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USA Roadtrip 2017: Smokin‘ Oregon

Am Mittwoch war die Zeit des Abschieds gekommen. Nach einem wenig liebevoll hergerichteten Frühstück in der noch viel weniger schön eingerichteten Lobby des Hotels (warum zum Teufel standen dort überall gruselige Puppenhäuser?) ging es zum Auto und wir mussten uns vom Meer und der Küste verabschieden. Der Pazifik schien es uns leicht machen zu wollen, denn beim Verlassen des Hotels fühlte man sich fast wie in Holland: grauer Himmel, frische Temperatur und Fischgeruch in der Luft. Mit unserem fast schon lieb gewonnenen Nissan Rogue ging es dann Richtung Nordosten mit Ziel Oregon. Auf dem Weg dorthin fuhren wir noch einmal durch den Redwood Nationalpark und konnten uns so auch von den Küstenmammutbäumen verabschieden. Eigentlich wollten wir auch noch ein wenig durch den Park laufen, aber irgendwie ist es mir nicht gelungen, das Visitorcenter zu finden. Ein Trauerspiel für so einen riesigen Wald- und Wanderfreund wie mich. Dafür haben wir einen spontanen Halt in einer Recreation Area eingelegt um zumindest ein wenig Natur zu erleben.

Smith River National Recreation Area – gar nicht mal übel

Von dort aus ging es weiter bis zur Staatsgrenze, wo wir dann auch von einem Schild herzlich im schönen Oregon willkommen geheißen wurden. Gerüchten zufolge ist dieser Staat sehr waldig und grün, leider bekamen wir davon herzlich wenig zu sehen, denn alles was wir sahen war Rauch.

Was für eine freundlichen Begrüßung im Beaver State

Auf dem gesamten Weg bis zu unserem ersten Ziel, der Stadt Medford, war die Sicht mehr als dürftig und im Grunde genommen war wirklich alles in Rauch gehüllt. Bei einer Runde Minigolf war das dann auch für uns riechbar, denn kaum aus dem Auto ausgestiegen roch es ohne Unterlass verbrannt, als hätte ich mal wieder die Krümel nicht aus dem Ofen gewischt. Da wir mangels interessanten Haltepunkten auf dem Weg erneut zu früh für den Check-In am Ziel waren, gab es eine weitere Runde des WLAN-Schmarotzens bei Starbucks – wohl gemerkt ohne das ich etwas konsumierte. Unsere Unterkunft wirkte dann, womöglich auch bedingt durch den allgegenwärtigen Rauch, mal wieder ein wenig eigenartig – fast wie eine bewohnbare Garagensiedlung.

Rodeway Inn Medford – nicht einladend, aber gut

Der wirklich nette Inder (was auch sonst?) an der Rezeption erklärte uns dann, dass es eigentlich überall um Medford herum brennen würde und wir uns daher wenig Hoffnungen machen sollten, dass sich das Wetter bessert – wie erbaulich. Da blieb uns ja schon fast nichts anderes mehr übrig, als zu essen und zu shoppen – oder es zumindest zu versuchen. Ersteres klappte bei Panda Express noch sehr gut und günstig, letzteres in der nahe gelegenen Mall dann nur noch bedingt. Und das, obwohl man in Oregon scheinbar keine Sales Tax kennt – paradiesische Zustände, wenn es denn was zum Einkaufen gäbe. Am Abend beteten wir dann zum Wettergott, dass sich die Feuer- und Sichtsituation vielleicht doch noch verbessern würde, damit wir zumindest ein wenig von unserem eigentlich Ziel in Oregon zu sehen bekommen: Dem Crater Lake Nationalpark. Prognose: Bewölkt, ab 11 AM Gewitter und starker Regen.

Am nächsten Morgen klingelte der Wecker dann früher als gewohnt und schaffte es sogar ausnahmsweise seinem Job nachzukommen und uns zu wecken. Voller Hoffnung checkten wir die Wettervorhersage: Keine Veränderung. Ein Blick auf die Webcams im Park verriet uns aber, dass man den See zumindest sehen kann und sich der Rauch vom dortigen Waldbrand ein wenig verzogen hatte – Hoffnung keimte auf. Also ab zum Frühstück, Sachen ins Auto und los, wohl gemerkt vor 8:00 Uhr morgens. (gähn). Auf dem Weg zum Park durch das absolute Niemandsland von Oregon, ja selbst Oregon scheint Niemandsland zu haben was den Namen mehr verdient als der Rest des Staates, tauchte dann jemand auf, mit dem wir im Leben nicht gerechnet hätten: die Sonne. Zunächst noch hinter Dunstschleiern wurde der Himmel zunehmend klarer bis er schließlich komplett blau war. Aber würde das auch im Nationalpark so sein? Oh ja, genau so war es. Das Glück muss wirklich mit den dummen Deutschen sein. Oder zumindest mit uns. Und was soll ich sagen: Die Zeit am Crater Lake war einfach nur wunderschön.

Crater Lake – einfach nur awesome

Der See selbst entstand beim Ausbruch eines Vulkans, als der gesamte Berg geschmeidige 1600 Meter an Höhe verlor. Seitdem speist sich der Crater Lake ausschließlich aus Schnee und Regenwasser und gilt als einer der reinsten Gewässer des gesamten Planeten. Selbst jetzt im September gab es noch vereinzelte Schneereste und ich muss wirklich zugeben, dass mich diese Natur so gefesselt hat, dass ich fast gar nicht mehr da weg wollte. Etwas später als vorausgesagt zogen dann aber doch Wolken auf uns es begann zu Regnen – genau die richtige Zeit für uns wieder aufzubrechen. Denn der blaue Himmel wich fast so schlagartig dem Regen wie Menschen in den Straßenbahn wenn ein Obdachloser einsteigt.

Kaum waren die Wolken da, kam auch direkt der Regen

Unsere Reise führte uns dann auf der anderen Seite des Nationalparks wieder raus, aber die Sonne wollte uns noch nicht so richtig gehen lassen und leistete uns im weiteren Tagesverlauf immer wieder Gesellschaft. Freundlich von ihr, oder? Einen herzlichen Dank auch nochmal an ganz oben. Ich wäre echt stinkig gewesen, wenn der Trip hier in den Norden aufgrund des Wetters nicht geklappt hätte. Das wäre schon vergleichbar gewesen mit schlechtem Essen am gleichen Tag wie eine FC Heimniederlage. Ihr könnt euch also vorstellen, wie sehr ich mich auf diesen Tag gefreut hatte.

Unser Ziel nach dem Park war dann übrigens Klamath Falls, oder auch K-Falls, wie coole Typen wie ich sagen – eine Kleinstadt am Ufer von mehreren Seen. Klingt ganz gut, ist aber in Wirklichkeit eine scheinbar willkürlich zusammengewürfelte Stadt, bei der man das Stadtzentrum ebenso vergeblich sucht wie Sehenswürdigkeiten. Man könnte es also als Hürth Oregons bezeichnen – wie passend für uns Hürther. Abgesehen vom üblichen Programm (Check-in, chillen, Abendessen, chillen) stand dann auch nichts mehr auf dem Programm. Mal abgesehen von der Planung des nächsten Tages. Spoiler Alarm: Aktivitätslevel Sonntagnachmittag zuhause könnte nur knapp überboten werden. Anekdote zum Abschluss: Unser Navigationgerät hat es nicht so mit der englischen Sprache, also wie ein Großteil deutscher Urlauber, und sorgt immer mal wieder für unfreiwillige Lacher. In diesem Fall schickte es uns auf dem „Heimweg“ vom Essen zum Hotel auf die „I-5 Sud Richtung Arschland“. Richtig wäre gewesen die I-5 South Richtung Ashland. Aber hey, es war zumindest stets bemüht.

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