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Japan 2019: Roundup

Seit drei Wochen hat Good Old Germany mich nun wieder. Genug Zeit also, um die Eindrücke von 3 Wochen Japan einmal sacken und richtig wirken zu lassen. Daher ist es nun an der Zeit, die Reise rückblickend noch einmal als Gesamtpaket zu beurteilen – man soll sich ja mit sowas auch auseinandersetzen, hab ich gehört.

Mir wurde von verschiedenen Seiten zugetragen, dass die Blog-Artikel insgesamt den Eindruck vermittelt hätten, dass es in Japan doch ziemlich blöd war. Dieses Gefühl hatten wir phasenweise vor Ort zwar auch, insbesondere nachdem wir Tokio verlassen hatten und etwas ländlicher unterwegs waren, aber wenn ich so zurückblicke, dann ist das nicht der Eindruck, mit dem Japan mir im Gedächtnis bleiben wird.

Das Land der aufgehenden Sonne ist besonders und zugegebenermaßen auch in vielerlei Hinsicht eigentümlich. Wieso ein hochzivilisiertes Land, welches technologisch zu den fortschrittlichsten der Welt gehört, so sehr am Bargeld hängt, erschließt sich mir nicht. Genauso wenig wie die Tatsache, dass man dort ein echtes Problem mit der englischen Sprache hat. In drei Wochen vor Ort hatten wir lediglich in Kyoto wirklich das Gefühl, dass wir uns mit Englisch gut verständigen können. Ansonsten trafen wir immer und immer wieder, egal ob im Hotel, im Restaurant oder im Supermarkt, auf leere und überforderte Blicke, wenn wir versucht haben auf Englisch zu kommunizieren. Teilweise wurden wir angeguckt, als hielte man uns für Aliens. Gleichzeitig zogen die Einheimischen aber auch ihr Ding auf japanisch eiskalt durch, auch wenn sie uns ansahen, dass wir nicht den blassesten Schimmer hatten, was sie uns mitteilen wollten. Diese Kommunikationsproblematik hat mich wirklich überrascht.

Gleiches gilt für die Themen Essen und Müll. Ich hätte im Vorfeld niemals damit gerechnet, dass wir solche Probleme bekommen würden, in Japan leckeres und vegetarisches Essen zu finden. Insbesondere das, was man an japanischem Essen hier in Deutschland bekommt, ist ja problemlos auch vegetarisch bestellbar. Vor Ort hingegen ist der Fleisch- bzw. Fischkonsum quasi Pflicht. Egal, an was für einer Art Restaurant man vorbeikommt, im Grunde ist die Hauptzutat für jedes Gericht Fleisch oder Fisch – oder natürlich in Fischsuppe gegarte andere Zutaten. Selbst auf einen Salat wurden gerne noch Fischflocken gestreut – warum auch immer. Die Beweggründe von Vegetariern scheinen den Japanern gänzlich fremd zu sein und als Veganer hätte man wahrscheinlich so gut wie gar keine Chance, sich vernünftig zu ernähren. Da hätte ich die sonst so als gesund geltenden Japaner definitiv anders eingeschätzt – genauso wie in Sachen Nachhaltigkeit. Auch hier war ich fast schon schockiert, auf welchem Stand man sich dort befindet. Während bei uns in Deutschland Plastiktüten immer weiter aus dem Bewusstsein verschwinden, sind sie in Japan immer noch ein It-Piece. Egal was man kauf, die billigste Einweg-Plastiktüte ist schneller mit dabei, als man gucken kann. Selbst wenn man im Supermarkt nur eine Flasche Cola kauft und nur kurz den Blick senkt um Kleingeld zu suchen, steckt die Flasche schon in einer Plastiktüte – natürlich auch, wenn man eigentlich eine Tasche oder einen Rucksack dabei hat. Gleiches gilt für Einweg-Kaffeebecher, Strohhalme und Plastik-Besteck. Selbst als wir uns bei Starbucks etwas zu trinken holten, um es vor Ort zu verzehren und das auch mehr als deutlich kommunizierten, bekamen wir die Getränke in Einwegbechern serviert – schlicht und ergreifend weil man dort keine Tassen nutzte. Für ein Land, welches ausschließlich auf Inseln liegt, ist dieser Umgang mit Abfall nicht sonderlich clever. Aber wer weiß, vielleicht wird Nachhaltigkeit auch dort in naher Zukunft ein größeres Thema – es wäre zu wünschen.

Auf der anderen Seite gibt es aber auch reichlich Dinge, die mir von Japan sehr positiv in Erinnerung bleiben werden. So ist die allseits bekannte japanische Höflichkeit definitiv nicht nur ein Gerücht. Egal wo wir waren, die Menschen begegneten uns sehr höflich und freundlich, auch wenn weder sie uns noch wir sie verstanden. Klar, möglicherweise haben sie uns auch in einer Tour beleidigt oder sich über uns lustig gemacht, aber selbst wenn es so war, wirkten sie dabei äußerst freundlich. Ebenfalls bemerkenswert waren die Sauberkeit und die Sicherheit im Land. Wo auch immer wir waren, mit Ausnahme der Insel Miyajima, war alles blitzsauber. Nirgendwo lag Müll auf der Straße und selbst die Toiletten in Bahnhöfen waren einwandfrei. Während man in Deutschland schon froh ist, wenn das Bahnhofsklo nicht aussieht als wäre jemand darauf beim Stuhlgang gestorben, konnte man in Japan wirklich immer ohne Bedenken die sanitären Anlagen aufsuchen. Außerdem hatten wir egal wo wir waren, ob nun in der Mega-Metropole Tokio, im eher wenig touristischen Toyama oder in Kyoto, nie auch nur eine Sekunde das Gefühl, in eine komische Gegend geraten zu sein – und bekanntermaßen haben wir aufgrund meiner Vorliebe für alte Videospiele viele Gegenden gesehen, wo sich sonst keine Touristen aufhalten.

Auch die Infrastruktur in Japan ließ keinerlei Wünsche offen. Es war fast schon erschreckend, wie pünktlich Züge doch fahren können. In drei Wochen war lediglich ein Regionalzug wirklich verspätet, ansonsten fuhr alles fast auf die Sekunde genau ab. Zuhause ist man hingegen froh, wenn überhaupt mal ein Zug wirklich pünktlich ist und nicht spontan ausfällt oder die Straßenbahn-Linie 18 der KVB auf mysteriöse Art und Weise plötzlich von der Anzeigetafel verschwindet, obwohl sie doch kurz zur noch in drei Minuten ankommen sollte. Unter den Punkt super Infrastruktur kann aber zweifellos auch das mobile Internet gepackt werden. Mit meiner japanischen SIM-Karte hatte ich im Grunde genommen überall LTE Empfang. In Tokio, in Hiroshima, auf Miyajima, bei der Fahrt durch die Berge – überall schnelles Internet auf meinem Handy. Deutschland mutet dagegen leider wie ein Entwicklungsland an. Auf der täglichen Bahnstrecke zur Arbeit gibt es eine Passage, wo es keinerlei Handyempfang gibt und selbst in Köln gibt es Ecken, wo Edge das Maximum ist, was an Tempo vorhanden ist. Hier sollte sich die Politik also gern mal eine Scheibe von Japan abschneiden. Wobei in Sachen mobiles Internet selbst Albanien und wahrscheinlich ca. 90% aller Länder dieser Erde ein gutes Vorbild für unsere Heimat darstellen.

Was mich aber besonders beeindruckt hat, ist die japanische Kultur und das Land an sich. Wir konnten auf unserer Reise zwar nur einige Hotspots Japans besuchen, aber der Eindruck des Landes ist trotzdem prägend. Vor allem Kyoto als Epizentrum japanischer Kultur war einfach faszinierend, wenn auch leider ziemlich voll. Aber auch eine Stadt wie Tokio habe ich sonst auf der Welt noch nicht gesehen. Wahnsinnig groß mit unglaublich vielen Menschen, aber trotzdem ungewöhnlich strukturiert und nicht annähernd so laut und hektisch wie beispielsweise New York. Dazu aber teilweise auch abgedreht, wie man es sich vorstellt, wenn man beispielsweise durch Akihabara spaziert und von Neonwerbung, Jingles und als Schulmädchen verkleideten Bedienungen von allen Seiten mit Reizen überflutet wird. Und auch das, was wir von der Natur Japans gesehen haben, war wirklich schön. Der heilige Berg Fuji ist rund um Tokio quasi allgegenwärtig und hat auch uns schon von Weitem in seinen Bann gezogen. Leider kam die Natur in unserem Urlaub etwas zu kurz, womöglich hätte das Land sonst einen noch besseren Eindruck hinterlassen.

Alles in allem waren die drei Wochen in Japan ein toller Urlaub. Womöglich haben wir den Unterschied zu unseren üblichen Fernreisen in die USA im Vorfeld deutlich unterschätzt und waren deshalb auch nach nicht einmal der Hälfte der Zeit vor Ort des Landes überdrüssig. Vielleicht haben wir uns auch anfangs damit schwer getan, uns wirklich auf die neue Erfahrung einzulassen und haben stattdessen alles mit den USA verglichen. Denn wenn ich jetzt von Zuhause auf den Urlaub zurück blicke, hatten wir in Japan wirklich eine tolle Zeit und es war eine super Erfahrung. Zwar wird das Land definitiv kein Ziel, wo es mich in regelmäßigen Abständen immer wieder hin ziehen wird, aber ich kann mir durchaus vorstellen, in Zukunft noch einmal dorthin zu fliegen und das Land dann etwas genauer mit dem Auto zu erkunden. Was ich aber in jedem Fall jetzt schon sagen kann: Japan ist auf jeden Fall eine Reise wert!

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