt langweilig? Ehrlich gesagt war es das auch. Ich hab es mit eigenen Händen gespürt: dieses Holz ist wirklich versteinert und der Prozess und die Geschichte dazu sicherlich grundsätzlich interessant, aber wirkliche Freudensprünge habe ich nicht gemacht, als ich die Holzteile sah (und das lag ausnahmsweise nicht an meiner grenzwertigen körperlichen Verfassung).

Wir fuhren daher weiter in den Park hinein – also zumindest bis der örtliche Türsteher auf der Straße auftauchte. Wir hatten einen kurzen Staredown, den er nutzte um uns zu begutachten um zu beurteilen, ob wir cool genug für den restlichen Park sind. Diese Beurteilung fiel ganz offensichtlich positiv aus, denn er ließ uns passieren.

Natürlich schauten wir uns danach auch noch den Rest des Parks an und ich muss zugeben, es wurde doch noch ganz cool. Insbesondere der Spaziergang durch die karge, fast schon postapokalyptische Landschaft Blue Mesa wusste zu gefallen und zeigte uns gleichzeitig noch eine weitere Möglichkeit, wie Wüstenlandschaften so aussehen können.

Nur wenige Meilen weiter, am anderen Ende des Nationalparks, sah die Landschaft dann schon wieder komplett anders aus. Aus versteinerten Baumstämmen und bläulich gefärbten Hügeln wurden plötzlich eine rote, von tiefen Furchen durchzogene Fläche. Sofort wurde uns klar: die Desert Days näherten sich dem Ende und die nächste Etappe unserer Reise Stand bevor: die Canyon Days.

Als Vorbereitung auf den Start dieser Etappe fuhren wir dann noch nach Flagstaff, der klassischen Zwischenstation auf dem Weg zum Grand Canyon. Wir hatten uns hier extra für ein Hotel in der nähe des historischen Zentrums entschieden, um noch einen Spaziergang unternehmen zu können. Dass wir auf diesem von den zwielichtigen „Gästen“ des benachbarten Motels direkt erst einmal merkwürdig angequatscht wurden, sorgte nicht gerade für Vertrauen. Aber insgesamt gefiel uns die Stadt sogar ganz gut.

Mit einem Becher veganem Eis von Walmart, was wirklich vorzüglich mundete, ließen wir den Tag entspannt ausklingen und bereiteten uns mental auf die neuen Landschaften vor, die auf uns warten sollten. Mögen die Canyon Days beginnen.

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