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USA Roadtrip 2024: Viele rote Felsen und ein Zwischenstopp in Vegas.

Am Tag nach der US-Präsidentschafts-Debatte gab es in den Medien eigentlich nur ein Thema, denn Donald Trump hatte am Abend zuvor behauptet, dass Migranten aus Haiti in Springfield, Ohio Haustiere essen („They’re eating the dogs, they’re eating the cats.“) und ich stand auf dem Weg zum Frühstück schon kurz davor, andere Hotelgäste mit ihren kleinen Hunden zu fragen, ob sie nicht Angst davor hätten. Ich entschied mich aber dagegen und so packten wir unseren Kram zusammen und starteten in unseren nächsten Tag voller Zeit auf der Straße.

Unseren ersten Stopp erreichten wir dann schon nach 2,5 Stunden Fahrt: den berühmten Forrest Gump Point. An dieser Stelle hatte Forrest Gump im Film seinen Lauf durch das Land plötzlich beendet und wollte nur noch nach Hause gehen.

Dummerweise ist dies mittlerweile kein Geheimtipp mehr für eine schöne Aussicht, weshalb allerhand Leute dort überall auf der Straße herumlaufen. Gleichzeitig ist der Blick auf das Monument Valley auch ohne popkulturelles Hintergrundwissen natürlich schön.

Apropos Monument Valley: das war natürlich direkt unser nächster Halt. Und wie es sich gehört, sind wir natürlich mit unserem Mietwagen schön Offroad über Steine und durch Sand gefahren um diesen eindrucksvollen Ort in vollen Zügen zu genießen. Bemerkenswert war dabei direkt zu beginn, dass unmittelbar vor uns ein klassischer Soccer-Mum-Van ins Tal hinunter fuhr und schon bei der ersten etwas holprigen Strecke aufsetzte, es aber trotzdem für eine gute Idee hielt, sich weiter durch zu kämpfen. Wir hatten derweil eine etwas unruhige, aber trotzdem coole Fahrt abseits befestigten Straßen.

Danach ging es dann erneut 2 Stunden durch das absolute Nichts. Was uns in dieser Zeit am meisten beschäftigte, war die Uhrzeit. Denn mittlerweile befanden wir uns in Arizona, was in einer anderen Zeitzone als Colorado und Utah liegt. Aber irgendwie sprangen unsere Handys nicht um. Wir vermuten, dass es mit den Navajo Gebieten zusammenhängt, da diese Ureinwohner irgendwie nicht an die Winterzeit glauben. Und auch scheinbar nicht an die Pacific Time. Wirklich wissen tun wir das aber nicht. Kurz vor Page sprangen unsere Uhren dann doch noch eine Stunde zurück und wir hatten einfach so eine Stunde gewonnen. Wir erreichten dann, nach einem kurzen Stopp bei Burger King, unser Hotel, obwohl wir auch schon vor zwei Jahren das Thema mobiles Internet und Navigation in Page selbst ein ganz schwierig waren. Das Zimmer war das, was wir von einem Baymont by Wyndham erwarteten, denn in diesem Hotel waren wir schon zwei Jahre zuvor zufrieden. Allerdings schien man in der Zwischenzeit bei der Lüftung im Badezimmer ein falsches Ersatzteil verbaut zu haben, denn diese klang wie ein landenden Helikopter und auch alles im Badezimmer wackelte entsprechend, wenn die Lüftung ansprang.

Der Tag war für uns aber noch nicht beendet, denn wenn man in Page ist, muss man ja quasi den bekannten Horseshoe Bend bei Sonnenuntergang besuchen. Also nochmal ab ins Auto, 15 Minuten fahren, 10 Euro für den Parkplatz latzen und ab dafür. Die 35 Grad Außentemperatur in Kombination mit einem ordentlichen Wind fühlten sich dann an wie Umluft im Backofen. Und diese sollte mir dann auch noch zeigen, was sie von Kopfbedeckungen hält. Denn just in dem Moment, als die Sonne unterging, wehte mir der Wind meine Cap vom Kopf und bescherte ihr so ein neues Leben in Freiheit im Canyon. In diesem Moment verschwand die Sonne zusammen mit meiner Cap und meiner guten Laune.

Eine neue Cap von Walmart für 8 Dollar in Kombination mit einem entspannten Tagesstart inklusive Ausschlafen bereinigte meine Laune aber schon wieder vollständig. Im Hotel gönnten wir uns dann zum Frühstück erstmal Waffel und Frühstücks-Kartoffeln – wieso denn auch nicht? Anschließend nutzten wir unseren Hotel-Zeit bis ans absolute Maximum aus. nachdem wir schon pünktlich zum Start des Check-ins da waren, verließen wir das Hotel dann auch erst zum spätest-möglichen Check-Outs. Wir fuhren noch zwei bestenfalls mittelmäßige an der Wahweap Bay an, hatten dann aber keine Lust mehr auf Page. An der Tankstelle gab es aber noch eine Überraschung: Coke Zero mit Oreo Geschmack. Klingt ekelhaft? Dachte ich auch, aber ich muss sagen: diese abscheuliche Laune der Getränkeindustrie schmeckte erstaunlich gut und versüßte mir die zweistündige Fahrt in Richtung Süden, bei der ich nicht ein einziges Mal den Highway wechseln oder lenken musste. Es ist wirklich beeindruckend, dass die Wissenschaft es heutzutage schafft, zwei extrem kalorienhaltige Lebensmittel in einem Getränk zu kombinieren, dass dann einfach keine Kalorien hat.

Irgendwann kamen wir dann in Flagstaff an und versuchten unser Glück direkt erstmal bei einem veganen asiatischen Restaurant. Das süße Debakel vom ersten Tag hatten wir noch im Kopf und wir hofften, dass es diesmal besser würde. Dummerweise wurde es das nicht, denn auch die Soßen diesmal bestanden gefühlt zu 90% aus Zucker. So checkten wir dann unzufrieden und erneut nah an einer Diabetes-Erkrankung in unsere Unterkunft für sage und schreibe drei Nächte ein: dem Super 8 NAU/Downtown. Wieso wir für drei Nächte das Risiko eines Super 8 Motels auf uns nehmen? Weil wir aus Fehlern nicht lernen. Aber hey: Super 8 – Destination super! Wir ließen diesen entspannten Tag dann mit etwas Bummeln bei Target und Walmart sowie einem kurzen Spaziergang durch den historischen Ortskern ausklingen.

Mit der Entspannung war es dann schlagartig vorbei, als uns der Wecker am nächsten Morgen um 5 Uhr aus dem Tiefschlaf riss. Draußen war es noch stockdunkel aber wir mussten uns fertig machen, denn der nächsten Nationalpark stand auf dem Programm: der Grand Canyon Nationalpark. Wir verließen zum Sonnenaufgang und bei kühlen 10 Grad unser Motel und begaben uns auf die 90 minütige Fahrt. Aus irgendeinem Grund fühlte es sich aber an, als wären wir in einer Art Zeitschleife gefangen, denn bei jedem Blick auf die Uhr wirkte es so, als kämen wir überhaupt nicht voran. Mein immer akuter werdender Harndrang ermöglichte uns dann scheinbar die Flucht aus dieser Zeitschleife, denn irgendwann kamen wir am Visitor Center an – und es war kurz vor knapp bzw. kurz vor eingenässter Hose. Frisch entleert nahmen wir dann das allererste Shuttle des Tages, was uns zum Trailhead brachte. Man konnte dieses Shuttle auch problemlos Kartoffel-Bus nennen, denn die einzigen Idioten, die sich so früh schon darin befanden, waren natürlich Deutsche, inklusive uns. Unser Start war dann eine kurze Wanderung zum Ooh Ahh Point, der aber leider für unseren Geschmack diese Ausrufe nicht auch nur im Ansatz auslöste. Irgendwie war die Aussicht nicht wirklich besser als von oben.

Nach 200 Höhenmetern nur bergab, ging es dann die gleichen 200 Höhenmeter wieder bergauf und wir entschlossen uns, statt des Shuttles diesmal unsere Füße zu nutzen um zurück zum Ausgangspunkt zu kommen. So spazierten wir entspannt und quasi alleine die etwas über 3 Kilometer am Canyon-Rand entlang zurück, genossen die Aussicht und kumpelten ein wenig mit Eichhörnchen herum. An den Viewpoints direkt am Visitor Center waren dann Hölle und Menschen, sodass wir uns vom Grand Canyon verabschiedeten um auf direktem Weg zum nächsten schlechten Essen in Flagstaff zu fahren. Wer kommt den bitte auf die Idee, in einen Burrito keinerlei Gemüse zu packen, außer weiße Bohnen? Was sind das denn für Psychopathen in diesem Land? Kurz vor dem Ziel wurden wir dann natürlich auch noch vom obligatorischen unendlichen Zug durch Flagstaff aufgehalten. Aber nach einem erneuten Ausflug zu Target um uns mit Zutaten für Sandwiches zu versorgen, dem zuverlässigsten Essen des Urlaubs, war dann auch dieser Tag schon wieder vorbei.

Der nächste Morgen sollte dann allerdings erneut nicht sonderlich angenehm starten, da wir von unseren Weckern auch diesmal in purer Grausamkeit viel zu früh aus dem Schlaf gerissen wurden. Diesmal war es aber „spät“ genug, um das Frühstück des Motels zu testen. Der Test war schnell beendet, denn für uns gab es lediglich Toast mit Marmelade und Orangensaft, der den Namen Saft nur bedingt verdient hatte. Mäßig gestärkt ging es dann mit dem Auto los ins nicht einmal eine Stunde entfernte Sedona – dem gehypten Instagram-Ort und gleichzeitig Heimat der New-Age Bewegung. Der von roten Felsklippen umgebene Ort soll, laut den Anhängern dieser Ideen, besonders starke „Vortex-Energiefelder“ beheimaten. Davon spürte ich zwar nichts in meinem chronisch energielosen Körper, aber die Anzahl an Shops mit Heilkristallen und Krimskrams dieser Art war schon allein bei der Ortsdurchfahrt bemerkenswert. Wir waren aber nicht wegen der vermeintlichen Energiefelder dort, sondern weil wir wandern und die Landschaft genießen wollten. Wir stellten daher unser Auto ab, nahmen das kostenlose Shuttle zum Cathedral Rock, übrigens eines der stärksten Energiefelder der Region, und starteten unsere kurze, aber durchaus etwas anspruchsvolle Wanderung, was vor allen an der Steigung (200 Höhenmeter auf 1,5 Kilometern) und der knallenden Sonne lag. Es war aber durchaus unterhaltsam und der Ausblick über die Landschaft war wirklich sehenswert.

Danach hatten wir aber auch schon genug, es wurde uns langsam zu warm und so fuhren wir nur noch einen anderen Viewpoint an, bevor wir die Rückreise nach Flagstaff antraten. Auf dem Weg dachten wir dann: lass uns doch mal was Neues ausprobieren und bei Sams Club einkaufen gehen. Die ersten Angebote wirkten auch verlockend, aber die Ernüchterung folgte schnell, als wir feststellten, dass nur Mitglieder dort einkaufen dürfen. So folgte dann eine Chill-Pause im Motel bevor es dann zu Burger King ging, um endlich mal etwas „vernünftiges“ in Flagstaff zu essen. Es ist und bleibt ein komisches Gefühl, Burger King als vollwertiges Essen darzustellen, aber so ist es in den USA nunmal für uns. Nach einem erneuten Bummel bei Target verbrachten wir dann noch einen ruhigen Nachmittag im Motel, bevor wir nach Sonnenuntergang noch einmal aufbrachen um auf einem Parkplatz im abgelegenen Statepark die Sterne zu beobachten. Das war auch grundsätzlich eine gute Idee, aber der Mond machte uns mit seiner Helligkeit einen Strich durch die Rechnung. Wieso muss dieser Trabant am Nachthimmel denn auch ausgerechnet während unseres Urlaubs zeigen, was er drauf hat? Oder war dies womöglich eine Rache-Aktion der Vortex-Kraftfelder aufgrund meines mangelnden Glaubens? In jedem Fall kehrten wir unverrichteter Dinge zurück.

Nach dieser Enttäuschung startete unser nächster Tag dann deutlich entspannter. Das Frühstück erhielt aber nochmal ein nicht für möglich gehaltenes Downgrade, denn nun war auch noch das organgensaftähnliche Getränk aus. Umso leichter fiel es uns aber dann, das Super 8 und Flagstaff zu verlassen und 3,5 Stunden durch die triste Einöde zu fahren und dabei dem Thermometer des Autos zuzusehen, wie die Temperatur kontinuierlich stieg, bis die 100 Fahrenheit Marke geknackt wurde. Wo es auf einmal fast 38 Grad heiß wurde? Natürlich im auf unserer Reise tiefsten Punkt mit 610 Metern über dem Meeresspiegel: Las Vegas.

Da wir beide keine Fans dieser Glitzer-Metropole sind, mieden wir den berühmten Las Vegas Strip konsequent wie Amerikaner gesunde Lebensmittel und starteten erstmal mit einem Mall-Bummel bevor es den obligatorischen Besuch in einem örtlichen Premium Outlet gab. Es ist nicht ganz klar, wohin die Zeit dann verschwunden ist, aber auf einmal war es später Nachmittag und es war höchste Zeit für uns, unser Hotel für die Nacht anzusteuern: das South Point Hotel & Casino. Die Lage ließ vermuten, dass mit South Point in diesem Fall der südlichste Punkt des erschlossenen Las Vegas gemeint sein musste, denn das Hotel war wirklich fernab vom Schuss – und gleichzeitig überraschend riesig. Überall standen Autos, wuselten Menschen umher und wir wollten doch einfach nur unsere Ruhe haben. Stattdessen durften wir, um zu unserem Zimmer zu gelangen, einmal quer durch das Casino. Alles blinkte, die Leute rauchten und die Flure waren unendlich lang. Ich wartete nur darauf, dass das Licht plötzlich anfing zu flackern und lebensverneinende Gestalten am anderen Ende auftauchten um uns zu jagen, wie man es aus Horrorfilmen kennt.

So etwas hatte unser Hotel allerdings nicht zu bieten, dafür aber einen eigenen Bingo Raum, einen Arcade Bereich und etwa 50 Bowlingbahnen – alles unter einem Dach. Am Abend düsten wir dann nochmal los, da wir das erste Escape Game des Urlaubs spielen wollten. Es ging um irgendetwas mit Pandoras Box und darin gefangener Geister – womöglich haben die früher einmal auf den Fluren unseres Hotels gelebt? Der Raum war nett, aber unsere Game Masterin hatte danach so wenig Bock wie ich es sonst nur von angestellten bei der Deutschen Post kenne. Auf dem Rückweg zum Hotel sahen wir dann erstmals auch einen Tesla Cybertruck im echten Leben. Bis dahin dachte ich eigentlich, das wäre nur eine kranke Fantasie von Elon Musk gewesen, aber stattdessen fuhr über den Parkplatz wirklich diese Abscheulichkeit von Fahrzeug, das aussieht, als hätte ein Kind sein neues Playmobil Auto designt. Glücklicherweise verfolgten uns dann aber weder die Geister aus Pandoras Box noch das Monsterauto in unseren Träumen und wir konnten in Ruhe schlafen. 

Nach einer ruhigen Nacht im Horror-Flur-Hotel in Las Vegas und einem überschaubaren Frühstück auf dem Zimmer (als ob wir für Frühstück des Hotels extra bezahlen würden) ging es für uns ganz entspannt los, da für den Tag nur ein Besuch des zweiten Premium Outlet Centers in Las Vegas, ein State-Park Besuch und ansonsten etwas Autofahrt-Zeit geplant war. Wir waren allerdings so entspannt, dass wir voreilig das Zimmer verließen, uns aussperrten und so extra das Hotelpersonal kommen lassen mussten, damit wir nochmal ins Zimmer konnten. Was wir zurückgelassen hatten? Cola, vegane Mayo und eine Flasche Mountain Dew im Kühlschrank. Das konnten wir natürlich nicht zurücklassen. Danach ging es dann ins Outlet Center, wir bummelten ziellos umher und plötzlich waren irgendwie 3 Stunden vergangen. Wo war die Zeit geblieben? Ohne den einsetzenden Hunger wären wir womöglich sogar noch länger geblieben, aber so trieb es uns zu Burger King und anschließend in den etwa eine Stunde entfernten Valley of Fire State Park. Am Eingang erwartete uns dann eine sehr deutliche Hitzewarnung: „Heat warning – You might die!“. Wir waren von der Drastik dieser Warnung durchaus überrascht, weil es gar nicht so übermäßig heiß war, aber wenn wir eins in diesem Land gelernt haben, dann das man manche Dinge einfach zur Kenntnis nimmt und weitermacht. Allerdings scheinen Amerikaner nicht so richtig in der Lage zu sein, Temperaturen oder Risiken einzuschätzen, denn die meisten Wanderwege im State Park waren aufgrund der Temperaturen im Sommer gesperrt – zu viele Menschen mussten in der Vergangenheit gerettet werden. Diese Enttäuschung hielt aber nur sehr kurz, denn just im Moment unserer Ankunft bekamen wir die freudige Mitteilung, dass wir (wiedermal) Glück in der Permit-Lotterie hatten. Dazu später mehr. So konnten wir freudig die Landschaft (die nicht gesperrt war) im Park begutachten und genießen. 

Nach zwei Halten hatten wir dann aber schon keine Lust mehr – waren wir schon so abgestumpft? Offensichtlich schon, denn wir verließen das Valley of Fire, fuhren durch die nordwestliche Ecke von Arizona um dann eine Stunde Zeit mit einem Zwinkern zu verlieren, als wir wieder nach Utah einfuhren – Danke Zeitzonen in den USA. Nach dem üblichen Walmart-Ausflug ging es dann ins Sleep Inn&Suites in Hurricane, unserer Bleibe für die nächsten zwei Nächte. Leider war die Rezeption unbesetzt und weder auf mehrfaches Klingeln, noch auf einen Anruf reagierte jemand. Irgendwann tauchte dann um die Ecke die müdeste und unmotivierteste Frau ever auch und faselte irgendetwas von ihrer Suche nach einem Mopp, weil sie moppen wollte. Sie schaffte es aber trotzdem uns einzuchecken und so konnten wir den Tag schließlich beenden.

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