Wer an Italien denkt, dem kommen reichlich Städte in den Sinn: Rom, Venedig, Florenz. Aber Hand auf’s Herz: wer denkt auch an Bergamo? Höchstwahrscheinlich die wenigsten und das obwohl die Stadt in der Lombardei zum Unesco Weltkulurerbe gehört und mit mehr als 120.000 Einwohnern auch gar nicht mal so klein ist. Also schauen wir doch mal, was man an den letzten Ausläufern der Alpen im Norden Italiens so entdecken kann.
Where to start?
Bergamo ist keine Stadt wie jede andere, denn sie im Grunde genommen sind es eigentlich zwei auf einmal. Sie setzt sich nämlich aus der Unterstadt (Citta Bassa) und der Oberstadt (Citta Alta) zusammen. Trotzdem ist es sehr wahrscheinlich, dass man eine Erkundung am Bahnhof in der Unterstadt beginnt, denn egal ob man vom Flughafen oder mit dem Zug aus Mailand ankommt – genau hier landet man. Und das ist auch gar nicht schlimm, denn vom Bahnhof aus sieht man am Ende der Hauptstraße auf dem Hügel bereits die Oberstadt – das touristische Zentrum Bergamos. Also nichts wie los.
Where to go?
Wenn man ganz ehrlich ist, lohnt sich eine Besichtigung der Citta Bassa nur bedingt. Auch hier gibt es schöne Gebäude und wer shoppen möchte, der wird hier auch fündig, aber das wirklich sehenswerte Bergamo liegt auf dem Hügel in der Citta Alta. Um dorthin zu gelangen hat man verschiedene Möglichkeiten. Zum einen natürlich zu Fuß, was sich aber ganz schön ziehen kann. Zum anderen gibt es eine Standseilbahn, die komfortabel für 1,30 pro Fahrt zwischen den beiden Stadtteilen verkehrt. Dummerweise ist diese Möglichkeit vor allem bei Touristen äußerst beliebt, sodass es zu Wartezeiten kommen kann. Wer diese umgehen möchte, schwenkt um auf Möglichkeit Nummer drei: die öffentlichen Busse der Linie 1. Diese bringen einen für den gleichen Preis ohne Wartezeit ganz gemütlich nach oben. Und ganz ehrlich: so toll ist die Fahrt mit der Standseilbahn definitiv nicht.
Umso toller sind dafür die Ausblicke, die man aus der Oberstadt und vor allem vom alten Kastell auf dem Hügel San Vigilio geboten bekommt. Letzteren kann man zu Fuß erklimmen oder auch hier wieder eine Standseilbahn nehmen. Diese ist allerdings nicht so frequentiert und daher durchaus empfehlenswert. Der Blick über Bergamo und das Umland ist einfach nur fantastisch (siege Titelbild).
Aber auch die Oberstadt an sich ist absolut sehenswert. Mittelalterliche Plätze, Kirchen, verwinkelte Gassen – man fühlt sich hier schlichtweg in der Zeit zurück versetzt und kommt fast gar nicht umher, sich einfach treiben zu lassen und zu schauen, was man so zu sehen bekommt. Und genau das ist auch der beste Weg, um die Stadt zu erkunden. Denn auf kurz oder lang kommt man quasi automatisch am zentralen Platz mit dem Dom von Bergamo und diversen Kirchen vorbei.
Wer sich dann irgendwann an der Altstadt satt gesehen hat, der kann auf den gleichen Wegen wieder nach unten kommen, mit denen man schon den Weg nach oben bestreiten konnte. Ein Spaziergang kann bergab aber durchaus lohnen, denn nur so kriegt man noch einige schöne Blicke auf und über die Stadt, ohne sich all zu sehr anstrengend zu müssen.
Where to eat?
Es ist nicht verwunderlich, dass auch Bergamo, wie ja so ziemlich jede italienische Stadt die etwas auf sich hält, für eine besondere kulinarische Spezialität bekannt ist. In diesem Fall ist es das Stracciatella Eis, welches in der Eisdiele La Marianna in Bergamo erfunden wurde. Diese Eisdiele/Konditorei gibt es noch heute und wer dort nicht vom hausgemachten Eis probiert, ist selber Schuld. Aufgrund des nicht sonderlich freundlichen Personals und der eher semi-einladenden Lage empfehle ich, sich eine Portion Stracciattella Eis zum Mitnehmen zu holen, es sich auf einer der umliegenden Bänke gemütlich zu machen und anschließend das wirklich leckere Eis zu genießen, bevor man in die Standseilbahn auf den San Vigilio steigt. Ansonsten hat Bergamo die in italienischen Städten gewohnt große Auswahl an Lokalitäten mit den gewohnt schwierigen Öffnungszeiten. Wer im Laufe des Nachmittages Hunger bekommt, der hat es nicht leicht, da viele Restaurants erst Abends wieder öffnen. Ansonsten gilt in Bergamo die klassische italienische Regel: mit Pizza und Pasta kann man hier fast nichts falsch machen.
Roundup
Bergamo hat einen Flughafen, ist an das gut funktionierende italienische Bahnnetz angeschlossen und liegt lediglich 50km entfernt von Mailand. Wer also die Verkehrsanbindung als Grund anbringen will, Bergamo nicht zu besuchen, der hat keine Ahnung. Und wer die Stadt nicht sehen will, aus Angst, es würde sich nicht lohnen, der hat genauso wenig Ahnung. Denn obwohl mit Mailand eine der italienischen Metropolen quasi um die Ecke liegt, lohnt sich ein Abstecher nach Bergamo schlichtweg immer. Die Stadt ist schlicht und ergreifend sehenswert und ein echter Geheimtipp in Norditalien. Selbst an einem Sommerwochenende kann man hier noch gemütlich durch die Straßen schlendern, ohne dass man von Touristengruppen umher geschoben wird oder ewig nach einem Platz zum Verweilen suchen muss. Also egal ob als Tagesausflug von Mailand oder während einer Reise durch den Norden Italiens: Bergamo ist in jedem Fall immer einen Besuch wert.