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USA/Kanada 2018: Endlich Rocky Mountains – Banff National Park

Der Off-Day ging im leichten Shopping-Rausch fast schneller rum, als ich die Kreditkarte durchs Lesegerät ziehen kann, sodass es heute Morgen dann auch endlich mal wieder los ging. Unser Jeep hatte, genau wie wir, schon erste Entzugserscheinungen und freute sich, wieder richtig fahren zu dürfen. Aus der Zivilisation in Calgary ging es dann schnurstracks in Richtung Westen, wo unser Ziel bereits früh am Horizont zu erahnen war: die kanadischen Rocky Mountains. Nach einem ersten kurzen Halt im beschaulichen Canmore mit ein paar Schritten durch den Ort kamen wir dann zum Eingang des Banff Nationalparks – dem ältesten Nationalparks Kanadas. Bereits im späten 19. Jahrhundert erkannte man, dass die einmalige Natur in den Rockies geschützt werden musste und tat dies mit der Einrichtung des Nationalparks. Warum man hier wohl von einem No-Brainer sprechen kann, erlebten wir den Tag über dann quasi am eigenen Leib.

Schon unser erster Halt inklusive kurzer Wanderung wusste durchaus zu gefallen, auch wenn sich der Wald in diesem Canyon noch ein wenig in den Vordergrund drängte und die umliegenden Berge eher eine kleinere Nebenrolle spielten. Nur kurze Zeit später wurden sie schon deutlich präsenter und wir konnten erahnen, welche Rolle sie in diesem Nationalpark noch spielen sollten.

An diesem Punkt kam uns auch das erste Mal der Gedanke, dass wir heute doch ziemlich gutes Timing an den Tag legten. Denn just in dem Moment, als wir anhielten und uns darüber unterhielten, wie besonders viele Reisende es finden, wenn vor diesem Panorama ein Zug vorbei fährt, rollte von hinten auch schon ein Güterzug heran. Im ersten Moment dachte wir: wow, cool. Aber je länger der schier unendliche Zug an uns vorbei fuhr, desto mehr fühlte ich mich ans gute alte Köln-Eifeltor erinnert und empfand den Verkehr eher als störend, vor allem in dieser Landschaft. Zum Glück standen an der Straße nicht auch noch die klassischen Eifeltor-Wohnwagen, sonst hätte mich womöglich sogar ein bisschen das Heimweh gepackt. So ging es aber weiter nach Lake Louise, wo wir erstmal unser Gepäck ins Hotel luden und uns neu sammelten. Wir residieren übrigens in einem Schweizer Chalet-Hotel inklusive Jacuzzi-Badewanne im Zimmer, welches zweifellos zu schick für uns ist. Glücklicherweise bat mich am Empfang niemand, das Gebäude unauffällig wieder zu verlassen. Ich denke aber, das lag nur daran, dass das Zimmer schon bezahlt war. Ansonsten hätte man mich sicherlich direkt wieder hinauskomplimentiert.

Stattdessen machten wir uns aber selbst direkt wieder auf den Weg. Diesmal zur Lake Louise Gondola, einem Skilift, der im Sommer zweckentfremdet wird und Interessierte auf einen Berg bringt. Wir entschieden uns dabei für den klassischen Sessellift und wurden dafür mit einer fantastischen Aussicht auf das Bergmassiv belohnt.

Während dieses Teil des Tages ließ uns das fantastische Timing ein wenig im Stich, denn obwohl es sich hierbei um die Nummer 1 Grizzly Beobachtungsmöglichkeit handeln sollte, lief uns kein einziger Bär über den Weg – weder während der Fahrt, noch während der Wanderung auf dem Berg. Einzig ein lauter Schnaufer in unmittelbarer Nähe könnte von einem Bären gekommen sein. Oder ich selbst habe meine Kondition mal wieder überschätzt und nicht mitbekommen, dass ich aus dem letzten Loch gepfiffen habe. Gelohnt hat sich die Fahrt mit dem Lift aber in jedem Fall – vor allem bei dem tollen Wetter.

Obwohl man uns im Hotel vor einem völlig überlaufenen Lake Louise gewarnt hatte, versuchten wir unser Glück und fuhren zum See. Problemlos bekamen wir sofort einen Parkplatz und sahen erstmals einen der berühmtesten Seen Kanadas (und die haben verdammt viele davon). Die Uferpromenade war durchaus gut besucht und alle Nase lang turnten Menschen herum um sich besonders „einzigartig“ in Szene zu setzen, aber trotzdem konnten wir in der Sonne den Blick über den See auf den Gletscher genießen.

Das eigentliche Highlight des Tages folgte aber erst noch. Und wieder hatten wir ein glückliches Händchen mit dem Timing. Denn auf dem Weg zum Lake Louise kamen wir schon an der Straße zum Moraine Lake vorbei, welche aber aufgrund des überfüllten Parkplatzes geschlossen war. Auf dem Rückweg hatten wir nun mehr Glück, denn kurz zuvor war die Straße wieder geöffnet worden und wir konnten unser Ziel doch noch anfahren. Auch dort fanden wir recht schnell einen Parkplatz, gingen einen kurzen Trail entlang und bekamen dann das zu sehen, was in Kanada auch als „20-Dollar-View“ bekannt ist, da dieser Ausblick bis in die späten 70er Jahre die Rückseite des 20 Dollar Scheins zierte. Für mich ist dieser Blick aber der Inbegriff der Rocky Mountains und gehört ohne jeden Zweifel zu den schönsten und photogensten Orten, die ich jemals gesehen habe. Der Moraine Lake ist einfach wunderschön, egal wie man ihn betrachtet. Da gibt es für mich keine zwei Meinungen.

Genauso wenig gibt es für mich aber auch zwei Meinungen in Sachen Herumklettern für die perfekte Selbstinszenierung. Ich fotografiere wahnsinnig gern und liebe es, wenn solche Aufnahmen wie diese hier dabei herauskommen. Aber gerade in einem Nationalpark kann ich es beim besten Willen nicht verstehen, wenn man die definierten Wege verlässt und in der Natur herumklettert, nur um sich selbst auf einem Felsen oder einem Baumstamm ablichten zu lassen und dabei besonders inspirierend oder nachdenklich auf Instagram auszusehen. Mit so einem Schwachsinn schadet man sich selbst, vor allem aber der Natur. Ich bin ja eh kein großer Menschenfreund, aber solchen Leuten wünsche ich wirklich einen richtig fies juckenden Ausschlag an Stellen, an denen sie sich nicht kratzen können. Aber genug aufgeregt, eigentlich hat mich der Tag heute wirklich zufrieden gestellt.

Zum Abschluss des Tages galt es dann nur noch, die schier unendlich großen Löcher im Magen zu stopfen. Dafür ging es in ein nahe gelegenes Restaurant in einem Hostel, wo wir ohne Probleme und gänzlich ohne Wartezeit sofort einen Tisch bekamen. Nur Minuten später mussten zahlreiche Gäste Nummern ziehen und sich wie beim Amt hinsetzen und warten. Und sie warteten auch in etwa so lange, wie man auf die Beantragung eines neuen Ausweises oder einer Meldebescheinigung wartet. Also erneut verdammt gutes Timing von uns. Dass das Essen dann auch noch schmeckte, rundete diesen von Anfang bis Ende gelungenen Tag ab. So muss Urlaub sein!

 

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