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Japan 2019: Tag 8 – Leavin‘ Tokyo

Am Donnerstagmorgen war es so weit. Nach einer Woche in unserem wirklich schönen Hotel in der größten Stadt Japans kletterten wir ein letztes Mal ungelenk und jammernd aus unserem Hochbett, machten uns fertig und genossen zum letzten Mal unser Sahne-Frühstück. Wenn man mich so sieht, könnte man meinen, das ständige Gebückt-Sein im Hotelzimmer hätte nachhaltige Schäden an meiner Körperhaltung verursacht. Aber dann sieht man Fotos von mir von vor diesem Urlaub und weiß: Das Geiern hatte ich schon vorher mehr als gut drauf. Nach dem Frühstück packten wir dann jedenfalls die letzten Kleinigkeiten zusammen, quetschten unsere Koffer bis sie endlich zugingen und machten uns dann mit Sack und Pack auf den Weg zum Bahnhof Otsuka, um mit unserer liebgewonnenen Yamanote-Line nach Ueno zu fahren. Dort wollten wir eigentlich direkt in den Shinkansen nach Nagano umsteigen, aber überraschenderweise machte uns der Fahrkartenschalter einen Strich durch die Rechnung. Denn statt des in wenigen Minuten abfahrenden Shinkansens, bot man uns eine Reservierung für den nächsten Zug in einer Stunde an. Wer konnte denn auch damit rechnen, dass so ein Schnellzug an einem Mittwochvormittag ausgebucht ist? Klar, wir hätten auch einfach früher reservieren können, aber das hätte man ja planen müssen. Da wir ja also keine Wahl hatten, setzten wir uns auf die nächste Bank im Bahnhof und schlugen die Stunde mit ziellosem Surfen im Internet tot. Dann bestiegen wir unseren Zug, verstauten das Gepäck und Sandra begann ihr übliches Zug-Nickerchen. Ich hingegen blieb ausnahmsweise wach, schrieb Rezensionen bei Tripadvisor und spielte Yoshi auf der Nintendo Switch – ich passe mich der japanischen Kultur also an (und nein, der lässig stehende Asiate auf dem folgenden Bild bin nicht ich).

Gut 1,5 Stunden später kamen wir auch schon in Nagano, dem Austragungsort der olympischen Winterspiele 1998, an, zogen unsere Koffer wie Hinkelsteine hinter uns her und suchten unser neues Hotel. Wir wurden schnell fündig und die Dame an der Rezeption sprach sogar Englisch. Was für ein Glück! Und das hielt sogar noch länger an, denn obwohl wir eine ganze Stunde vor offiziellem Check-in da waren, durften wir in unser Zimmer. War es Glück oder hatte die nette Dame Mitleid mit der immer noch verschlafen wirkenden Sandra? Letztlich egal, denn so konnten wir unsere Sachen ins Zimmer schmeißen und kurze Zeit später wieder aufbrechen, um uns einen Mittagssnack zu holen und dann wieder in den Zug zu steigen. Denn schließlich wollten wir noch nach Matsumoto, laut Reiseführer eine der schönsten Ortschaften in ganz Japan. Gemütliche 50 Minuten, ein Sandwich, ein Hotdogbrötchen mit gebratenen Nudeln (ja, sowas isst man hier zwischendurch, obwohl es aussieht wie ein Wurm-Dog), eine Rosinenschnecke und irgendein merkwürdiges, nahezu geschmackloses Teigstück später erreichten wir dann auch schon unser Ziel und machten uns umgehend vom Bahnhof auf den Weg zur Burg von Matsumoto. Ja, richtig gelesen, eine Burg. Kein Schrein, kein Tempel, sondern endlich mal was völlig anderes. Die historische Krähenburg, die angeblich die Form einer Krähe hat, für mich aber einfach aussieht wie eine japanische Burg, war dann tatsächlich ziemlich cool. Vor allem, da die Kirschblüten hier noch in voller Pracht zu bewundern waren.

Wieso der Ort allerdings so schön sein soll, erschloss sich uns nicht. Es war für uns ein stinknormaler Ort, ohne großartige Besonderheiten abseits der Burg. Weder besonders charmant, noch pittoresk, einfach eine mittelgroße Stadt. Als nehme man Kerpen, vervierfacht die Einwohner und setzt eine Burg rein. Also machten wir uns recht schnell wieder auf den Weg zum Bahnhof, Sandra sackte im vorbeigehen noch eine schicke Japan-Tasse bei Starbucks ein und schon saßen wir wieder im Zug nach Nagano. Was für ein cleverer Ausflug: 50 Minuten Fahrt, eine Stunde Burg angucken und dann wieder 50 Minuten zurück. Ich empfand es trotzdem als lohnend.

Zurück in Nagano bummelten wir noch etwas umher, ich machte noch ein paar Game-Schnäppchen in einem Second-Hand-Laden und dann setzten wir uns spontan in ein italienisches Restaurant, an dem wir vorbeikamen. Der Caesar-Salat als Vorspeise hatte außer dem Dressing nix mit einem echten Caesar-Salat zu tun, aber er schmeckte gut. Die Pizzen hatten dann auch nichts mit Pizza zu tun, schmeckten aber auch ganz passabel. Dummerweise wurde ich auch bei diesem Mahl das Gefühl nicht los, dass die Japaner alles in ihrer Macht stehende tun, damit ich nicht satt werde. Aber mittlerweile hatte ich mich ja daran gewöhnt und sorgte im Anschluss mit dem obligatorischen Abend-Snack für die notwendige Sättigung im Hotel. Ist es komisch, dass ich das Hotel und Tokio jetzt schon irgendwie vermisse? Ich werde es beobachten, ob sich das in den nächsten Tagen fortsetzt.

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