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USA Roadtrip 2023: Kreuz und quer durch Oregon.

Nach der gruseligen Nacht im Travelers Motel zuvor und dem kurzen Aufenthalt im apokalyptischen Eureka tat eine ruhige und erholsame Nacht in einem richtigen Hotel wirklich gut. Dummerweise sah die Sonne das wohl ähnlich, denn sie hatte, im Gegensatz zu uns, keinen Bock früh aufzustehen und versteckte sich stattdessen hinter tiefhängenden Wolken. Das sollte sich auch nicht ändern, als wir aufbrachen und entlang der Küste Richtung Norden bis zum Redwood Nationalpark fuhren. Bereits am Visitor Center mussten wir eine weitere Schicht Oberbekleidung nachlegen, da es richtig frisch war. Dichter Nebel, leichter Nieselregel – genau so stellt man sich eine Küste in Kalifornien im Juni nicht vor. Trotzdem fuhren wir natürlich in den Nationalpark und diese Kulisse erinnerte an nichts anderes als einen grausamen Horrorfilm.

Sollte uns dieser Nebel womöglich das Fleisch von den Knochen fressen? Oder was für Gestalten verfolgten uns unbemerkt und warteten nur auf ihre Chance? Diese Gedanken wurden dann auch noch an unserem ersten Stopp zusätzlich getriggert, als dort ein Auto mit einer zerstörten Heckscheibe stand. Sofort kickte das Overthinking und sorgte dafür, dass ich auf die kurze Wanderung durch den Wald meinen Rucksack inklusive aller elektronischen Geräte mitnahm – sicher ist sicher. Als wir zum Parkplatz zurückkehrten, waren dann die Eigentümer des vermeintlich aufgebrochenen Autos vor Ort und erklärten gerade Passanten, dass die Klappe des Kofferraums kaputt sei und so die Heckscheibe zerbrochen war. Alle Angst war also, mal wieder, völlig umsonst. Ansonsten bewunderten wir an verschiedenen Stellen sehr hohe Bäume, noch mehr hohe Bäume und liefen durch die Wälder. Ein Baum war dabei sogar ganz speziell bestückt, wenn man es vorsichtig und mit pubertärem Humor betrachten möchte.

Insgesamt ein solider Start in den Tag, wäre da nicht unser treuester Begleiter: der Nebel. Denn auch auf unserem weiteren Weg entlang der Küste hüllte sich alles in ein tristes, graues Kleid aus Wolken.

Da sich auch bei unserer „Grenzüberfahrt“ nach Oregon an diesem Zustand nichts änderte, machte sich langsam Unmut breit. Wieso mussten wir ausgerechnet an der Küste so ein Pech mit dem Wetter haben? Und vor allem: wieso denn schon wieder? Denn während unseres letzten Urlaubs in Nordkalifornien und Südoregon hatten wir zwar keine Wolken, dafür aber beißenden Rauch von Waldbränden überall in der Luft.

Wir hielten dann irgendwann auf dem Weg bei Burger King um uns zu stärken und den Frust mit nährstoffarmen Essen und Softdrinks runterzuspülen. Unsere Bedienung dabei hatte dort zwar quasi keine Zähne im Mund, aber dafür war er super freundlich. Und es stellte sich heraus: dieser Moment sollte der Gamechanger für den Rest des Tages sein. Denn als wir weiterfuhren und unserem Ziel in Gold Beach (ja, der Ort heißt wirklich so) näher kamen, passierte es tatsächlich. Aus einem Fitzelchen blau am Himmel wurde nach und nach mehr und plötzlich klarte es tatsächlich über dem Meer etwas auf. Und ganz ehrlich: wie viel schöner sieht Küste denn bitte mit Sonnenschein aus?

Wir genossen dieses Glücksgefühl und fuhren dann weiter zum Motel 6 in Gold Beach. Dort hing eine Männergruppe auf dem Parkplatz rum, die sich von unserer Ankunft offensichtlich aufgescheucht fühlten wie Tauben, denn binnen kürzester Zeit waren alle in ihren Zimmern verschwunden. Wir hingegen gestalteten unseren Abend ein wenig anders. Zunächst hinterfragten wir nämlich erstmal einzig und allein aufgrund der Wettervorhersage für die nächsten Tage unsere gesamte Route. Wir verschwendeten richtig Zeit und Hirnschmalz, nur um am Ende genau gar nichts zu ändern. Dafür fuhren wir dann zum Sonnenuntergang noch einmal zum Strand vom Nachmittag und plötzlich machte Gold Beach seinem Namen alle Ehre. Womöglich hatte man sich bei der Namensgebung doch irgendwas gedacht und war nicht einfach komplett einfallslos.

Am nächsten Tag wurden wir erstmals wirklich durch den Wecker wach – es hat also knapp eine Woche gedauert, bis auch unser Schlafrhythmus in der Urlaubs-Zeitzone angekommen ist. Beim Blick aus dem Fenster mussten wir dann feststellen: die Wolken vom Vortag waren zurück. Das bedeutete für uns, dass wir den Tag erstmal entspannt angehen ließen. Beim Check-out begrüßte uns dann noch ein Reh am Rande des Parkplatz und schon waren wir wieder auf der Straße. Auf dem schier unendlichen Highway 101 fuhren wir entlang der grauen Küste weiter Richtung Norden. Dabei legten wir unzählige Stops ein, um die schöne Landschaft Oregons zu genießen.

Viel später als ursprünglich geplant machten wir einen Halt in North Bend um den örtlichen GameStop zu besuchen. Das Sortiment war, wie so oft, eher traurig, aber hier kam dann auch noch ein durchaus spezieller Verkäufer ins Spiel. Der zahnlose Kumpane (Zahnlosigkeit scheint in Oregon ein Ding zu sein) holte erst einen Star Wars Helm aus dem Lager um ihn uns zu präsentieren, bevor er seine merkwürdigen Ansichten über kampfeslustige Iren und schreckhafte Wegelagerer in den USA, die sofort weglaufen wenn man ihnen zu nahe kommt, mit uns teilte. Wir nickten freundlich, verabschiedeten uns und ließen uns dann von unserem Hunger zu Taco Bell gegenüber treiben – eine wirklich dumme Entscheidung. Denn das Essen war, wie man es hätte vermuten können: traurig im Geschmack und in irgendwie leicht ekligem Ambiente. Wieso wirklich alles in diesem Laden klebrig war, frage ich mich bis heute. Da sich unser weiterer Weg im tristen Grau irgendwie hinzog, war genug Zeit für weitere Gedanken: wieso fahren hier eigentlich so unendlich viele Holztransporter rum? Und warum hat der Film Final Destination 2 es geschafft, einer ganzen Generation Angst vor dramatischen Katastrophen mit diesen Transportern gemacht? Irgendwann erreichten wir aber mit den Oregon Dunes unser nächstes Ziel auf der Strecke.

Es war schon beeindruckend und verrückt, dass da plötzlich eine riesigen Dünenlandschaft zwischen dem Wald und dem Meer auftauchte. Aber so wirklich fesseln konnte uns diese Landschaft in Kombination mit dem grauen Himmel nicht. Das lag auch daran, dass wir auf dem Weg einen Hinweis bezüglich einer Straßensperrung gelesen hatten und uns fragten, ob diese uns betrifft. Im nächsten Ort legten wir daher einen Tank-Stopp ein und recherchierten. Tatsächlich hatte wir Glück, denn die angekündigte Straßensperrung lag erst kurz hinter der Stelle, an der wir den Highway sowieso verlassen wollten. Aber die Recherche ergab noch mehr, denn wir lernten den Begriff „Snow Zone“ für die Highways in Oregon kennen. In solchen Zonen muss man wahlweise Schneeketten oder gekennzeichnete Winterreifen dabei haben – zu jeder Jahreszeit. Hatten wir Schneeketten im Mietwagen? Natürlich nicht. Haben wir ernsthaft drüber nachgedacht bei Walmart welche zu kaufen? Selbstverständlich. Erstmal entschieden wir uns aber dagegen und verabschiedeten uns fürs Erste von der Küste. Kurze Zeit später waren all die Gedanken auch verschwunden, denn direkt neben der Straße grasten einige Waipiti Hirsche und sogar die Sonne kam heraus.

Nach einer weiteren Stunde Fahrt erreichten wir dann unser finales Ziel für den Tag: das Ranch Motel in Oakland, Oregon. Die A-förmigen Hütten wirkten von außen nicht sonderlich einladend, aber innen konnte man sich überraschend wohl fühlen.

So ruhig und erholsam die Nacht auch war, sie endete abrupt als es sich so anhörte, als ob mehrere LKW direkt in unserer Hütte parken wollten, während gleichzeitig ein Zug durchfährt. Wach waren wir dann auf jeden Fall und als ich duschen ging, tauschten in der zugegebenermaßen sehr kleinen Dusche plötzlich Seifenflaschen auf, sodass es sich ein bisschen anfühlte wie Ostern. Gewollt war das aber sicherlich nicht. Unser erster Stop des Tages führte uns dann zu Walmart, da wir ein paar Snacks für die erneut mehr als dreistündige Fahrt kaufen wollten. Und es erwartete uns ein Highlight: veganes Gebäck. Wer hätte das gedacht? Sicherlich hat da bei Walmart niemand bewusst drauf geachtet sondern viel mehr wurden Eier und Milch einfach vergessen, aber uns sollte es recht sein. Unseren ersten richtigen Halt erreichten wir dann nach 2 Stunden Fahrt über kurvige Straßen, quer durch Hügel und Wälder. Wir machten einen Spaziergang durch einen Wald, begleitet von ganz offensichtlich radioaktiv verstrahlten Riesenmücken in großen Mengen, und wurden mit Wasserfällen und großen Steinen belohnt.

Anschließend ging es nochmal eine Stunde durch ähnliche Landschaften mit schnell fließendem Wasser, nur dass die blauen Stellen am Himmel mit der Zeit mehr wurden. Es machte sich tatsächlich so etwas wie Hoffnung in uns breit.

Man kann sich an dieser Stelle völlig zurecht die Frage stellen: wo wollten wir eigentlich hin, dass wir dafür eine Fahrt quer durch Oregon auf uns nahmen? Das ist sehr einfach zu beantworten, denn unser Ziel war ein Sehnsuchtsort aus der Vergangenheit: Crater Laker Nationalpark. Schon 2017 lag dieser Park nicht wirklich sinnvoll auf unserer Route (er liegt so abgelegen, dass er wohl auf keiner Route wirklich auf dem Weg liegt) und aufgrund der allgegenwärtigen Waldbrände war mehr als fraglich, ob wir vor Ort überhaupt irgendetwas sehen konnten. Wir wurden damals positiv überrascht und nicht weniger als von der Schönheit der Landschaft gepackt. Dieses Gefühl wollten wir nochmal erleben. Doch kaum bogen wir auf die Zufahrtsstraße in den Nationalpark ein, lag plötzlich Schnee entlang des Weges und mystischer Nebel breitete sich zusammen mit der quälenden Ungewissheit aus: wie wird die Sicht auf dem Berg sein?

Oben angekommen setzte dann ein Gefühl des Glücks ein: es lag zwar überall wahnsinnig viel Schnee, aber die Wolke über dem See riss auf und es war einfach wieder genauso beeindruckend wie beim ersten Besuch.

Wie viel Schnee dort oben am Rand des Kraters lag, konnten wir anhand der Schneemassen wunderbar sehen, die sich entlang des gesperrten Teils der Straße auftürmten. Es war wirklich gar nicht mal so wenig.

Dass wir dann auch noch putzige Vögel, Streifenhörnchen und sogar ein Murmeltier sehen konnten, machte unsere Zeit am Crater Lake an diesem Nachmittag perfekt. Glücklich und zufrieden konnten wir dann den Abstieg mit dem Auto beginnen, genehmigten uns noch einen völlig überteuerten veganen Burger im Restaurant am Parkeingang und fuhren dann weiter zu unserer Unterkunft für die Nacht: dem Aspen Inn. Wieso wir auch an diesem Abend wieder die komplette Reiseroute in Frage stellten, wissen wir selber nicht. Diesmal änderten wir aber sogar etwas: das nächste Hotel wurde storniert und durch ein schöneres ersetzt. Mehr wars dann aber auch wieder nicht.

Die Nacht im Aspen Inn war dann auch alles andere als komfortabel, denn erstmals in diesem Urlaub hatten wir aus Preisgründen lediglich ein Queensize-Bett gebucht. Ich würde soweit gehen und das als Verbrechen am Komfort bezeichnen. Wer möchte denn freiwillig zu zweit in einem 1,40m breiten Bett schlafen? Da hat nun wirklich niemand etwas von. Entsprechend müde und leicht gerädert machten wir uns dann nochmal auf den Weg in den Nationalpark – was sind in diesem Land schon 70 Minuten Fahrstrecke hin und zurück? An diesem Morgen zeigte sich der Crater Lake allerdings von seiner anderen Seite, denn die Wolken hingen verdammt tief.

Als wir ankamen, sah man den See noch einigermaßen gut, aber mit jeder Minute legten sich die Wolken tiefer in den Krater. Wir packten daher unser Gebäck aus, frühstückten im Auto und genossen die Gesellschaft von einigen Streifenhörnchen, die überall herumliefen, sich gegenseitig jagten und ihr Leben lebten. Was für amüsante Zeitgenossen.

Anschließend hieß es Abschied nehmen von diesem wunderschönen Ort und unseren gestreiften Freunden, denn wir hatten natürlich noch einiges an Strecke vor uns, Nächstes Ziel war Eugene, die zweitgrößte Stadt Oregons. Da diese im Zentrum des Bundesstaates liegt, fuhren wie gefühlt unendliche drei Stunden mehr oder weniger geradeaus. Lediglich zwei kurze Stopps legten wir ein. Der erste war, mal wieder, ein Wasserfall. Mehr als das und die Tatsache, dass man dort Eintritt für den Parkplatz verlangte, die Toiletten sich aber noch im geschlossenen Winterzustand befanden, gibt es hierzu nicht zu sagen.

Wie man merkt, stumpft man hier mit der Zeit in Sachen wunderschöner Natur doch ein wenig ab. Der zweite Stopp war nur wenige Meilen weiter eine heiße Quelle unweit des Highways. Schon bei Google Maps sah diese nicht sonderlich sehenswert aus. Dass uns dort dann aber auch noch nackte Leute erwarteten, verkürzte diesen Halt dann nochmal zusätzlich.

So kamen wir dann in Eugene an, bezogen erstmal unser Hotel, erneut ein Tru by Hilton, was uns bereits in Salt Lake City ja sehr zugesagt hatte, und fuhren dann direkt mal in die Stadt. Dort liefen wir herum, besuchten erfolgreich einen Spielzeugladen und wollten dann vegan in einem chinesischen Restaurant speisen. Dummerweise hatte das Restaurant die Bedienung vor Ort eingestellt, sodass wir unser Essen mitnehmen mussten. Da wir sowieso noch in einem Park mit Aussicht über die Stadt wollten, hielten wir es für eine gute Idee, das zu kombinieren. Dummerweise wählten wir den falschen Parkplatz und vor dem Abendessen stand plötzlich ein völlig unnötig steiler Aufstieg. Geschmeckt hat es trotzdem ausgesprochen gut. Einfacher wäre es allerdings gewesen, wenn wir einfach direkt bis oben mit dem Auto gefahren wären. Wie konnten wir überhaupt anzweifeln, dass das in diesem Land möglich ist?

Nach einer äußerst erholsamen Nacht und einem guten Frühstück – es gab sogar veganes Oatmeal – ging es wieder ab auf die Straße in Richtung Küste. Ja, richtig gelesen, wir sind tatsächlich wieder zurück an die Küste gefahren, die wir zuvor bereits verlassen hatten. Grundsätzlich hatten wir reichlich Zeit eingeplant, sodass auch ein kurzer Halt in einem eher zwielichtigen Comic/Funko-Laden auf dem Weg drin war. Es sah in etwa so chaotisch aus, wie bei mir zuhause, aber die Auswahl war wirklich gut. Dass zusätzlich auch noch eine Katze durch den Laden streifte und die Kundschaft grundlos anfauchte, passte irgendwie ins Bild. Als ich dann mit zwei neuen Figuren aus dem Laden kam, war der komplette zeitliche Puffer, den wir eingeplant hatten, irgendwie aufgebraucht. An diesem Tag hatten wir nämlich für den Nachmittag eine Waltour in Depoe Bay gebucht, der selbsternannten Whale Watching Hauptstadt der Welt. Diese Tour hatten wir ursprünglich für 2020 in Kalifornien geplant. Dann kam erst Corona und letztes Jahr dann das Wetter dazwischen. Nun kamen wir bei bestem Wetter aber noch pünktlich an, konnten „einchecken“ und alles war eigentlich entspannt, bis es dann plötzlich doch ziemlich überhastet losging. Der Wind hatte aufgefrischt und man wollte die Tour noch schaffen, bevor es nicht mehr möglich war. So wurden wir dann ans Wasser geführt, bekamen Schwimmwesten in die Hand gedrückt und saßen plötzlich in der ersten Reihe auf einem ausgemusterten Navy-Seal Schlauchboot inklusive Hund an Board.

Ich sag es wie es war: die See war rau, es war windig und teilweise fühlten sich die Wellen an, als wäre man auf einer 90 minütigen Achterbahnfahrt bei der man immer wieder hart auf dem Boden aufschlug. Gleichzeitig waren die Wale ziemlich scheu. Wir haben lediglich zweimal ein paar Flossen sehen können, die angeblich zu zwei unterschiedlichen Wal-Arten gehörten. Man erklärte uns auch, was der Unterschied ist. Gemerkt oder gesehen hab ich das aber nicht. Dafür habe ich gelernt, dass Dynamit keine geeignete Methode ist, um einen Walkadaver vom Strand zu entfernen. Denn genau das hat man vor gut 50 Jahren in Oregon versucht und dabei große Stücke des Kadavers vom Himmel regnen lassen – keine gute Idee also. Nach der Waltour (ohne Kotzen) nutzten wir das gute, wenn auch windige und frische Wetter noch, um ein bisschen mehr dieses Teils der Küste von Oregon zu erkunden. Wenn man schon mal Sonne hat, muss man das ja schließlich nutzen. Und was wir an Küste zu sehen bekamen, war einfach richtig schön.

Als wir dann an einem Strand auch noch Seehunde im Wasser sahen, dachten wir eigentlich, es könnte nicht mehr besser werden. Doch nur wenige Meter von uns entfernt robbte plötzlich eine Seehundmutter mit ihrem Jungen an Land. Wie cool und süß war das bitte?

Zum Abschluss dieses perfekten Urlaubstages hielten wir dann noch bei Burger King, bevor wir in unser Hotel zurückkehrten. Dort wollte Sandra dann in den öffentlichen Waschmaschinen waschen, da sie nicht genug Kleidung für die gesamte Reise dabei hatte. Dieser grundsätzlich einfache Plan entpuppte sich allerdings als größere Herausforderung, da ein älteres Ehepaar quasi den gesamten Waschraum als ihr privates Eigentum betrachtete. Schon wenn wir nur gucken gingen, ob eine Maschine frei war, tauchte die Frau aus dem Nichts auf um uns zu verscheuchen. Als Rache schaltete ich dann einfach einen der Trockner mit ihren Sachen aus. Am Ende des Tages gelang uns aber doch noch ein Waschgang und wir konnten zufrieden mit Blick auf den nach eigenen Angaben „kleinsten Hafen der Welt“ schlafen gehen.

Mit dem Blick auf den Hafen und das Meer aufzuwachen, hatte dann am nächsten Morgen durchaus etwas, woran man sich gewöhnen könnte. Allerdings waren unsere treuen Begleiter die Wolken wieder Start, sodass wir uns mit dem Aufbruch etwas Zeit ließen und erstmal frühstücken gingen. In unserem Hotel gab es ein hausgemachtes, ausgesprochen Delikates Granola mit Hafermilch. Anschließend beluden wir, wie jeden Tag, unser Auto und fuhren los. Die zweistündige Fahrt entlang der Küste war erneut eine Mischung aus Nebel und Sonne, bis wir den ersten Viewpoint des Tages erreichten. Da mich allerdings akuter Harndrang quälte, interessierte mich der mittelmäßige Ausblick quasi gar nicht. Da aber auch keine Toilette oder auch nur ein Baum in der Nähe waren, blieb mir nichts anderes übrig als mich etwas abseits der anderen Menschen an den Highway zu stellen. Es würde mich sehr wundern, wenn die vorbeifahrenden Fahrzeuge aus beiden Richtungen nicht gesehen hätten, was ich da tue. Anschließend ging es durch Cannon Beach zum Ecola State Park. Irgendwie waren aber überall wahnsinnig viele Menschen, was wohl daran gelegen haben könnte, dass Wochenende war. Die Aussicht konnte sich aber trotzdem sehen lassen und war die nervigen Menschen auf jeden Fall wert.

Das galt zumindest für die eine Richtung, denn blickte man in Richtung Norden, sah man quasi gar nichts. Mit diesen tollen Ausblick verabschiedeten wir uns dann endgültig von der Küste Oregons und fuhren wieder in Richtung Inland, zunächst bis nach Beaverton. Dort hat Sportartikelriese Nike den offiziellen Firmensitz und natürlich auch einen Factory Store. Allerdings mussten wir vor Ort feststellen, dass dieser nur Mitarbeitenden sowie Freunden und Familie dieser offen steht. Da weder wir noch unsere Familienangehörigen für Nike arbeiten und wir bekanntlich auch quasi keine Freunde haben, blieb uns der Eintritt daher verwehrt. Stattdessen setzten wir unsere Fahrt nach Portland, der größten Stadt in Oregon fort. Zufälligerweise kamen wir dabei direkt am angeblich besten Viewpoint der Stadt an der Pittock Mansion vorbei. So konnten wir auch diesen Punkt auf der To-Do-Liste direkt mit abhaken.

Im Hintergrund sieht man übrigens Mount Hood, den wir noch näher kennenlernen sollten. Anschließend fuhren wir zum Portland Pop Train, einem Funko Laden in einem Zugwaggon. Natürlich wurde ich auch da bei einer fantastischen Auswahl fündig und so konnte es danach direkt zum Mark Spencer Hotel mitten in Downtown Portland gehen, wo wir doch tatsächlich drei ganze Nächte verbringen sollten. Daher konnten wir den Rest des Tages auch entspannt angehen lassen – wir hatten schließlich Zeit. So spazierten wir erstmal zu „Vegan Bowls for all“, einem Restaurant, dass bei Google auch zusätzlich unter zwei anderen Namen bekannt war. Klingt nicht sehr seriös, sah auch nicht so aus, aber was trotzdem lecker. Anschließend spazierten wir noch an einer Kirmes vorbei um uns zum Abschluss des Tages bei Voodoo Doughnut, DEM Donut Laden schlechthin in der Stadt, mit Köstlichkeiten zu versorgen. Eigentlich wollten wir nur vier Donuts holen, zwei zum Abendessen und zwei für den nächsten Tag. Da wir aber natürlich Sparfüchse sind, haben wir stattdessen 12 gekauft – schließlich gilt, wie so oft: Buy more, save more. Dass wir uns nach insgesamt drei Donuts am Abend schon an der schwelle zur Diabeteserkrankung befanden, war uns vorher klar. Aber lecker war es in jedem Fall.

Womöglich lag es auch an einer Art Zuckerkoma, dass der Wecker uns am nächsten Morgen richtig grausam aus den Träumen riss. Aber als wir die Vorhänge zur Seite schoben, sahen wir strahlenden Sonnenschein und frühstückten erstmal direkt wieder ein paar Donuts, bevor wir uns fertig machten und ins Auto stiegen. Denn wieso sollten wir das Auto auch mal stehen lassen, wenn wir schon in einer Stadt sind? Da das Wetter so fantastisch war, wollten wir erstmal die Natur in der Umgebung erkunden und fuhren zu den Mutlnomah Falls, einem Wasserfall, der offensichtlich zu den meistbesuchte Sehenswürdigkeiten überhaupt im pazifischen Nordwesten zählt.

Erstaunlich viele Leute vor Ort hatten nicht nur ihre Familien dabei, sondern vor allem auch ihre Haustiere. Hunde an der Leine, Katzen in Rucksäcken – alles war am Start während wir und 2 Kilometer durchgehend bergauf kämpften, um auch das obere Ende der Wasserfälle zu sehen. Dort im Wald lag auch ein umgefallener Baum quer über den Fluss – ein gefundenes Plätzchen für einen Balanceakt. Aber selbst ich Körperklaus habe es geschafft, unbeschadet rauf und wieder runter zu klettern und bin dabei auch nur zweimal fast hingefallen – ein großer Erfolg.

Im Anschluss ging es wieder runter, zum Auto und ab zum nächsten Natur-Highlight des Tages: Mount Hood, oder, wie Google ihn gerne ungefragt übersetzt: Mount Kapuze. Die 90 minütige Fahrt (natürlich lagen der Berg und die Wasserfälle nicht in der gleichen Ecke) ließ und jedoch immer stärker Zweifeln, weil der Berg sich mehr und mehr in Wolken hüllte, je näher wir ihm kamen. Irgendwann sahen wir ihn gar nicht mehr, entschieden aber, trotzdem durchzuziehen. Und was soll ich sagen: es hat sich absolut gelohnt.

Bei einem entspannten Spaziergang am See genossen wir tolle Ausblicke und das sommerlich warme Wetter, was uns an der Küste meist nicht gegönnt war. Danach ging es dann wieder zurück nach Portland, wo wir auf dem Weg zum Mittagessen bei Del Taco anhielten. Vor der Corona Pandemie hat diese Kette und mit leckeren veganen Optionen überzeugen können, allerdings haben sie diese einfach aus dem Programm genommen. So blieb uns nur ein trauriger Bohnen-Burrito, den wir neben einer durchaus ekligen Familie zu uns nehmen mussten. Egal wo man bei den Tischnachbarn hinsah, es war irgendwie eklig: fleckige Klamotten, Soßenreste im Gesicht als wäre es Make-up – es war wie ein Autounfall. Gleichzeitig sah es auch so aus, als hätten sie ihre Gesichter im essen vergraben und einfach langsam in sich rein gefressen. Anders kann ich mir nicht erklären, wie sie überall im Gesicht Essenreste ansammeln konnten. Wenig zufrieden kehrten wir danach dann ins Hotel zurück, stärkten uns kurz mit Donuts und mussten dann auch schon wieder aufbrechen. Wir hatten nämlich für den Abend ein Escape Game im benachbarten Vancouver, Washington gebucht. Für die eigentlich 15 minütige Fahrt brauchten wir dank des abendlichen Verkehrs eine ganze Stunde. Als wir dann aber in eine Geschichte aus Jurassic Park und Zurück in die Zukunft eintauchten, waren auch diese Strapazen vergessen und ein toller Tag ging sehr unterhaltsam zu Ende.

Unser letzter Tag in Portland begann dann mit einem Novum: erstmals in diesen Urlaub schliefen wir ohne Wecker richtig aus und hatten keine wirklichen Pläne für den Tag. Was für andere klassischer Urlaub ist, war für uns sehr ungewohnt. Irgendwann im Laufe des Vormittages verließen wir unser Hotel und bummelten einfach durch die Stadt. Erst durch den Pearl District, dann beobachteten wir eine ganze Weile spielende Hunde in einem Park und spazierten dann am Wasser entlang wieder zurück.

Ich weiß gar nicht wirklich wie, aber am Ende kamen wir auf einen 7 Kilometer Spaziergang ohne uns wirklich darauf konzentriert zu haben. Wir aßen dann nochmal bei „Vegan Bowls for all“ zu Mittag, gönnten uns anschließend ein ausgiebiges Nickerchen und brachen dann zum nächsten Escape Game auf. Auf dem Weg dorthin gingen wir noch auf die Suche nach einem Aussichtspunkt, fanden ihn aber nicht. Stattdessen fuhren wir dann quer durch die Stadt, bis wir vor einem als Videothek getarnten Escape Room standen. Wie cool ist das denn bitte?

Kurz darauf fanden wir uns in einer Story wieder, in der wir die Wasserversorgung Portlands vor russischer Sabotage retten mussten und hatten eine wahnsinnig gute Zeit. Wir hätten den Tag mit diesem Highlight ausklingen lassen können, aber stattdessen überkam uns einmal mehr das Bedürfnis, unsere Reise-Route zu hinterfragen. Und diesmal planten wir tatsächlich etwas um und schoben für den nächsten Tag mal eben einen dreistündigen Umweg ein. Dieser sollte uns dann aus dem schönen Oregon herausführen.

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