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Japan 2019: Tag 1 – Das Abenteuer beginnt

Mittwochmorgen, knapp über 0 Grad, 6:30 am Bahnhof in Sindorf. Vollgepackt warten wir auf die S19 zum Flughafen um unsere erste große Reise des Jahres zu beginnen. Aber diese Reise ist nicht wie so viele andere vor ihr – und das aus verschiedenen Gründen.

Zum einen fliegen wir das erste Mal nicht in der üblichen Holzklasse sondern werden wie die pinke pinke High-Society in der Business Class transportiert. Also im Flugzeug, nicht in der S-Bahn. Aber keine Sorge, wir sind nicht plötzlich zu dem Wohlstand gekommen, der sich hinter meinem unaufhörlichen Konsum von Dingen vermuten lassen könnte. Wir haben nur die mühsam gesammelten Vielflieger Meilen der letzten Jahre für dieses Upgrade geopfert.

Zum anderen weichen wir von unserer üblichen Reisezeit erheblich ab. Normalerweise lag diese bekanntlich stets im Spätsommer. Aber wir sind ja noch halbwegs jung und für Veränderungen offen. Das letzte Mal, als ich eine große Reise so früh im Jahr machte, war im Jahr 2011, als ich mich gleichzeitig mit dem chronischen Reisefieber infizierte. Das ist mittlerweile schon 8 Jahre her. Verdammt, ich werde wirklich langsam so alt wie mein Körper sich schon lange fühlt.

Vor allem unterscheidet sich aber unser Reiseziel erheblich vom üblichen. Denn diesmal geht es nicht in die USA oder nach Kanada, sondern in eine komplett andere Ecke dieser Welt: nach Japan.

Ihr werdet euch jetzt zurecht fragen: Japan? Was ist denn da los? Lack gesoffen oder zu heiß gebadet? Und ich muss zugeben, je näher die Reise rückte, desto häufiger stellte auch ich mir diese Fragen. Aber letztlich hat uns die Neugier zu diesem Ziel bewegt. Der Reiz auch mal in Kontakt mit Asien zu treten war schon länger vorhanden. Aber da nach Thailand jeder reist und man in China seine Geschäfte oftmals noch in Erdlöcher verrichten muss, fiel die Wahl auf das fortschrittliche Japan. Klingt irgendwie einleuchtend, oder? Das rede ich mir zumindest ein.

Jedenfalls ging es von Köln zunächst nach München, von wo aus wir unseren 11 Stunden Flug nach Osaka antraten. Klingt nach einer langen Zeit, aber ich muss sagen, wenn man doch tatsächlich mal Platz im Flugzeug hat, ist es gar nicht mal so schlimm. Aber trotz eines komplett zurückfahrbaren Sitzes komme ich nicht ums Meckern herum: Aufgrund meiner Größe konnte ich mich nicht bequem hinlegen und aufgrund des unerklärlichen Lärms der Leute um mich herum auch nicht wirklich schlafen. Und auch das angebotene Essen war nicht wirklich nach meinem Geschmack.

Trotzdem fühlte ich mich bei der Ankunft in Osaka nicht ganz so gerädert wie sonst – und allein dafür lohnte sich die Business Class schon. Umso erfreuter war ich, als mich alte Kindheitsfreunde in Osaka freundlich empfingen. Da fühlte ich mich direkt wie zuhause, auch wenn ich kein Wort der Sprache verstehen oder gar lesen konnte. Trotzdem kamen wir ohne jegliche Probleme durch die Einreise-Prozedur und auch durch den Zoll. Und plötzlich standen wir tatsächlich offiziell in Japan – verrückt.

Wenn man von Freunden in Osaka empfangen wird…

Nach einer kurzen Orientierungsphase machten wir uns dann auf den Weg zum Bahnhof, denn auch das sollte auf dieser Reise anders sein als sonst. Statt einen Mietwagen zu nehmen fahren wir diesmal Zug. Die Gleichung dafür ist recht einfach: riesengroße Städte mit überfüllten Straßen plus Linksverkehr plus eine Sprache die ich nicht lesen kann gleich kein Autofahren. Stattdessen haben wir uns im Vorfeld bereits Voucher für den Japan Rail Pass bestellt, mit welchem wir vor Ort alle Shinkansen-Hochgeschwindigkeitzüge sowie alle Züge der staatlichen Zuggesellschaft nutzen können. Kostet für drei Wochen ja nur 650 Euro, weil wir auch hier natürlich die erste Klasse genommen haben – ein bisschen Komfort muss ja schon sein. Nach kurzer Suche fanden wir dann den Weg zum Bahnhof und schafften es umgehend unsere Voucher gegen die Pässe umzutauschen und auch direkt unsere erste Fahrt zu reservieren. Denn natürlich war unsere Anreise nach etwa 17 Stunden noch nicht vorbei, wir wollten ja schließlich in Tokio beginnen. So setzten wir uns dann nochmal lockere 2,5 Stunden in den Zug, vegetierten mehr oder weniger vor uns hin bis wir dann an der Tokyo Station wieder ausstiegen. Aber auch jetzt waren wir noch nicht am Ziel, denn unser Hotel für die erste Woche lag natürlich nicht am Hauptbahnhof. Stattdessen kämpften wir uns zum tokioter Pendant einer S-Bahn durch und gesellten uns zu den einheimischen Japanern. Erneut eine halbe Stunde später erreichten wir dann endlich unser Hotel und lernten die japanische Pünktlichkeit kennen. um etwa 13:30 Ortszeit waren wir dort, ab exakt 15:00 war der Check-In möglich. Also gaben wir lediglich unser Gepäck ab und stapften unverrichteter Dinge wieder los. Wie Zombies auf der Suche nach Gehirnen stiegen wir wieder in die Bahn und fuhren nach Shinjuku um eine Aussichtsplattform auf dem Rathaus zu besuchen. Zugegeben, die Aussicht über die riesige Stadt war schon cool. Aber so wirklich wahrnehmen konnte ich das in meinem Vegetations-Zustand schon nur noch bedingt.

Blick über Tokio vom „Rathaus“

Da es auch nach diesem Besuch noch nicht Check-in Zeit war, schleppten wir uns in den nahegelegenen Park. Die Sonne war irgendwie plötzlich verschwunden und ich muss ehrlich zugeben, ich weiß nicht, ob die blühenden Pflanzen noch zur Kirschblüte gehörten oder einfach andere Blüten waren. Es war mir aber ehrlich gesagt auch relativ egal, denn insgesamt sah es doch ganz schön aus.

So langsam kam zum Fertig-Sein dann noch ein weiteres Bedürfnis hinzu: Hunger. Wirklich denken konnte ich daher nicht mehr, als funktionierte nur noch das Gehen, so gut es bei mir eben funktionieren kann, bis wir in einer Pizzeria einkehrten und uns noch einmal stärkten. Es schmeckte sogar erstaunlich gut, wenn es auch nicht wirklich viel war. In dem Moment war mir noch nicht bewusst, dass letzteres ein ständiger Begleiter in diesem Urlaub sein würde und leckeres Essen in diesem Land für mich zur Herausforderung werden würde. Im Anschluss kehrten wir endlich ins Hotel zurück, checkten an einem Automaten ein und bezogen unser kleines aber feines Zimmer mit einem Hochbett. Ja, tatsächlich, ein Hochbett. So haben wir zumindest darunter ein wenig Platz zum Leben, denn dieser ist in Tokio wirklich äußerst begrenzt. Nach dem Einzug ging es nur noch kurz zu 7Eleven um die Ecke für Getränke und einen Snack und dann war der erste Tag auch schon beendet. Hat ja nur insgesamt fast 30 Stunden gedauert, bis wir im Hotel wirklich angekommen waren. Aber hey, was solls. Tokio liegt halt nicht gerade um die Ecke von Sindorf.

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