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Japan 2019: Tag 2 – Erste richtige Eindrücke von Tokio

Die erste Nacht in Tokio endete jäh, denn als nach mehr als reichlich Schlaf der Wecker klingelte, fühlte es sich an, als würde man mir mit einen Sack Reis einfach gegen den Kopf schlagen. Da war er also wieder, unser guter alter Freund Jetlag. Da es diesmal Richtung Osten ging, stattete er uns also direkt zu Beginn der Reise schon einen Besuch ab – was für eine Freude. Irgendwie haben wir es trotzdem geschafft uns aus dem Bett zu quälen und nach einigen Anlaufschwierigkeiten war ich sogar halbwegs wach und auch geistig anwesend. So konnte ich mich auch erstmals intensiver mit etwas typisch japanischem Auseinandersetzen: Hightech-Toiletten. Denn schon die Toilette in unserem Zimmer gleicht einem kleinen Wunderwerk der Technik. Während Zuhause Schüssel, Klobrille mit -deckel und Spülung vollkommen ausreichen, wird der ganzen Spaß hier um Heizung, Bidet-Funktionen und automatische Personenerkennung erweitert. Man kann hier getrost vom Next-Level Stuhlgang sprechen.

Aber zurück zum eigentlichen Thema. Denn nach dem Aufstehen und Klarkommen ging es erstmals zum Frühstück. Zur Wahl hatten wir einmal die deftige Variante mit Rührei, Würstchen und Speck und einmal die eher filigrane Variante mit einem gefüllten Blätterteig Nest. Wir entschieden uns beide für letzteres und ich muss sagen, es war wirklich lecker. Aber wie bereits am Tag zuvor, wurde ich nicht satt.

Trotzdem zogen wir los um Tokio nun auch halbwegs aufnahmefähig zu erkunden. Etwa 20 Minuten mit der S-Bahn später verließen wir den Bahnhof in Ueno und starteten unseren Marsch zur „Altstadt“, auch wenn es in dieser unglaublich großen Stadt im Grunde keine wirkliche Altstadt im klassischen Sinne gibt, sondern viel mehr einzelne solcher Bereiche in verschiedenen Ecken. Wir jedenfalls spazierten bei wenig einladendem grauen Himmel zum Asakusa Schrein und trafen das erste Mal auf wirklich viele Menschen und vor allem viele Touristen. Trotzdem wirkte es nicht überfüllt und wir konnten die ersten Eindrücke von alter japanischer Kultur sammeln.

Gleichzeitig konnten wir auch die ersten Kontakte mit weiteren japanischen „Spezialitäten“ knüpfen: Matcha-Kuchen und Getränke-Automaten. Ersteres ist Kuchen mit grünem Tee – gar nicht mal schlecht. Letzteres ist ein Faible, dass sich gefühlt überall zeigt. Denn egal wo man auch hinkommt, mindestens ein, meistens aber mehrere Getränkeautomaten warten dort bereits. Ein bisschen wie ein Freund, der in der Not stets mit gekühlten oder auch warmen Getränken helfend zur Seite steht.

Wenn ihr euch beim Blick auf diesen Automaten nun fragt, was diese weiß verpackte Cola sein mag, kann ich direkt aufklären. Das ist die exklusiv in Japan erhältliche Coca Cola Plus. Soll angeblich beim Abnehmen helfen indem sie die Aufnahme von Fett verhindert und gleichzeitig Quantität und Menge des Stuhls erhöht. Ob die Wirkung so stimmt, kann ich weder bestätigen noch widerlegen, aber schmecken tut sie auf jeden Fall wie normale Cola. Von Asakusa setzten wir unseren Spaziergang irgendwie quer durch die Stadt fort und erblickten sogar nebenbei den Tokyo Skytree. Mehr als ein Blick aus der Ferne war er uns aber irgendwie nicht wert.

Dafür kamen wir zufällig am Hauptquartier der Firma Bandai vorbei, sodass ich dem guten alten Son-Goku direkt mal einen Besuch abstatten konnte. Pacman war übrigens auch am Start – ich soll euch von ihm Grüßen.

Wer sich nun wundert und denkt: wow, der ist aber klein, dem sei gesagt, dass ich mit meinen 1,90m hier schon fast ein Riese bin. In der Bahn überrage ich die meisten Leute um einen Kopf und auch sonst wirkt hier meine Größe eher unvorteilhaft. Kein Wunder also, dass man auf den begrenzten Raum von Tokio fast 9 Millionen Menschen unterbringen kann, wenn die alle nicht die Größten sind. Unser Stadtbummel führte uns schließlich weiter nach Akihabara – der Electric City von Tokio. In diesem Viertel gibt es alles, was das Elektronik-Herz begehrt. Ein Elektroladen reiht sich an den nächsten und gerade für mich als Videospiel-Fan war ist dieses Viertel der reinste Wallfahrtsort. Da ich gleichzeitig auch eine gewisse Vorliebe für Konsum habe, dürfte es an dieser Stelle niemanden wundern, dass bei mir mal wieder galt: „That escalated quickly“ und ich einige Neuzugänge für mein privates Retrokonsolen-Museum begrüßen durfte.

Es ist überflüssig zu erwähnen, dass für die Suche nach diesen Spiele-Klassikern eine ganze Menge Zeit drauf ging und ich letztlich nur von Sandras genervtem Blick in Kombination mit einem knurrenden Magen von weiteren Ausgaben abgehalten wurde. Da zufälligerweise direkt um die Ecke unsere geliebte Diner-Kette Dennys eine Filiale hatte, dachten wir, wir gönnen uns mal etwas klassisches zu essen und kehrten dort ein. Dass das Personal kein Englisch sprach überraschte uns wenig, denn offensichtlich sprechen die Leute hier so gut Englisch wie in Deutschland, nämlich gar nicht. Aber dass es keine Burger oder sonstiges amerikanisches Essen gab, war dann doch überraschend. So gab es halt japanische Kost mit für meinem Gaumen eher durchschnittlichem Geschmack und vor allem erneut geringer Sättigungswirkung. Trotzdem bummelten wir weiter umher, sammelten noch einige Eindrücke der Stadt und bemerkten auch, wie unsinnig und ungeordnet hier doch irgendwie gebaut wird.

Nach einem weiteren kurzen Schrein/Tempel Besuch im Vorbeigehen kamen wir schließlich nach Akihabara zurück und erlebten Tokio so noch einmal von einer bekannten Seite: bunt und voll beleuchtet, wie man es sich in dieser verrückten Stadt vorstellt.

Zu guter Letzt stiegen wir wieder in die S-Bahn nach Hause, versorgten uns erneut beim 7Eleven nebenan mit etwas Gebäck und Getränken zum Abendessen und ließen den Abend dann gemütlich im Hotel ausklingen. Das war nach den ersten richten Eindrücken von Tokio sicher keine schlechte Idee.

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