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USA Roadtrip 2023: Wechselhaftes Washington.

Nachdem wir unsere Abreise aus Portland ursprünglich als sehr lockeren, ruhigen Tag geplant hatten, schmissen wir das am letzten Abend komplett über den Haufen und der Wecker klingelte uns wahnsinnig unangenehm um 6 Uhr morgens aus dem Bett. Wieso muteten wir unseren vom Alltag geschundenen Körpern so etwas zu? Nun, die Wettervorhersage hatte für den Mount Rainier Nationalpark für diesen Tag Sonnenschein angesagt, während für unsere eigentlich geplante Zeit dort nur Schnee und Regen prognostiziert waren. Da mussten wir die Chance natürlich nutzen – sahen wir zumindest so, Quasi noch im Halbschlaf stopften wir Hummus Wraps zum Frühstück in uns hinein, die wir am Vorabend noch gekauft hatten. Aus irgendeinem Grund schmeckte aber nur die eine Hälfte nach Hummus, die andere derweil nur nach Salat. Und insgesamt war es einfach nicht lecker und für diese Uhrzeit auch völlig unangemessen, Kurze Zeit später saßen wir dann auch schon im Auto, verließen Oregon und begannen unsere Zeit in Washington State bei wolkigem, tristen Wetter. Als Stärkung für die Fahrt und die nächsten Tage versorgten wir uns nochmals mit einem Dutzend Voodoo Doughnuts, weil der ekel vor diesen delikaten Gebäckstücken sich in der Zwischenzeit schon wieder gelegt hatte. Die dreistündige Fahrt war aufgrund der anhaltenden Müdigkeit ein ziemlicher Kampf und von der versprochenen Sonne war weit und breit nichts zu sehen. Wir redeten uns ein, dass diese sich dann zeigen würde, wenn wir erstmal am Visitor Center auf knapp 2.000 Metern Höhe ankommen. Dem war nicht so…

Dort hinter den Bäumen ragt normalerweise der fast 4.400 Meter hohe Mount Rainier empor. Also das tut er sicherlich auch auf diesem Foto, aber wir sahen ihn einfach nicht. Der Frust war natürlich groß, aber wir wollten die Hoffnung noch nicht aufgeben. So entschlossen wir uns, bei 2 Grad Außentemperatur und leichtem Schneefall erstmal ein zweistündiges Nickerchen im Auto zu machen – mitten auf dem Parkplatz des Visitor Centers. Leider half auch das nichts und so mussten wir desillusioniert wieder aufbrechen. Die nächsten 3,5 Stunden Fahrt standen bevor und wieder ging es Richtung Küste. Nach zwei Stunden Fahrt kam dann die versprochene Sonne raus – leider zu spät für uns. Allerdings verzogen sich die Wolken über dem Berg auch nach unserer Abfahrt nicht, sodass zumindest diese Demütigung uns erspart blieb. So legten wir einen kurzen Stop bei einem Spielzeugladen ein und vertraten uns ein wenig die Beine um anschließend eine weitere Stunde bis nach Aberdeen zu fahren, der selbsternannten Holzhauptstadt der Welt.

Tatsächlich gab es rund um die Gewässer unendlich viele Baumstämme, aber ansonsten sah es mit dem Leben in der Stadt eher spärlich aus, Der Großteil der Ladenlokale stand leer, es waren kaum Menschen auf der Straße unterwegs – hätte die Sonne nicht geschienen, hätte man meinen können, wir wäre irgendwie wieder in Eureka gelandet. Durch das schöne Wetter war es nur traurig, aber nicht gruselig. Wir kehrten dann zum Abendessen bei Denny´s ein, nur um auch dort wieder enttäuscht zu werden. Man hatte einfach unser übliches Skillet von der Karte gestrichen. Stattdessen nahmen wir dann einen veganen Burger um frisch gestärkt die letzte halbe Stunde bis zu unserer Unterkunft hinter uns zu bringen: dem Ocean Shores Resort. Klingt super, oder? Statt dem, was man sich unter einem Resort vorstellt, fanden wir einen Ferienort vor, der wirkte, als hätte man ihn vor Jahrzehnten aufgegeben verlassen. Und genau so sah auch unser Motel aus. Der komplette Parkplatz war leer, weit und breit keine Menschenseele zu sehen und auch die Sonne war irgendwie in der Zwischenzeit hinter Wolken verschwunden. Als dann auch noch die Tür zur Rezeption verschlossen war, hatten wir kurz die Sorge, dass wir in einem Horrorfilm gelandet sind. Ich rief dann die Nummer an der Türe an, eine Frau meldete sich und meinte, sie käme sofort. Tatsächlich war sie kurze Zeit später da und wie sie aussah, hatten wir sie definitiv aus der Dusche geholt. Unser Zimmer war dann überraschend gut, geräumig, modern eingerichtet und wir fühlten uns wirklich wohl. Insgesamt hat uns die Vermeidung von Cape Disappointment, die wir durch unsere Routen-Umplanung erzwungen haben, als Ersatz einen kompletten Disappointment Day eingebracht. Kein sonderlich guter Deal.

Die Nacht war dafür dann ruhig und erholsam und bei bestem Wetter starteten wir erstmal mit einem kurzen Spaziergang am Strand direkt um die Ecke von unserem „Resort“. Den Spaziergang hätten wir uns aber sparen können, denn der schöne, unendlich weite Sandstrand war mit dem Auto befahrbar – wie sollte es auch anders sein im Land der unbegrenzten Möglichkeiten?

Danach fuhren wir entlang der Küste, genossen die Sonne und das schöne Wetter war wirklich Balsam für die Seele nach dem vorangegangenen Tag der Enttäuschung. Nach einigen Meilen fuhren wir dann in den Olympic Nationalpark ein und waren vollkommen überrascht. Bei unserem letzten Besuch versank die gesamte Küste in dichtem, kalten Nebel und diesmal schien einfach die Sonne und alles sah einfach echt schön aus.

Am Ruby Beach spazierten wir am Strand entlang, lauschten den Wellen und ich für meinen Teil lieferte auch noch eine kleine Slapstick Show ab. Denn während ich versuchte das nachfolgende Foto zu machen, überraschte mich eine Welle und zwang mich zu einer clownsartigen Flucht vor dem Wasser. Einen Schuh erwischte der Pazifik trotzdem und irgendwie tat danach kurzzeitig mein gesamter Körper weh, als hätte ich mir bei den ungelenken Bewegungen irgendetwas gezerrt.

Zum Glück verging dieses Gefühl zügig wieder, es blieben nur meine üblichen Alltags-Schmerzen zurück und wir konnten unsere Fahrt nach Forks fortsetzen. Die dortigen Nahrungsangebote waren für uns so dermaßen überschaubar, dass uns einzig ein Subway in einer Tankstelle als Option blieb. Im zauberhaften Ambiente vor dem Laden und am Rande der Zapfsäulen gönnte sich bei unserer Ankunft gerade jemand ein Sandwich und spülte es genüsslich mit einem Liter fettfreier Milch direkt aus dem Karton herunter, Entweder hatte dieser Mann absolut gar keine Probleme mit Laktose oder wollte möglichst zerstörerischen Durchfall provozieren um einem Termin aus dem Weg zu gehen, Wir hingegen holten uns nur zwei Sandwiches und fuhren damit zu unserem Motel. Nach dem Essen entschieden wir aber, dass der Tag noch zu jung war um ihn zu beenden, setzten uns wieder ins Auto und fuhren in einen anderen Teil des sehr weitläufigen und vielseitigen Nationalparks: den Hoh-Regenwald.

Dort spazierten wir eine ganze Weile durch Farn und moosbewachsene Bäume, allerdings muss ich ganz ehrlich sagen: wirklich gepackt hat es uns nicht. Daher kehrten wir danach ins Forks Motel zurück um den Tag abzuschließen, Auf diesem Weg fiel dann auch die 3.000 Meilen Marke unseres Roadtrips und wir waren noch lange nicht am Ende.

Am nächsten Morgen starteten wir bei strömendem Regen in Forks, entschieden uns dazu, die restlichen Strände in der Umgebung aufgrund des wetterbedingten Frustpotenzials auszulassen und unsere Reise stattdessen in Richtung Seattle fortzusetzen. Nach drei Stunden im Auto legten wir den ersten Halt in der Tacoma Mall ein, einfach um uns ein wenig zu bewegen, zu bummeln und mal zu schauen, was so abgeht. Danach ging es nochmal eine Stunde weiter bis nach Seattle, wo wir unser AirBnB der Marke „Gartenhütte“ bezogen. Da man in den USA ganz offensichtlich auf seinem Grundstück machen kann, was man will, haben unsere Gastgeber ihre Garage in eine kleine Hütte umgebaut und vermieten diese nun an Gäste. Auf den ersten Blick wirkte alles ganz nett, daher schmissen wir nur unsere Sachen rein und marschierten dann den Hügel unserer Wohngegend hinab um essen zu gehen. Dummerweise hatte Sandra ihren Ausweis nicht dabei und da wir augenscheinlich jünger aussehen als 21, durften wir im Restaurant mit Bar nicht Platz nehmen. Daher bestellten wir notgedrungen zum Mitnehmen und warteten hungrig eine halbe Stunde, die sich wie eine Ewigkeit anfühlte. Im Regen ging es dann wieder bergauf und wir ließen uns unser ungeplant scharfes Essen schmecken. Dabei lernte ich auch erstmals „Soft-Tofu“ kennen. Dieser Tofu ist so unglaublich weich, dass selbst jede Oma ohne Zähne ihn vollkommen problemlos „kauen“ könnte, weil man ihn überhaupt nicht kauen muss. Nur fürs Protokoll: ich fand diese Konsistenz ganz grausam.

Der Tag war aber noch nicht beendet, denn aufgrund einer Twitter-Werbung waren wir auf die „Stranger Things Experience“ in Seattle aufmerksam geworden und hatten für den Abend natürlich direkt Tickets gebucht. Da direkt neben der Location ein Baseballspiel stattfand, entschieden wir uns nach reiflicher Überlegung dazu, den Bus anstelle unseres Autos zu nehmen. Das klappte völlig reibungslos und als wir die Menschenmassen und vor allem auch die Preise für Parkplätze sahen, wussten wir, dass es die richtige Entscheidung war. Denn es wurden mal eben 75 Dollar Parkgebühren verlangt. Und nein, nicht für einen Monat, sondern lediglich für diesen Abend. Wir konnten aber ganz entspannt in unser Stringer Things Erlebnis starten und mussten uns über das Auto keinerlei Gedanken machen.

Mit anderen Teilnehmenden wurden wir dann zunächst in drei Gruppen eingeteilt um an einem „Schlafexperiment“ im Hawkins Lab teilzunehmen. In Wirklichkeit hatten wir aber alle übermenschliche Kräfte und halfen im weiteren Verlauf den bekannten Held:innen der Serie bei einem Abenteuer. Die 45 minütige Tour war durchweg unterhaltsam und danach hatten wir noch die Möglichkeit, in detailgetreuen Kulissen Fotos zu machen, etwas völlig überteuertes zu essen (was wir natürlich nicht taten) und an Arcade Automaten zu spielen, was insgesamt wirklich cool war. Anschließend nahmen wir dann absolut zufrieden den Bus zurück in unsere Hütte. Trotz Regen hatten wir einen guten Tag.

In der Nacht erlebten wir dann einen großen Nachteil einer umgebauten Garage/Gartenhütte. Denn offenbar hatte man weder eine vernünftige Dämmung noch eine richtige Heizung eingebaut. Da wir bei einstelligen Temperaturen in der Nacht auch draußen absolut gar nichts vom Sommer mitbekamen, war es einfach lausig kalt. Und auch am nächsten Morgen starteten wir frierend bei 13 Grad und Nieselregen in den Tag. Damit uns warm wurde und auch unser Auto zumindest ein kleines bisschen seiner gewohnten Bewegung bekam, ging es direkt morgens auf die Interstate in Richtung Norden bis nach Everett. Dort hat nämlich nicht nur der Flugzeughersteller Boeing seinen Sitz, sondern auch Funko. Daher war vor allem für mich ein Besuch im Headquarter Store ein absolutes Muss. Die Schlange vor dem Laden schon vor Ladenöffnung machte mir dann tatsächlich etwas Angst, aber wir konnten trotzdem direkt zu den Automaten durchgehen, an denen man sich selbst als Pop! Figur erstellen kann. Das taten wir beide voller Freude und genossen dann glücklich den Rest des Ladens, während unsere Figuren zusammengebaut wurden.

Dass ansonsten fast ausschließlich Kinder mit ihren Eltern vor Ort waren, juckte mich überhaupt nicht. Nach etwa einer Stunde verließen wir dann zufrieden mit unseren Figuren (und noch ein wenig mehr) den Laden und fuhren zurück zu unserer Kältekammer. Wir legten eine kurze Pause ein und entdeckten sogar eine Heizung. Wenn wir diese allerdings einschalteten, roch es so, als würde die ganze Hütte mit uns drinnen abfackeln. Deshalb schalteten wir sie lieber wieder aus und flüchteten stattdessen mit dem Bus nach Downtown Seattle.

Am weltberühmten Pikes Market war es unfassbar voll – was womöglich daran lag, dass Wochenende war. Man konnte kaum treten vor Menschen und so suchten wir quasi direkt das Weite. Dabei kamen wir zufällig an einem Stand vorbei, der eine vegane Zimtschnecke im Angebot hatte. Da überlegt man ja nicht zweimal, auch wenn das Ding 7 Dollar kostet – da wird einfach zugeschlagen. Wir liefen dann durch die Stadt bis zu den Amazon Spheres, die uns bei unserem letzten Mal in der Stadt schon gut gefallen hatten.

Diesmal waren wir aber nicht so geflasht wie zuletzt, denn damals konnten wir das erste Mal in den neuen Amazon Supermarkt gehen, in dem man einfach ohne vor Ort zu bezahlen rausgehen kann – ganz legal und ohne anschließend rennen zu müssen (das kann ich ja sowieso nicht so gut). Dieses Grab-and-go Shopping hat uns damals durchaus begeistert, aber diesmal blieb es uns verwehrt. Der Shop hatte nämlich einfach am Samstag geschlossen. Enttäuscht und hungrig, wir wollten uns nämlich einen weiteren Snack kaufen, liefen wir weiter zur Space Needle, sparten uns aber aufgrund des Wetters eine Fahrt nach oben. Wieso genau in der Bowl um die Fontäne herum zwei Männer tanzten, konnten wir nicht herausfinden. Aber den Schaulustigen schien es auf jeden Fall zu gefallen.

Stattdessen setzten wir unseren Spaziergang fort, der sich dann allerdings zu einer Bergetappe entwickelte. Wir wollten nämlich zum Aussichtspunkt im Kerry Park und man kann es sich ja denken: wenn man eine Aussicht haben will, muss man ja irgendwo hoch. Als wir schnaufend oben ankamen, lohnte sich der Blick aber total – mal abgesehen von diesen nervigen grauen Wolken überall.

Durch ein Viertel mit offensichtlich sehr wohlhabenden Leuten, die so reich sind, dass sie nicht einmal Bürgersteige brauen, liefen wir zur nächsten Bushaltestelle und kehrten in unser Viertel zurück. Wir schnappten uns noch zwei Burritos und betraten dann zur Regeneration in der Kälte unsere Unterkunft um zu essen und ein Nickerchen zu machen. Für den Abend hatten wir dann noch ein Escape Game gebucht, welches zufälligerweise nur den Berg runter war. Aus irgendeinem Grund wurden wir auf dem Weg dann von einer Jackass-artigen Gruppe auf E-Scootern und Fahrrädern begleitet. Es war eigentlich nur eine Frage der Zeit, bis sie sich bei ihren Albereien aufmaulen, aber (leider) bekamen wir das nicht mehr mit. Das Escape Game, bei dem wir in die Geschichte von Rotkäppchen eintauchten um die Oma zu retten, war dann wirklich cool und sehr liebevoll gestaltet. Nach der erfolgreichen Märchenstunde ging es dann wieder zurück. Die Jackass-Crew war weg, aber dafür begegnete uns vor einem Restaurant ein Mann gänzlich ohne Unterbekleidung. Was da los war? Keine Ahnung. Er unterhielt sich aber ganz normal mit einer anderen (bekleideten) Frau, also wird das schon alles seine Richtigkeit gehabt haben.

Nach der zweiten Nacht in der Eiskammer frühstückten wir dann zusammen mit einem Eichhörnchen vor unserem Fenster, packten unsere Sachen und marschierten erstmal wieder den Hügel hinab, denn wir hatten beim gleichen Anbieter noch einen anderen Raum gebucht. Diesmal mussten wir einem diabolischen Zauberer das Handwerk legen, was uns natürlich gelang. Anschließend unterhielten wir uns noch eine ganze Weile mit der Inhaberin, die selbst auch Escape Game Enthusiastin ist. Solche Begegnungen machen selbst mir Menschenfeind immer Spaß. Danach ging es dann zurück zum Auto und direkt nochmal zum Aussichtspunkt des Vortages – die Wolkenverhältnisse waren die besten, die wir während unserer Zeit in Seattle hatten und das muss man ja nutzen. Mit dem Auto war auch der Aufstieg dorthin überraschenderweise gar nicht so anstrengend.

Anschließend verließen wir Seattle in Richtung Süden um etwas Zeit in der dortigen Outlet Mall zu verbummeln. Zwei Stunden sollten es sein, am Ende waren es irgendwie innerhalb von wenigen Momenten vier Stunden und ich ging mit einer Tüte voller Funkos raus. Man könnte es als kleine Eskalation bezeichnen, aber insgesamt blieb alles im Rahmen. Bei Mod-Pizza aßen wir dann zu Abend und Sandra bekam von unserer Bedienung ihren neuen Spitznamen „Assandra“ verpasst, unter dem unsere Bestellung lief. Ich finde es beeindruckend, wie die Bedienung ohne mit der Wimper zu zucken oder irgendeine Miene zu verziehen, einen Namen mit „Arsch“ drin für völlig normal erachtet. Lecker war es aber trotzdem. Gestärkt ging es dann nach Ashford im Dunstkreis des Mount Rainier. Moment, waren wir da nicht schonmal auf dieser Reise? Völlig richtig. Aber nun stand der von Anfang an geplante Ausflug in den Nationalpark an.

Trotz wunderschöner Umgebung im Wald verbrachten wir eine unruhige Nacht. Unsere Nachbarn von oben schienen entweder ihre Klamotten auf den Boden zu werfen, während sie diese noch anhatten oder möblierten die ganze Wohnung um, denn die ganze Nacht war es wahnsinnig laut. Beim Blick auf die Webcams des Mount Rainier offenbarte sich dann das, was wir schon befürchtet hatten: der Berg hat in diesem Jahr einfach keinen Bock auf uns.

Er hatte de facto sogar so wenig Bock, dass er zur Abwehr sogar noch Schnee einsetzte – Mitte Juni. Bisschen übertrieben, aber nun gut. Wir haben die Zeichen der Natur verstanden, den zweiten Ausflug nach Ashford als völlig nutzlos abgestempelt und brachen dann direkt wieder auf, um an Seattle vorbei (bisschen zick zack machen wir ja gerne) wieder nach Norden zu fahren. Nach einem kurzen, erfolglosen Ausflug in die dortigen Premium Outlets landeten wir in Burlington und bezogen erstmals unsere beliebte Kette „LaQuinta Inn“. Die Frau beim Check-in schien mit Mount Rainier befreundet zu sein, denn auch sie schien so absolut gar keinen Bock auf uns zu haben. Sie war super unfreundlich, während sie einen ankommenden Handwerker super freundlich begrüßte, anlächelte und Smalltalk hielt. Es muss also definitiv an uns gelegen haben. Nach einen kurzen Ausflug zu Target ließen wir den Tag dann mit einem Becher Ben&Jerrys Eis ausklingen.

Nach den Tagen der Kälte in Seattle und der lauten Nachbarn in Ashford war die Nacht in Burlington pure Erholung. Auch das gute Frühstück stimmte uns positiv – was man vom Wetter nicht behaupten konnte. Bei dichten Wolken und Regen ging es für uns dann weiter in den North Cascade Nationalpark – den mit nur gut 30.000 Besuchen im Jahr zweitwenigst frequentierten Nationalpark auf dem amerikanischen Festland außerhalb Alaskas. in der Nationalpark-Clique ist er also ein Außenseiter und somit eigentlich genau das richtige für uns. Aber selbst hier hatte man scheinbar keine Lust auf unseren Besuch. Der Park ist nämlich als amerikanische Alpen bekannt, nur leider bekamen wir aufgrund der Wolken keinen einzigen Gipfel zu sehen. Frustriert steuerten wir einige Haltepunkte an, darunter auch der durchaus türkise Diablo Lake.

Auf dem dortigen Parkplatz hatte dann ein Kind offensichtlich noch schlechtere Laune als wir oder ihm wurde bei lebendigem Leib die Haut abgezogen. In jedem Fall schrie es wie am Spieß, schlug der Mutter im Auto die Flasche aus der Hand und wurde danach sogar so laut, dass man es quer über den Parkplatz bei geschlossenen Türen und Fenstern noch hören konnte. Grund genug für uns, aufzubrechen und nach Winthrop zu fahren. Der Ort ist eine verkappte Westernstadt mit alten Gebäuden. Allerdings führt der einzige Highway der Region eben durch diesen Ort und vor allen Häusern stehen parkenden Autos, was den Charme doch massiv einschränkt. Wir aßen dort in einem Öko-Restaurant, was mir Sprudelwasser mit Zitrone als adäquaten Ersatz für Limonade andrehte – das sagt schon alles. Das Essen war dann auch eher mäßig, aber höchstwahrscheinlich gesund und sogar mal nährstoffreich. Unser Hotel, das Mt Gardner Inn, hatte ausnahmsweise sogar exzellente Bewertungen. Es sah auch von außen wirklich einladend und gut aus. Aber weil wir per se bei Unterkünften eher etwas geizig sind, bekamen wir natürlich das Budget-Zimmer ohne Tageslicht mit Blick auf die Straße. Da allerdings das Internet funktioniert, wir nicht froren und auch keine Nachbarn hörten, waren wir sogar halbwegs zufrieden.

Als wir am nächsten Morgen aus unserem Fenster unter einem Vordach schauten, keimte plötzlich Hoffnung auf: waren das etwa Sonnenstrahlen? Wir frühstückten schnell, packten unseren Kram zusammen und fuhren wieder zurück in den Nationalpark. Je näher wir kamen, desto mehr Wolken zogen auf, aber zumindest den Washington Pass sahen wir doch tatsächlich in nahezu voller Gänze.

Kaum um die nächste Kurve gebogen, sahen wir tiefe Wolken mit einer wahren Höchstgeschwindigkeit um die Ecke kommen. Keine 15 Minuten später, als wir am Start unserer geplanten Wanderung ankamen, war von Gipfeln oder gar der Sonne schon gar nichts mehr zu sehen. Trotzdem wanderten wir los, mussten uns zunächst durch sehr viel Matsch kämpfen und bekamen auf dem Weg als Abwechslung zur Tristesse nur ein Murmeltier auf einem Stein zu sehen. Der wunderschöne Blick auf den Lake Anne mit Gipfeln drum herum, den wir uns eigentlich erhofft hatten, bekamen wir nicht zu sehen.

Wir stiegen auf, bis wir die Wolken erreicht hatten, sahen dann aber quasi gar nichts mehr – weder den See, noch die Berge, noch weiter als 50 Meter vor uns. Deshalb kehrten wir frustriert nach 90 Minuten um, kehrten zum Auto zurück und starteten nach einer fast 9 Kilometer Wanderung eine 3,5 stündige Fahrt durch absolutes Niemandsland gen Osten. Klingt nach einem super Plan, oder?

Irgendwann kamen wir dann an unserem nächsten Ziel an: Spokane. Vor 5 Jahren hatte uns die Stadt im äußersten Osten Washingtons positiv überrascht, weil wir absolut gar keine Erwartungen hatten. Diesmal hatten wir uns gefreut, im Vorfeld aber von einem massiven Drogenproblem, Autoaufbrüchen und sehr viel Kriminalität rund um Downtown Spokane gelesen. Die geschürten Ängste führten sogar so weit, dass wir zwischenzeitlich in Betracht zogen, die Stadt gänzlich zu meiden. Wir entschieden uns aber dagegen und das war eine sehr gute Entscheidung. Denn auch diesmal gefiel uns Spokane wieder richtig gut und machte dem eigenen, inoffiziellen Slogan „Spokane doesn’t suck.“ alle Ehre. Nach dem Check-in im Hotel gingen wir hungrig erst einmal zu P.F. Chang, einer asiatischen Restaurantkette. Und im Gegensatz zu 99% unserer anderen Lokalitäten im Urlaub, wirkte es tatsächlich wie ein Restaurant. Daher fühlte ich mich durchaus etwas unwohl mit meiner Jeans, in der ich morgens noch gewandert bin und deren Beine entsprechend braun befleckt waren. Gestört hat es niemanden, aber geschmeckt hat das Essen leider auch nicht so wirklich. Der erste Bissen löste bei uns beiden den gleichen Gedanken aus: so wirklich asiatisch schmeckt das nicht. Der Geschmack wirkte viel eher so, als würde man in Amerika auf asiatisch machen – was wahrscheinlich exakt das ist, was in dieser Kette passiert. Bei bestem Wetter spazierten wir danach durch Spokane, shoppten ein wenig bei Nike und genossen die schöne Szenerie im Riverpark.

Als dann auch noch allerhand tierische Bewohner Spokanes uns im Park Gesellschaft leisteten, darunter auch diese drei putzigen Murmeltiere, war die Welt völlig in Ordnung und wir für den Moment einfach happy. Vor allem nach den wetterbedingten Enttäuschungen der vorangegangen Tage tat dieses sommerliche Urlaubsfeeling wahnsinnig gut.

Dass unser Zimmer im durchaus schicken Hotel Indigo dann quasi auf den Schienen des örtlichen Zugverkehrs lag, was auch das große Wandbild einer alten Lokomotive hinter dem Bett erklärte, tat diesem Gefühl keinen Abbruch. Washington State verabschiedete uns trotz einer sehr wechselhaften Zeit so, wie wir es mögen: sonnig und zufrieden.

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