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USA Roadtrip 2023: Berge, Tiere und wahnsinnig viel Landschaft.

Dafür, dass wir quasi auf den Schienen schlafen mussten, war die Nacht erstaunlich ruhig und erholsam. Doch das war dann auch schon genug Gutes für den Start in den Tag, denn die erste Enttäuschung ließ nicht lange auf sich warten. Als wir nämlich ins Hotel-Restaurant zum kostenlosen Frühstück gingen, erdete uns der Blick auf die Karte sofort wieder: es gab nicht eine auch nur im entferntesten vegane Option. Also verzichteten wir dankend, frühstückten unsere spartanischen Snacks im Zimmer und packten unsere Sachen zusammen. Der Valet-Parkservice fuhr dann unser Auto vor, wir beluden es und schon ging es wieder auf die Straße. Nur wenige Minuten später überfuhren wir dann die Grenze von Washington und fuhren noch weitere 4,5 Stunden quer durch Idaho und Montana bei bestem Wetter. Unseren ersten richtigen Stop legten wir dann in Hungry Horse (ja, der Ort hieß wirklich so) ein. Erstaunlicherweise gab es dort sogar ein veganes Restaurant, welches wir natürlich ausprobieren mussten. Wir bestellten jeweils eine Pizza und freuten uns sehr darauf. Dummerweise war es eines dieser gesunden veganen Restaurants und wir bekamen zwar etwas, was nach Pizza aussah, aber nach vielem schmeckte, nur nicht nach Pizza. Desillusioniert aber gesättigt ging es dann weiter zum eigentlichen Ziel des Tages: dem Glacier Nationalpark.

Diese „Pizza“ war dann aber sehr schnell vergessen, denn im Nationalpark war es einfach wunderschön. Wir hatten bestes Wetter, wunderschöne Natur und je weiter wir hineinfuhren und je höher wir die berühmte Going-to-the-Sun Road nach oben kamen, desto fantastischer wurden die Ausblicke. Wir hielten wirklich bei jeder sich bietenden Gelegenheit an und kamen aus dem Genießen gar nicht mehr raus. Wie gut war das denn alles bitte?

Als wir dann schon relativ spät am Nachmittag am höchsten befahrbaren Punkt des Parks, dem Logan Pass, ankamen, war der Parkplatz noch sehr gut gefüllt, aber glücklicherweise fanden wir trotzdem sofort einen Platz, schnürten unsere Wanderschuhe und machten uns auf die einzige Wanderung des Tages zum Hidden Lake Overlook. Diese Wanderung hatten wir auch bei unserem letzten Besuch schon gemacht, allerdings war diesmal doch einiges anders.

Zum einen hatten wir viel besseres Wetter, denn es schien weiterhin die Sonne. Zum anderen lag allerdings auch noch deutlich mehr Schnee auf dem Weg, was uns teilweise doch vor gewisse Herausforderungen stellte.

Schon auf dem Hinweg kam ich nicht drum herum, den Körper-Klaus zu geben und geriet in bester Comic-Slapstick-Manier ins Rutschen. Ich konnte mich aber so gerade noch fangen und wir konnten den Trail ansonsten relativ problemlos laufen. Kurz vor dem Ziel dann die Überraschung: nachdem wir bereits zuvor einige Big Horn Sheep getroffen hatten, wartete doch tatsächlich eine Mountain Goat Familie mit ihrem Baby auf uns. Wie süß ist das denn bitte?

Dass auch noch Streifenhörnchen um uns herum wuselten, nach Snacks suchten und dabei fast in unseren Rucksack klettern wollten, rundete die super Tiersichtungen an diesem Tag ab. Aber wir waren ja eigentlich gar nicht (primär) wegen der Tiere hier oben auf über 2.000 Metern Höhe, sondern viel mehr wegen des Ausblicks. Und auch dieser hat sich ja mal sowas von gelohnt.

Am Aussichtspunkt bewies dann gleichzeitig auch eine Amish-Familie ihre exzellente Menschenkenntnis und identifizierte mich zielsicher als den professionellen Fotografen, der ich bekanntlich bin. Der Vater drückte mir seine Kamera in die Hand und beauftragte mich damit, ein Familienfoto vor dieser wundervollen Kulisse zu machen. Dafür, dass die Amish eigentlich moderne Technik ablehnen, war die Kamera überraschend fortschrittlich. Ich würde schätzen, für den Preis hätten wir uns im gesamten Urlaub Unterkünfte leisten können, bei denen wir keine Angst haben müssen, dass unser Gepäck einer spontanen Wertsachenkontrolle unterzogen wird.

Absolut zufrieden ging es dann auf den Rückweg, auf dem es dann so kam, wie es kommen musste. Trottelig wie ich bin, schaffte ich es doch noch mit in den Schnee zu legen. Das tat der guten Laune aber keinen Abbruch und so traten wir den Rückweg aus dem Park an – schließlich hatten wir noch zwei Stunden Fahrt bis zu unserer Unterkunft in Big Fork vor uns. Was sollen eigentlich diese eigenartigen Ortsnamen hier?

Die von uns gebuchte Hütte war dann doch etwas spartanischer als gedacht. Am Rande eines Campingplatzes stand eine kleine Holzhütte, die für uns reserviert war. Dass direkt neben unserer Hütte ein Reh in den Büschen am rumkumpeln war, sagt wohl einiges aus. Eine eigene Toilette hatten wir auch – allerdings nur als Dixi-Klo 20 Meter von unserer Hütte entfernt. Fließendes Wasser hingegen gab es lediglich im Duschhaus . Aber hey, die Hütte war halbwegs bezahlbar und lag quasi direkt an einem See. Was will man nach einem völlig normalen Urlaubstag mit insgesamt mehr als 8,5 Stunden am Steuer eines Autos mehr?

Die Nacht in der Pseudo-Waldhütte war dann fast erwartungsgemäß mies. Nicht nur war ein Dixiklo-Besuch in stockdunkeler Nacht notwendig, sondern auch die Matratze unseres Queensize-Bettes war zur Mitte hin abschüssig, sodass an erholsamen Schlaf nicht zu denken war. Deshalb verließen wir die Hütte nach unserem Frühstück auch fluchtartig um bei strahlendem Sonnenschein erneut die Going-to-the-Sun Road bis zum Gipfel nur fahren. Diesmal fuhren wir aber auch darüber hinaus und auf der anderen Seite wieder herunter. Und auch wenn ich mich wiederhole: wie schön kann eine Landschaft sein?

Je weiter der Tag voran schritt, desto mehr Menschen begegneten uns an den Haltepunkten und desto drängender wurde auch die Frage: Stinken wir eigentlich, weil die das komische Duschhaus nicht besuchen wollten? Gerümpfte Nasen und verzogene Gesichten konnten wir nicht wahrnehmen, also wird es schon nicht so schlimm gewesen sein. Oder wir waren von der traumhaften Landschaft einfach zu sehr abgelenkt.

Nach einem kurzen Stopp am Visitor Center auf dieser Seite des Parks um Internet zu schnorren, ging es dann noch in den Many Glacier Bereich des Nationalparks. Auch dort genossen wir die tollen Ausblicke auf die Berge, allerdings hatten die angekündigten Wolken ihren Weg zu uns gefunden. So verbrachten wir noch etwas Zeit damit, in dunkle Punkte am Berghang Bären hinein zu fantasieren, aßen in der Lodge direkt am See zu Mittag und machten uns dann auf zu unserer nächsten Unterkunft – Hooks Hideaway. Versteck ist hier ein durchaus zutreffender Begriff, denn unser Motel lag drei Meilen abseits der nächsten befestigten Straße so weit im Niemandsland, dass selbst mein Handy dachte, wir wären schon in Kanada. Dass das Gebäude dann auch noch eine Mischung aus Spanplatten, Wellblech und alles zusammenhaltenden Teppich war, rundete den suboptimalen ersten Eindruck ab.

Obwohl nur zwei Autos draußen standen, war das Motel voll mit asiatischen Gästen. Offensichtlich handelte es sich also um diese lustigen Clown-Autos, die man sonst nur aus dem Fernsehen kennt. Dummerweise war unser dunkles, tristes Zimmer dann direkt neben der einzigen Mikrowelle im Gebäude, was dazu führte, dass den ganzen Tag über Verkehr wie im Bahnhof an unserem Zimmer vorbei führte. Aber weder das, noch das so dünne Klopapier, dass man wirklich durchschauen konnte, störten uns so wirklich. Denn das Internet lief solide und so konnten wir uns die Zeit vertreiben, während draußen zwischenzeitlich die Welt unterzugehen schien. Und auch die Tatsache, dass die gesamte Nacht aus dem Nachbarzimmer lautes Meeresrauschen zu hören war, ignorierten wir so gut es ging.

Besagter Küsten-Sound zog sich wirklich die komplette Nacht durch und als dann die komplette Meute aus den Clowns-Autos sich zeitgleich um die Mikrowelle versammelte, war unsere Nacht aufgrund der Lautstärke dann endgültig vorbei. Wir chillten aber noch entspannt bis kurz vor 11 in unserem Zimmer und wunderten uns, wieso es ab ca. 10 Uhr so ruhig auf dem Flur war. Nun, in der Info-Mappe im Zimmer stand als Check-out Zeit 10 Uhr, also war es kein Wunder, dass wir alleine im ganzen Gebäude waren. Wir packten dann in Ruhe unsere Sachen und starteten unsere Reise durch das sehr dünn besiedelte Montana. Nach 3.5 Stunden, also quasi einer Kurzstrecke, erreichten wir dann auch schon die Hauptstadt des Bundesstaates und unser nächstes Ziel: Helena. Wenn man von einer Hauptstadt spricht, denkt man irgendwie immer an etwas großes oder spektakuläres, aber auf Helena trifft beides nicht zu. Die Stadt hat gerade einmal etwas über 32.000 Einwohner und ist somit nicht mehr als eine Kleinstadt. Und genau dieses Flair strahlte auch unsere AirBnB Wohnung aus.

Nachdem wir uns chinesisch bei Jade Garden gestärkt hatten, fuhren wir dann noch in die „historische“ Innenstadt und bummelten durch die Fußgängerzone. Dort liefen wir zufällig durch ein kleines Konzert, sahen ein paar ältere Häuser und man kann festhalten: für amerikanische Verhältnisse war es tatsächlich ziemlich schön anzusehen.

Nach einem kurzen Stop beim State Capitol ging es dann zurück in die Wohnung und während die Sonne durch das Fenster hinein schien, genossen wir einen ruhigen, gemütlichen Abend. Es fühlte sich so richtig wie Urlaub an.

So entspannt wie der Abend zu Ende ging, fing auch der nächste Tag mit einem Frühstück in unserer wirklich gemütlichen Unterkunft an. Gut gestärkt ging es dann erstmal wieder 3,5 Stunden durch das absolute Nichts bis in den äußersten Süden von Montana nach Gardiner – dem Tor zum Yellowstone Nationalpark. Schon bei der Ortsdurchfahrt merkten wir, dass die Tiere hier offensichtlich sehr präsent sind, denn die Wapiti Hirsche chillten einfach im Ort und einige hatten sogar den örtlichen Spielplatz okkupiert. Da wir auf der Fahrt irgendwie Hunger entwickelt hatten, entschieden wir uns für ein spontanes Mittagessen, was uns allerdings lediglich mittelmäßige Burger bescherte. Da das Wetter einigermaßen mitspielte, fuhren wir im Anschluss erstmal in den Nationalpark, der an einem Sonntagnachmittag erwartungsgemäß sehr gut besucht war. Unser erster Stop führte uns dann zu den Mammoth Hot Springs, einer thermal aktiven Stelle im Norden des riesigen Nationalparks. Das beeindruckendste Phänomen waren allerdings nicht die eher karg aussehenden heißen Quellen, sondern die Tatsache, dass manche Leute mit ihrem Körpergeruch sogar den beißenden Gestank der Schwefel-Quellen überdecken konnten. Dass dann auch noch aus dem Nichts ein Typ vor mir laut und brummend furzte, setzte dem Ganzen dann die Krone auf.

Insgesamt war dieser Halt mega geht so. Und wie heiß können diese Quellen schon sein, wenn kleine Vögel genüsslich in ihnen baden können? Wir beschäftigten uns nicht weiter damit sondern fuhren stattdessen weiter durch den Park und erlebten dabei unglaublich abwechslungsreichen Landschaften. Ich ging immer davon aus, dass Yellowstone lediglich plattes Land mit Geysiren wäre, aber weit gefehlt. Unser nächster Halt führte uns dann zu einem der zahlreichen Geysir-Becken und abgesehen von dampfenden Schloten konnten wir sehen, dass das Wetter nicht so wirklich wusste, was es will. Denn der blaue Himmel wurde nicht nur von Wolken bevölkert, sondern je nachdem wohin man schaute, sah es schon fast nach Weltuntergang aus.

Wir ließen uns davon aber nicht beirren und fuhren weiter ins Hayden Valley, denn wir waren auf der Suche nach den berühmtesten Bewohnern des Parks: Bisons. Kaum in der grünen Landschaft angekommen, erblickten wir eine riesige Herde abseits der Straße. Wir beobachteten diese stolzen Tiere, erfreuten uns ihrer Anwesenheit und steuerten dann unser nächstes Ziel an: den Grand Canyon of the Yellowstone. Ja, richtig gelesen, es gibt da nicht nur Geysire und saftig grüne Täler sondern auch einen riesigen Canyon. Und ich kann nicht anders, als ihn als eindrucksvoll zu beschreiben. Vor allem, weil ein riesiger Wasserfall sich in die tiefe Schlucht ergießt.

Wie abwechslungsreich kann ein einziger Nationalpark sein? Yellowstone: Ja! Zum Abschluss ging es dann noch ins Lamar Valley, einem Tal im Norden des Parks. Wir näherten uns dem Sonnenuntergang und Gerüchten zufolge hätte man dort dann gute Chancen auf Tiersichtungen. Und die hatten wir dann tatsächlich. Gefühlt waren überall Bisons – direkt an der Straße, auf der Straße, auf Hügeln – einfach überall.

Aber es blieb nicht bei Bisons. Denn plötzlich fühlten wir uns wie auf einer Safari. Autos blieben immer wieder am Straßenrand stehen, Leute blickten über die weite Landschaft und jeder war auf der Suche nach Tieren. Am Straßenrand jagte ein Coyote eine Gruppe Rehe, wenige Meter weiter chillte ein Adler auf einem Hügel, dazwischen immer mal wieder ein Bison – wir fühlten uns wie in einer National Geographic Dokumentation. Auf der Rückfahrt dann plötzlich Aufregung. Diverse Autos standen am Straßenrand, Menschen sprangen heraus und starrten auf einen Berghang. Angeblich hatte jemand Grizzlies gesehen. Aber niemand von den Leuten, mit denen wir sprachen, wusste eigentlich wo genau. Nach einiger Zeit der Suche mit dem Fernglas bewahrheitete sich das Gerücht aber. Zwei Grizzliebären spazierten gemütlich am Waldrand entlang. Endlich hatten wir Bären gesehen! Und es sollte nicht die letzte Sichtung sein, denn einige Meilen weiter, etwas höher in den Hügeln, chillte plötzlich direkt neben der Straße ein kleiner Schwarzbär auf einer Wiese und ließ sich von den anhaltenden Autos in keinster Weise stören. Nach dieser Begegnung waren dann selbst Rehe und Wapiti Hirsche samt Babys direkt am Straßenrand nur noch Nebensache. Nach Einbruch der Dunkelheit beendeten wir dann einen super langen, super ereignisreichen und wahnsinnig coolen Tag in unserer Travelodge in Gardiner.

Am nächsten Morgen riss uns dann um 6 Uhr der Wecker aus den Träumen und mir kam als erstes die Sinnfrage in den Kopf: wieso versaue ich mir FREIWILLIG meinen Geburtstag mit so frühem Aufstehen? Die Antwort war ganz einfach: wir hatten schlichtweg wieder viel vor. Daher wurde das spärliche Frühstück mit Marmeladentoasts auch ins Auto verlegt um bloß keine Zeit zu verlieren – schließlich ging es direkt wieder in den Yellowstone Nationalpark.. Bei Sonnenschein während der Fahrt war das auch kein Problem, auch wenn draußen aus irgendeinem Grund Temperaturen nur knapp über dem Gefrierpunkt herrschten. Beim Beladen des Autos hatten wir das gar nicht so wahrgenommen, aber als wir das erste Mal im Park ausstiegen, froren wir uns gelinde gesagt den Arsch ab. Gleichzeitig kristallisiert sich scheinbar ein Muster für meinen Geburtstag heraus: 2022 war es das lebensfeindliche Death Valley, 2023 nun eher lebensfeindliche Geysire. Mal sehen, was 2o24 folgen wird. Apropos Geysir: unser Ziel so Früh am Morgen war der weltbekannte Old Faithful Geysir. Der zuverlässige Zeitgenosse bricht im Schnitt etwa alle 90 Minuten aus (daher auch sein Name) und an diesem Morgen hatten wir mehr Glück als Verstand. Denn just in dem Moment als wir auf dem Parkplatz ankamen, begann der nächste Vorhersage-Slot des Ausbruchs. Also rannten wir über den Parkplatz zum Geysir, aber mussten dann doch noch 10 Minuten warten.

Es war schon irgendwie cool das zu sehen, aber insgesamt war unser Eindruck eher: been there, done that und weiter ging es. Wir besuchten noch ein anderes, buntes Geysir-Becken, aber danach hatten wir dann irgendwie auch genug von thermal aktiven Landschaften und verließen den Yellowstone Nationalpark in Richtung Süden. So gut wie nahtlos sollte dann der Grand Teton Nationalpark folgen, allerdings zog sich die Fahrt aufgrund diverser Baustellen wie Kaugummi und akute Müdigkeit machte sich zunehmend breit. Das änderte sich dann allerdings schlagartig, als bei voller Fahrt plötzlich ein lebensmüdes Reh aus dem Graben auf die Straße direkt vor unser Auto sprang. Ich bilde mir noch heute ein, dass ich es „Parcours“ rufen hörte, als es um Haaresbreite vor unserem Auto auswich und ich voll in die Eisen stieg. Sowohl wir als auch das Tier blieben unversehrt und so konnten wir nun hellwach die unfassbar schönen Ausblicke auf die Berge der Teton Range genießen.

Nach und nach zog es allerdings zu und da sich auch Hunger und Müdigkeit wieder stärker bemerkbar machten, fuhren wir in Richtung Visitor Center, um dort ins Restaurant zu gehen. Dummerweise sollte dieses erst am Abend öffnen, sodass wir in den örtlichen Lebensmittel-Laden ausweichen mussten. Dort wurden, wenig überraschend, absolute Apothekenpreise verlangt, sodass wir am Ende nur mit einer Tüte Salat hinaus marschierten und uns auf unsere Vorräte verlassen mussten. Erst einmal checkten wir dann aber in die mit Abstand teuerste Unterkunft der gesamten Reise ein: eine historische Holzhütte aus den 1930er Jahren quasi mitten im Nationalpark. So spartanisch wie es klingt, war es auch. Denn auch die Heizung klang wie ein alter Dieselgenerator. Nachdem wir unseren Salatsnack zur Überbrückung der Zeit bis zum Abendessen genutzt hatten, ging es dann ins Restaurant zum „Geburtstagsessen“. Das bestand aus Dosenbohnen, drei dünnen Scheiben Tofu mit Barbecue-Sauce und Wedges, die so schmeckten, als hätte man sie nach einer Woche noch hinter der Fritteuse gefunden. Aber wer will schon leckeres Essen haben, wenn man danach noch einmal zu einer abendlichen Safari durch den Nationalpark aufbrechen kann? Während es über der Bergkette immer wieder blitzte, waren wir auf der Suche nach Tieren. Trafen wir zunächst nur auf unzählige Mücken, fanden wir irgendwann einen Bieber Kumpel am Wasser. Viel mehr sollte es an diesem Abend nicht werden, allerdings wurden wir zum Abschluss des Tages mit einem märchenhaften Panorama inklusive Wapiti Hirsch belohnt – ein wahres Glücksgefühl.

In der Nacht half uns dann unsere Hütte völlig selbstlos, dieses Gefühl zu konservieren, denn es war so unfassbar kalt, dass einfach alles erhalten blieb. Allein der Boden war so kalt, dass er wunderbar als Kühlschrank für ALLES diente. So war der nächtliche Schlaf dann sehr erholsam, aber das Aufstehen glich einem Tritt auf eine Eisfläche. Bei strahlendem Sonnenschein brachen wir dann auf und begannen doch tatsächlich unseren letzten Tag in der Natur. Und auch, wenn wir die Teton Range am Vortag quasi ununterbrochen sehen konnten, fesselte mich das Panorama immer noch zu absolut jedem Zeitpunkt.

Einzig eine Bärensichtung wollte uns trotz mehrfacher Anläufe im Grand Teton Nationalpark einfach nicht gelingen. Als wir mit dem Thema schon abgeschlossen hatten, gab es aber am Jenny Lake plötzlich das Gerücht, dass sich ein Bär direkt auf dem Wanderweg befindet. Aus dem Nichts waren wir Teil einer schaulustigen Wandertruppe, die einen angeblichen Bären mit gebührend Abstand verfolgte. Es handelte sich wohl um einen kleinen Schwarzbär, der einen entspannten Spaziergang auf dem Trail machte. Gesehen haben wir ihn nicht, aber einige Leute vor uns angeblich schon. Das reichte uns dann auch schon, sodass wir umdrehten und die letzte große Auto-Etappe der Reise antraten. Wir verabschiedeten uns wehmütig von den Bergen und schlappe 5,5 Stunden später waren wir auch schon wieder in Salt Lake City. Dass wir auf dem Weg dorthin ein lustiges Staatsgrenzen Zick-Zack fahren mussten, war nur eine Randnotiz. Denn aus irgendeinem Grund fuhren wir von Wyoming nach Idaho, zurück nach Wyoming um dann in Utah zu sein, ohne auch nur einmal die Straße zu wechseln oder auch nur eine Kurve zu fahren.

In Salt Lake City besuchten wir dann ein letztes Mal unsere lieb gewonnene Fastfood-Kette Carls Jr. und verabschiedeten uns dann auch vom Beyond Famous Star, der uns während unseres Trips immer wieder zufrieden gestellt hatte. Von dort aus ging es zu unserer finalen AirBnB Wohnung im Vorort Sandy. Der Garten sah zwar aus, als wäre gerade erst eine Minenräumung erfolgreich abgeschlossen worden, unsere Wohnung im Souterrain war aber völlig ok, auch wenn völlig grundlos zwei 50 Zoll Fernseher nebeneinander im Wohnzimmer hingen. Zum Abschluss des Tages ging es dann noch einmal zu Target, wo wir uns delikates Ben&Jerrys Eis zum Abendessen kauften. Im Laufe des Abends stellten wir dann noch fest, dass die Klimaanlage des Hauses auch in unsere Wohnung wirkte und von uns nicht zu kontrollieren war. Das sorgte dann, mal wieder, für eine viel zu kalte Raumtemperatur, aber das waren wir ja in diesem Urlaub schon mehr als gewohnt.

Den letzen vollen Tag begannen wir dann sehr entspannt und schliefen erst einmal aus. Nach dem Frühstück ging es dann zu zwei Spielzeug-Läden und die letzten Käufe des Urlaubs wurden abgewickelt. Anschließend fuhren wir dann zum Trailhead des Wegen zum Engin Peak um noch etwas zu wandern. Da die Aussicht sich aber schon deutlich unter dem Gipfel sehen lassen konnte, sparten wir uns den Weg nach ganz oben.

Tatsächlich fühlte es sich noch einmal richtig sommerlich warm an, womit wir aufgrund der Erfahrungen der restlichen Reise fast schon überfordert waren. Mit dem obligatorischen Zwischenstop am State Capitol ging es dann für uns nach Downtown Salt Lake City, wo wir vor allem den großen Mormonentempel besichtigen wollten. Dummerweise wurde uns dann noch einmal zum Verhängnis, dass wir uns im Vorfeld nicht genug mit unseren Reisezielen beschäftigt hatten. Der Tempel inklusive Vorplatz war nämlich weitläufig eingerüstet und das bereits seit Jahren und noch bis mindestens 2026. So beschränkten wir uns auf einen Spaziergang durch die Stadt und warfen im Anschluss auch den Plan über den Haufen, noch einmal in ein Outlet-Center zu fahren. Stattdessen gönnten wir uns ein fürstliches Festmahl in einem komplett veganen Diner und holten uns im Anschluss noch Kuchen zum Abendessen. Wir brauchten schließlich noch etwas, um es mit dem restlichen Eis des Vorabends zu kombinieren. Man merkt vielleicht, Nährstoffe standen bei uns zu diesem Zeitpunkt ganz weit oben auf der Prioritäten-Liste. Abends widmeten wir uns dann der üblichen Qual des Kofferpackens und schauten nebenbei im Fernsehen Deal or no Deal – allerdings aus einem unbekannten Grund folgen von vor 15 Jahren. Und so endete dann auch dieser Tag.

Das Frühstück am Morgen war dann durchaus geprägt von Wehmut, denn irgendwie waren doch tatsächlich die 4 Wochen Urlaub rum. Wir packten noch die letzten Sachen zusammen, brachten unsere Koffer extrem nah an die Grenze zum Platzen und fuhren dann zu einem nahegelegen Minigolf-Platz um uns noch etwas vergnüglich die Zeit zu vertreiben. Dummerweise war gerade vor uns ein Schulausflug angekommen und die ganze Anlage war voller kleiner Kinder. Wir verzichteten dankend und fuhren stattdessen zu einem random Park in der Nähe, um uns noch etwas die Füße zu vertreten. Dort trafen wir dann noch auf ein paar Enten inklusive Küken und einige Gänse. Da wir immer noch Zeit hatten, fuhren wir dann noch in eine Spielhalle/Bowlingcenter und das stellte sich als eine fantastische Entscheidung heraus.

Denn uns erwartete eine gute Stunde pures Entertainment mit Basketball, Air-Hockey, einem Zombie-Shooter, Clowns Schlagen und Dance Dance Evolution. Wir hatten unglaublich viel Spaß, gerieten aber gleichzeitig auch ziemlich ins Schwitzen. Zur Stärkung vor dem Rückflug ging es dann noch einmal ins Vertical Diner, dem veganen Restaurant des Vortages um dort wie Rentner bereits um 12 Uhr mittags zu essen.

Nach insgesamt 5.990 Meilen, umgerechnet etwa 9.600 Kilometern, gaben wir dann unseren treuen Hyundai Tucson am Flughafen in Salt Lake City ab, gaben unser übergewichtiges Gepäck ab (mein Koffer hatte auf insgesamt 27kg zugelegt) und warteten dann am Gate auf das reale Ende unserer Zeit in den USA. Um mein Schrittziel für den Tag noch voll zu kriegen, lief ich dann noch einige Male durch den überschaubaren Flughafen. Zeit hatte ich genug, denn unser Flug hatte eine Stunde Verspätung. Aus einem zunächst unkommunizierten Grund stieg die Business Class dann zuletzt ein – man wollte uns also auch diese Erfahrung noch einmal rauben. An Board erfuhren wir dann den Grund für die Verspätung: zum einen gab es Probleme mit einigen Sitzen der Business Class, zum anderen war das Flugzeug wohl extrem voll und schwer und man musste erst berechnen, ob man in der Höhe und bei den Temperaturen überhaupt so starten könnte – eine total seriöse und kaum beunruhigende Aussage. Man hatte dann aber scheinbar eine Lösung gefunden und wir konnten unseren Heimflug antreten. Recht schnell bekamen wir dann auch einen Teil der Lösung zu spüren: man hatte nämlich einfach die Spezialmenüs ausgeladen, genauso wie große Teile der Getränke. So bekamen wir dann trockenen Reis mit Gemüse serviert und mein Tisch fiel einfach auseinander. Die ganze Business Class war so marode, dass quasi kein Sitz einwandfrei funktionierte. Aber hey, vielleicht hat man bei Eurowings Discover auch einfach nur versucht und nach einer so tollen Reise direkt wieder zu erden und uns so die Rückkehr in den tristen Alltag zu vereinfachen. Nach etwa 11 Stunden landeten wir dann in Frankfurt und unser Trip war endgültig vorbei.

Rückblickend hatten wir vier tolle Wochen, auch wenn nicht alles immer so lief, wie wir es uns erhofft hatten. Wir durften wahnsinnig viel sehen und erleben, durften die Schönheit und Vielfalt der Natur genießen und auch wenn ich es Mount Rainier immer noch übel nehme, dass er sich so vehement dagegen gewehrt hat, von uns gesehen zu werden, hatten wir insgesamt eine wirklich fantastische Zeit. Mal sehen, wohin es uns 2024 verschlagen wird.

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