Fast drei Jahre ist es her, dass wir zuletzt in die USA geflogen sind. Damals ging es im Herbst nach Denver und der Trip ist mir immer noch wahnsinnig positiv in Erinnerung. Eigentlich sollte dann Mitte März 2020 der nächste Urlaub in den Staaten folgen. Was dann kam, hat wohl jeder von uns hautnah miterlebt: Corona, Lockdown, Grenzschließung – Reisen war vom einen auf den anderen Tag einfach nicht mehr möglich. Wir stornierten die Hotels, den Mietwagen und unsere Flüge und hatten seitdem ein Flugguthaben bei United Airlines, dass wir zwischenzeitlich für Flüge nach New York eingesetzt hatten, welche aber ebenfalls nicht stattfinden konnten. Anfang des Jahres wagten wir dann den nächsten Versuch. Ohne zu wissen, inwieweit eine solche Reise überhaupt möglich sein würde, haben wir einfach Flüge gebucht, eine Reise geplant und uns im Grunde dann nicht mehr großartig damit beschäftigt.
Das änderte sich auch nur sehr bedingt, als unser Abflugdatum näher kam. Die Corona-Infektionslage war immer noch irgendwie undurchsichtig, im Umfeld nahmen die Infektionsfälle zu und wir wollten uns gar keine zu großen Hoffnungen machen, dass der Urlaub tatsächlich stattfinden könnte. Selbst als es Juni wurde und der Trip quasi vor der Tür stand, herrschte keine Vorfreude sondern paranoide Sorge, dass wir uns doch noch irgendwie infizieren könnten und somit alles erneut ins Wasser fällt. Doch plötzlich schrieben wir den 11. Juni 2022. Wir hielten zwei negative Testergebnisse in den Händen, die Testpflicht für die Einreise in die USA war aber exakt für unseren Abflugtag aufgehoben worden und wir fuhren mit gepackten Koffern nach Amsterdam, von wo aus wir am nächsten Tag abfliegen sollten. Trotzdem wollten wir es nach mehr als 2 Jahren Pandemie nicht glauben. Wir ersetzten daher die Corona-Sorgen durch Sorgen vor einem überfüllten Flughafen (United empfahl mindestens 3 Stunden vorher anzureisen, der Schiphol Airport sogar eher 4), Problemen bei der Einreise oder auch einem Mangel an Mietwagen. Aber was soll ich sagen? 45 Minuten für Check-in und Sicherheitskontolle, fast drei Stunden Warte- und 11 Stunden Flugzeit sowie 45 Minuten für die Einreise in San Francisco und die Abholung des Mietwagens später begannen dann auch wir zu realisieren: wir können unsere USA Reise wirklich wie geplant antreten. Ein unglaublich zufriedenstellendes Gefühl, was lediglich von gefühlter Unterkühlung getrübt wurde, nachdem die Temperatur im Flugzeug durchgehend auf Kühlschrank eingestellt war. Gott war das kalt.
Statt nun völlig übermüdet erst einmal anzukommen, ging es direkt eine Stunde weiter in Richtung Süden – wieso auch vernünftig sein wenn man genauso dumm anfangen kann wie immer. Aufgrund unserer körperlichen Verfassung waren uns die Art unseres ersten Hotels sowie der unglaublich penetrante Geruch nach Gras vollkommen gleichgültig und früh am nächsten Morgen konnte der Urlaub mit dem ersten Nationalpark beginnen: dem Pinnacles Nationalpark.
Pinnacles Nationalpark: Entspannter Start in den vollgepackten Urlaub
Viel zu früh am Morgen (Dank geht raus an den alten Kumpel Jetlag) saßen wir schon wieder im Auto, fuhren durch kalifornisches Niemandsland und kamen am jungen und kleinen Nationalpark Mitten in Zentralkalifornien an. Dort wurden wir freundlich von kleinen Eichhörnchen empfangen und konnten dann schon die ersten kleine Wanderung des Urlaubs starten. Wie sehr ich es doch vermisst habe, einfach etwas unbekanntes zu sehen.
Der kleine Park war ein optimaler Auftakt für die Reise. Die Natur hat uns direkt wieder begeistern können und löste endlich Vorfreude auf die bevorstehende Zeit aus.
Einen Downer gab es noch während der Wanderung zwar auch direkt, da unsere geplante Wal-Tour kurzfristig abgesagt wurde, aber so konnten wir den Tag dann zumindest deutlich entspannter fortsetzen indem wir zunächst einen Shopping-Bummel einlegten und dann nach Monterey an die Pazifikküste fuhren.
Coastal-Days Part 1
Ich kann gar nicht so genau sagen warum, aber Monterey ist irgendwie ein Happy-Place für mich. Kaum erreichten wir das erste Mal den Hafen, war ich direkt super entspannt und zufrieden. Für mich war es der dritte Besuch im kleinen Küstenort und ich mag es einfach dort. Wir bummelten ein bisschen umher, gingen semi-lecker mexikanisch essen und waren trotzdem happy.
Daran änderte auch unser etwas abgewohntes Hotelzimmer nichts, das sogar einen gasbetriebenen Kamin hatte, welcher einfach selbst ausgeschaltet noch weiter glimmte. Der junge Mann an der Rezeption versicherte uns zwar, dass das völlig normal sei, aber hey, ein bisschen Gas kann ja sowieso nicht schaden, oder?
Am nächsten Morgen ging es jedenfalls unbeschadet weiter die Küste entlang. Zunächst noch ein Stück durch Monterey, dann bogen wir auf den 17-Mile-Drive ab und bekamen zwischen Golfplätzen und Villen wunderschöne Ausblicke auf die pazifische Küste. Und auch die Lone Pine hat ihren Platz weiterhin nicht verlassen und trotzt Wind und Wetter abseits ihrer Kollegen.
Weiter ging es dann auf den weltberühmten Highway 1 Richtung Süden – die Straße, die wohl wie keine andere das kalifornische Roadtrip-Feeling verkörpert. Wenig überraschend trafen wir dort auf unzählige Cabrios während wir einfach die einmalige Küste in Big Sur genossen. Diese Landschaft verliert einfach nie an Reiz, egal wie oft man sie auch schon gesehen hat. Und wie gut ist das Wetter eigentlich?
Im Gegensatz zu unserer letzten Kalifornien-Reise in 2017 gab es diesmal keine gesperrten Straßen oder eingestürzten Brücken, sodass wir die gesamte Küste befahren konnten. Darunter auch den Julia Pfeiffer Burns State Park, der mit einem wunderschönen, abgelegenen Strand locken sollte. Der kleine Parkplatz war hoffnungslos überfüllt, wir bekamen nur mit mehr Glück als Verstand einen frei werdenden Platz und freuten uns auf eine kleine Wanderung mit schönem Ziel. Stattdessen gab es dann einen fünf minütigen Spaziergang bis der Weg kurzerhand gesperrt war. Der Blick auf den Strand war dann zwar schön, aber den Hype darum konnte ich nur sehr bedingt nachvollziehen.
Wir fuhren noch weiter Richtung Süden (ja, wir waren an diesem Tag sehr lange im Auto), schauten noch bei am Strand chillenden Seerobben mit, dem Geruch nach zu urteilen, einer äußerst fragwürdigen Einstellung zum Thema Körperhygiene vorbei und verließen dann die Küste, um unsere Unterkunft im „Hinterland“ zu erreichen.
Wieso wir nicht, wie der Standard-Kalifornien-Roadtripper, in Santa Barbara oder einem der anderen Küstenorte nächtigten? Weil wir es uns schlicht und ergreifend nicht leisten konnten. Daher wohnten wir stattdessen in einem Hotel, dass malerisch zwischen einer Shell-Tankstelle und einer Highway-Auffahrt gelegen war. Es kam sofort der Gedanke auf: Können wir das noch stornieren? Aber tatsächlich wurden wir mehr als positiv überrascht und hatten einen sehr entspannten Aufenthalt. Gut erholt und jetlag-geplagt erneut viel zu früh ging es dann zurück an die Küste und weiter in den Süden. Next Stop: Los Angeles.
Los Angeles: Stadt der Enttäuschung und verbrannter Haut.
Während meines allerersten USA-Roadtrips in 2011 (verdammt, ich werde wirklich langsam alt) war ich das bisher einzige Mal in LA und die Stadt ist mir damals als ziemliche Enttäuschung in Erinnerung geblieben. Nun wollte ich versuchen, diesen Eindruck zu ändern und Spots anzufahren, die ich damals nicht besucht habe. Daher begannen wir am Santa Monica Pier.
Ich hielt es für eine fantastische Idee, bei strahlendem Sonnenschein an der Strandpromenade entlang bis nach Venice Beach zu laufen. Auf dem Papier eine gute Idee, in der Praxis aber alles andere als das. Die Sonne brannte, des Asphalt glühte, der Weg war gesäumt von merkwürdigen Gestalten und Obdachlosen und offensichtlich gilt für Einheimische das ungeschriebenen Gesetz, sich überall nur oberkörperfrei aufhalten zu dürfen. Nach einer gefühlten Ewigkeit schafften wir es nach Venice Beach und naja: war halt echt nicht so schön dort. Der Skatepark war ganz cool, ebenso die Basketballfelder aber ansonsten: alles voller Weirdos. Einziger Pluspunkt: es gab veganes Ben&Jerrys Eis, was aber wiederum ein kleines Vermögen kostete. Lecker wars aber – ich will hier ja nicht nur meckern.
Den gefühlt unendlichen Marsch mussten wir dann natürlich wieder zurück. Diesmal wählten wir den Weg direkt am Wasser, der aber nur minimal angenehmer war.
Völlig überhitzt und desillusioniert erreichten wir irgendwann wieder unser Auto. Der Aufenthalt dauerte viel länger als geplant und bereitete uns viel weniger Freude als erhofft, denn nichts dort war wirklich schön. Ein Souvenir haben wir uns aber trotzdem mitgenommen: einen üblen Sonnenbrand. Meine Arme und mein Nacken waren rot wie ein Hummer und brannten wie Feuer. Wieso lerne ich in meinem Leben eigentlich nie etwas dazu?
Eigentlich wollten wir noch nach Beverly Hills, aber die fortschreitende Tageszeit sowie der katastrophale Verkehr in LA (es herrscht in etwa zu jeder Tageszeit überall Stau) sorgten dafür, dass wir erst einmal unsere Unterkunft ansteuerten. Auch hier war es im Vorfeld gar nicht so einfach etwas bezahlbares zu finden, was halbwegs gut gelegen ist und gleichzeitig keine nächtliche Todesangst auslöst. Wir entschieden uns für das Orange Drive Hostel mitten in Hollywood. Aber schon nach betreten unseres Zimmers wussten wir: Glücklich werden wir hier ganz sicher nicht. Der Raum war winzig, die Betten alt, das Licht im Badezimmer funktionierte nicht und aus irgendeinem Grund war die Klimaanlage nur von der Rezeption aus steuerbar, die am anderen Ende der alten Hollywood-Villa lag. Wir hatten aber gar nicht großartig Zeit, uns darüber Gedanken zu machen, denn ich wollte als leidenschaftlicher Sammler unbedingt noch zu Funko Hollywood. Daher marschierten wir strammen Schrittes den Walk of Fame entlang, damit ich mich noch im Funko Flagship-Store austoben konnte. Zugegeben, der Besuch dort war ein wirkliches Highlight für mich. Das Kind in mir frohlockte und für einen Moment war meine massive Abneigung gegenüber Los Angeles vergessen (auch wenn man mir das auf dem Foto nicht ansieht).
Nach diesem schönen Ausflug ging es dann deutlich entspannter zurück über den Hollywood Boulevard und wir konnten auch das besondere Flair dieses berühmten Eckchens von Los Angeles auf uns wirken lassen.
Mit zwei Subway-Sandwiches und zwei Flaschen Soda in der Hand ging es dann zurück in unser Kabuff um den aufgekommenen Hunger zu stillen und den Versuch zu starten, unsere geschundene Haut zu retten. Ich kann an dieser Stelle schon einmal vorweg nehmen: es gelang nicht sonderlich gut und während ich das hier schreibe, pellt sich mein Nacken munter vor sich hin.
Da unser Zimmer sich direkt neben einem der diversen Gemeinschaftsbäder des Hostels befand und ich somit die ganze Nacht über das Gefühl hatte, mittendrin statt nur dabei zu sein, wenn jemand aufs Klo ging, war die Nacht wenig erholsam und ich gleichermaßen froh, als sie vorbei war. Endlich würden wir Los Angeles wieder verlassen. Auf dem Weg wollten wir aber natürlich noch das Hollywood Zeichen und das Griffith Observatorium mitnehmen – zwei touristische Highlights der Stadt. Dummerweise wollte die Stadt der Engel scheinbar aktiv nicht dazu beitragen, ein besseres Bild bei mir zu hinterlassen, denn zu Beginn des Tages vermieste das Wetter uns ziemlich den Ausblick.
Um uns dann aber nochmal richtig lächerlich zu machen, war es keine halbe Stunde später deutlich klarer. So bekamen wir zwar den wohl berühmtesten Schriftzug der Welt nicht mehr so schön zu sehen, dafür aber einen guten Ausblick vom für mich schönsten Platz von ganz Los Angeles über die Stadt.
Gefühlt jeder einzelne Sonnenstrahl auf der Haut war zu diesem Zeitpunkt übrigens schmerzhaft für mich. Wirklich tolle Voraussetzungen für einen Sommerurlaub im Südwesten der USA. Wir verließen LA und damit auch die Pazifikküste und setzen unsere Tour nach Osten fort. Die Coastal-Days fanden somit (vorerst) ihr Ende. Nach einem Zwischenstopp in den Desert Hill Premium Outlets, der uns erstmals nah an die 40 Grad Marke heran brachte, und einem Halt bei Walmart um Lichtschutzfaktor 100 sowie chemisch blaues „After Sun Sunburn Relief Gel“ zu kaufen beendeten wir den Tag in Twentynine Palms – gleichbedeutend mit dem Beginn unserer Desert-Days.