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Barcelona: Gaudis Stadt am Meer

Gefühlt ist es ziemlich egal, wen man zu seiner Meinung zu Barcelona fragt. Nahezu unisono bekommt man zu hören: Barcelona ist so eine tolle Stadt. Wahlweise wird das Ganze ergänzt durch: „da würde ich auch gern hin“, „da würde ich gern leben“ oder auch „das ist meine Lieblingsstadt“. So erging es mir auch dieses Mal, als ein Wochenend-Trip in die katalonische Metropole anstand. Ich war bereits vor einigen Jahren einmal dort zu Gast, habe aber von damals nicht viel positive Erinnerungen im Kopf (was womöglich auch an einer Lebensmittelvergiftung liegen könnte, die ich mir damals eingefangen habe). Daher wurde es höchste Zeit, die Eindrücke nochmal aufzufrischen und das eigene Bild von Barcelona etwas zu verfeinern.

Fakten zum Warmwerden

Barcelona ist mit etwas über 1,6 Millionen Einwohnern die zweitgrößte Stadt Spaniens, gleichzeitig die Hauptstadt Kataloniens und kosmopolitisches Zentrum der gesamten Region. Mit ihrer Lage am Mittelmeer vereint sie dabei sowohl die Einflüsse einer klassischen Urlaubsstadt an der Küste als auch architektonische und kulturelle Sehenswürdigkeiten. Außerdem zählt Barcelona mit jährlich mehr als 7 Millionen Touristen zu den am meisten besuchten Städten in ganz Europa.

Am einfachsten erreichbar ist die Stadt wohl mit dem Flugzeug. Der internationale Flughafen El Prat liegt unweit des Stadtzentrums und ist gut an das örtliche Metro-System angebunden. Mit dem „Hola Barcelona Ticket“ kommt man beispielsweise problemlos vom Flughafen in die City und zurück und hat gleich auch noch zwischen 48 und 120 Stunden Fahrten mit den öffentlichen Verkehrsmitteln dabei. Alternativ gibt es auch noch die Barcelona Card, die neben dem Ticket für den ÖPNV auch noch als Rabatt- oder Eintrittskarte für verschiedene Sehenswürdigkeiten fungiert

Einige Billig-Fluglinien steuern auch den Flughafen Girona an, wenn man als Ziel Barcelona angibt. Dieser liegt allerdings 75km entfernt vom Zentrum und liegt somit, für einen City-Trip, alles andere als günstig.

Sagrada Familia – eine Baustelle als Gaudis Vermächtnis

Nun aber zur Stadt an sich: die wohl bekannteste Sehenswürdigkeit Barcelonas ist (abgesehen vom FC Barcelona) die Sagrada Familia. Die von Antoni Gaudi entworfene Kirche ist seit 1882 eine ewige Baustelle, was sie aber nicht minder imposant erscheinen lässt. Man kann wohl ohne Übertreibung sagen, dass das Erscheinungsbild der Sagrada Familia weltweit einzigartig ist. Mit ihren (bei Fertigstellung im Jahre 2026) insgesamt 18 Türmen erinnert sie auf den ersten Blick eher an eine aufwendig verzierte Sandburg, als an ein Gotteshaus. Und auch im Inneren ist es erstaunlich hell, freundlich und bunt, was für eine katholische Kirche wirklich ungewöhnlich ist.

Dass es sich bei der Sagrada Familia um die Hauptsehenswürdigkeit der Stadt handelt, merkt man dann leider auch am Preis. Wer die Kirche von innen sehen möchte, zahlt pro Person 26 Euro. Wer auch noch eine der beiden Turmfassaden besuchen möchte, liegt schon bei 33 Euro (Stand: Januar 2020). In beiden Fällen sollte man auf jeden Fall vorab online (sagradafamilia.org) Tickets buchen und sich den Lieblings-Slot für den Einlass aussuchen, denn die Schlangen vor der Kirche können sehr lang werden. Es ist auch wirklich beeindruckend zu sehen, wie detailverliebt und aufwendig das gesamte Gebäude gestaltet ist, aber in meinen Augen ist der Preis dafür schon ziemlich hoch. In der Kirche selbst ist es aufgrund der zahlreichen Besucher sehr voll und von den Türmen hat man zwar eine schöne Aussicht über die Stadt, aber man beginnt quasi unmittelbar nach der Ankunft mit dem Aufzug schon wieder den Abstieg.

Deutlich angenehmer ist es derweil in den kleinen Grünflächen auf beiden Seite der Kirche. Dort kann man in Ruhe verweilen und schöne Blicke genießen, während man von der örtlichen Vogelwelt umgeben ist.

Ein Spaziergang durch den Park Güell

Diese Vögel kann man dann auch im Park Güell wiedertreffen, der zweifellos bekanntesten Grünfläche der Stadt und einer der bekanntesten der Welt. Die Anlage liegt etwas erhöht über der Stadt, sodass man einen tolle Ausblicke erhaschen kann, während man durch den Park spaziert.

Größtenteils ist es dabei sogar relativ ruhig, zumindest wenn man die nicht einmal 10% der Fläche meidet, für die man Eintritt zahlen muss. Dummerweise, und wenig überraschend, ist das genau der Bereich, der touristisch am interessantesten ist, weil hier die Bauwerke stehen, die Gaudi Anfang des 20. Jahrhunderts bei der Anlage des Park erbaut hat. Wenn man sich auch diesen Bereich anschauen möchte, sollte man sich zwingend frühzeitig online um Tickets kümmern, denn ansonsten muss man es sich in der endlosen Schlange gemütlich machen oder hat erst gar keine Chance. Schon Ende Januar war es hier einfach wahnsinnig voll, während der kostenlose Teil des Parks sehr angenehm ruhig war.

La Rambla und das Barri Gotic – die Altstadt Barcelonas

Ruhe ist hingegen auf La Rambla, der zentralen Promenade im Herzen Barcelonas, quasi immer ein Fremdwort. Die Menschen flanieren entlang der Straßenhändler und es ist eigentlich immer voll – egal zu welcher Jahreszeit. Das mag vielleicht auch daran liegen, dass der Boulevard am Rande der Altstadt entlang verläuft und man quasi zwangsläufig am Hafen landet. Wenn man sich aber etwas von den Massen entfernt und durch die Gassen der Altstadt schlängelt, ist es direkt deutlich angenehmer. Plötzlich kann man auch mal etwas verweilen und sich Barcelona ohne die ganz großen Touristenströme ansehen. Wirklich allein ist man aber natürlich auch hier nicht. Trotzdem lohnt sich ein solcher Abstecher ins Barri Gotic auf jeden Fall. Insbesondere der Bereich rund um die Kathedrale von Barcelona lohnt sich – denn sie ist tatsächlich auch ein absolut sehenswertes Bauwerk, welches aber im Vergleich zur Sagrada Familia oftmals hinten über fällt.

Verlässt man das Barri Gotic nun in Richtung Wasser, oder läuft La Rambla in gleicher Richtung bis zum Ende, gelangt man zwangsläufig ins Hafengebiet der Stadt. Neben den üblichen Yachten, einem Kreuzfahrtterminal und auch einem Containerhafen, findet man dort auch ein Einkaufszentrum, eine Promenade (Rambla de Mar), die Stadtstrände sowie die „Talstation“ der Seilbahn auf den Montjujic. Somit hat offensichtlich auch die Küste der Stadt einiges zu bieten, auch wenn ich persönlich den ganzen Bereich irgendwie nicht so überzeugend fand.

Montjuic, Gaudis Bauten und das Camp Nou

Abgesehen von diesen touristischen Klassikern im Zentrum der Stadt, habe ich während meiner Besuche in Barcelona auch noch ein paar andere Ecken erkunden können. Wer beispielsweise auf der Suche nach einer schönen Aussicht über das gesamte Stadtgebiet ist, der ist auf dem Montjuic, einem der beiden Hausberge der Stadt, gut aufgehoben. Insbesondere aus der Seilbahn, die vom Hafen auf den Berg fährt, hat man einen tollen Ausblick über die Stadt, vorausgesetzt man ist nicht zu sehr damit beschäftigt, der etwas in die Jahre gekommenen Konstruktion zu Misstrauen. Auf dem Berg selbst ist auch einiges geboten. Während das Castell eher nicht so interessant ist, ist das Palau Nacional mit der Font Majica davor auf jeden Fall einen Besuch wert. Davon abgesehen befindet sich auch das Olympiagelände der Spiele von 1992 dort oben. Wer also Zeit hat, der kann sie hier gut verbringen.

Gleiches kann man auch über das Stadion des ruhmreichen FC Barcelona, das Camp Nou, berichten. Als eines der größten Stadien der Welt ist es allein schon einen Abstecher wert. Wer sich dann aber auch noch für Fußball interessiert, der macht hier nichts falsch. Wen Fußball aber so gar nicht juckt (auch solche Leute soll es ja geben), der sollte vorher abwägen, ob man es wirklich sehen will.

Gleiches gilt, da bin ich ehrlich und oute mich als Kultur-Banause, für die zahlreichen Bauten von Gaudi in der ganzen Stadt. Natürlich sind alle Gebäude des spanischen Meisters architektonische Highlights und sehen außergewöhnlich aus, aber wessen Interesse an Architektur eher rudimentär ist, der hat ansonsten an den Gebäuden nicht ganz so viel Spaß.

Barcelona Roundup

Die Mittelmeer-Metropole und Hauptstadt Kataloniens hat als touristisches Ziel einiges zu bieten. Das steht völlig außer Frage. Und trotzdem hat mich die Stadt, die so viele Reisende lieben, auch nach meinem zweiten Besuch nicht wirklich überzeugen können. Woran das liegt? Ich denke, es ist eine Mischung aus zu hohen Erwartungen, zu vielen Menschen und vielen anderen Kleinigkeiten. Wenn eine Stadt schon bei mäßigem Wetter im Januar voll wirkt, wie es in Barcelona der Fall war, dann muss es in den Sommermonaten schier unerträglich sein. Außerdem empfand ich die Stadt weitestgehend als verhältnismäßig schmutzig, was grundsätzlich für mich einen negativen Beigeschmack hat. Und ganz davon abgesehen hat mich die Stadt insgesamt einfach enttäuscht. Aufgrund all der herausragend positiven Meinungen im Vorfeld beider Besuche hatte ich einfach mehr erwartet.

Das soll jetzt keinesfalls heißen, dass ich von einem Besuch in Barcelona abraten würden. Im Gegenteil: jeder sollte sich selbst ein Bild machen und die Stadt erkunden. Ich schließe auch nicht aus, dass ich irgendwann noch einmal warm werde mit der Stadt – vielleicht schon beim nächsten Besuch. Dieser wird irgendwann nach 2026 sein, wenn die Sagrada Familia dann auch mal fertig ist. Bis dahin erkunde ich lieber andere Ecken der Welt.

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